STUTTGART. Keine Brauereigespanne auf dem Volksfest, das am heutigen Freitag, 27. September, beginnt? Eine Anfrage unserer Zeitung hat die Verantwortlichen auf Trab gebracht. Dem Vernehmen nach war das Wahren dieser speziellen Tradition Stuttgarts OB Frank Nopper (CDU) ein besonderes Anliegen. So sind alle Beteiligten ganz schnell noch einmal in sich gegangen und man hat wohl eine Lösung gefunden.
Laut Marcus Christen vom Volksfest-Veranstalter in.Stuttgart fährt nun Kutscher Peter Müller täglich samt seinen Pferden von Alfdorf (Rems-Murr-Kreis) nach Bad Cannstatt, schirrt dort an und kommt mit den Kutschen der Brauereien auf den Wasen. Und abends fahren sie alle wieder nach Hause in den Schwäbischen Wald. Dort können die Pferde dann in Ruhe übernachten.
»Im Reitstadion ist wegen der Flüchtlinge kein Platz für Pferde«
Lange Zeit hatte es am Dienstag noch so ausgesehen, als könnten die Gespanne nicht auf den Wasen. Die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart hatte mitgeteilt, dass wegen der Unterbringung von Geflüchteten im Reitstadion dort kein Platz mehr für die Pferde sei. Man habe sehr lange überlegt, ob eine andere Unterbringung möglich wäre. Während der Coronajahre waren sie in der Schleyerhalle untergekommen. Durch das Reitturnier ist man dort ja gut gerüstet. Doch anders als während der Pandemie finden dort nun wieder zahlreiche Veranstaltungen statt. Diese Alternative fiel also auch aus.
Also schien es so, als bliebe nichts anderes übrig, als schweren Herzens dieses Jahr auf die Brauereigespanne zu verzichten. Es wäre der Tiefpunkt der ohnehin schon angeknacksten Beziehung zwischen den stämmigen Gäulen und dem Volksfest gewesen. Die Tierschützer hatten diese Tradition immer wieder moniert, die Haltung der Pferde während des Volksfests beanstandet. Vor neun Jahren fanden sie Gehör. Die Tiere waren unweit der Brauereien untergebracht, standen in Boxen und waren angeleint. Während die Tierschutzorganisation Peta gesagt hatte, dies sei verboten, hatte das Veterinäramt der Stadt dies differenziert gesehen: »Verboten ist die ständige Ständerhaltung«, aber wenige Tage im Jahr seien hinnehmbar. Bisher durchquerten die Pferde jahrzehntelang Stuttgart im Schritt.
»Den Tieren hat vier Tonnen rollendes Gewicht nichts ausgemacht«
Man zuckelte vom Stuttgarter Süden mit der vier Tonnen schweren Kutsche auf der Hauptstätter Straße durch die Innenstadt weiter zum Cannstatter Wasen und zurück. Gut 22 Kilometer waren sie unterwegs. »Den Tieren hat das gar nichts ausgemacht«, sagt Peter Müller, »für die sind vier Tonnen rollendes Gewicht fast gar nichts, und der Straßenverkehr hat sie nie gestört.«
Aber dank der neuen Lösung muss nun niemand darauf verzichten, die Pferdegespanne der Stuttgarter Brauereien zu bewundern. Nun kommen sie offenbar doch. Allerdings brauchen die kräftigen Rösser noch einen Besuch vom Hufschmied. Sie müssen beschlagen werden für ihren Job in Bad Cannstatt. (GEA)