BONN. Corona kommt ins Museum: Das Haus der Geschichte in Bonn sammelt schon seit Monaten fleißig Dinge, die die Pandemie und ihre Auswirkungen dokumentieren.
Mehr als 400 Objekte sind bereits im Fundus - von Atemschutzmasken aller Art bis zu Abstrichröhrchen für PCR-Tests. »Spätestens mit dem Lockdown im Frühjahr war klar, dass Corona die ganze Gesellschaft betrifft und somit ein großes zeitgeschichtliches Ereignis ist«, sagt Sammlungsdirektor Dietmar Preißler. Deshalb sei es wichtig, Erinnerungsstücke der Krise für die Zukunft zu sichern.
Ein Bierkranz und Getränkebons von der Karnevalssitzung in Gangelt im Kreis Heinsberg stehen symbolisch für den Beginn der Pandemie in Deutschland. Vom ersten Geisterspiel der Fußball-Bundesliga am 11. März - Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Köln - zeugen der Original-Ball und das Trikot des Profis Christoph Kramer. Ein Street-Art-Kunstwerk zeigt eine Krankenschwester als »Super-Woman«. Es gibt Bestatter-Schutzbekleidung und Zubehör aus einer Drive-In-Teststation der Kerpener Feuerwehr.
Ein Schild aus einem Supermarkt warnt vor Hamsterkäufen und mahnt Kunden, nur ein Paket Toilettenpapier zu kaufen. »Das Klopapier selbst haben wir nicht aufgenommen, denn das gab es ja nicht«, sagt Preißler. Ein ganz anderes Beispiel, für etwas, das es nicht gab: Ein bereits beschrifteter Bierkrug für das abgesagte Münchner Oktoberfest 2020 steht stellvertretend für die vielen ausgefallenen Volksfeste.
Um an geeignete Sammlungsstücke heranzukommen, fragen die Mitarbeiter gezielt bei Personen oder Institutionen an, ob sie ihnen Gegenstände zur Verfügung stellen. »Es kommen aber auch Leute auf uns zu, die uns von sich aus Dinge anbieten.« So habe sich erst kürzlich ein Ehepaar gemeldet, das die Feier zu seiner Goldenen Hochzeit wegen Corona absagen musste - und die eingeladenen Gäste mit einem selbstverfassten Gedicht darüber informiert hatte. Dieses Gedicht zeige beispielhaft, wie Corona die persönlichen Pläne von Menschen zunichte macht.
Doch längst nicht alle Gegenstände, die interessant erscheinen, können Eingang in die Sammlung finden. »Wir müssen eine Auswahl aus Millionen von Objekten treffen«, erläutert Preißler. »Sie müssen typisch und originell sein und eine Geschichte erzählen.«
Dazu haben die Mitarbeiter ein Sammlungskonzept entwickelt, mit Kategorien wie »Corona im Alltag«, »Corona und Wirtschaft« oder »Corona in den Medien«. Alle aufgenommenen Objekte werden mit ausführlichen Angaben in eine Datenbank eingetragen und im Depot gelagert. Später können sie dann für Ausstellungen im Haus der Geschichte oder anderen Museen hervorgeholt werden. (dpa)