DORTMUND. Der Fall Erling Haaland wird für Borussia Dortmund zu einem Verwirrspiel. Noch immer ist ungeklärt, ob der Torjäger im Bundesligaspiel am Samstag (20.30 Uhr) bei Hertha BSC auflaufen darf oder nicht. Meldungen aus Norwegen, dass dem 20-Jährigen wie anderen Nationalspielern im Fall eines Einsatzes eine Geldstrafe droht, sorgten beim Revierclub für Befremden. Nach eigenen Angaben bemüht sich der Bundesliga-Dritte weiterhin in Gesprächen mit dem heimischen Gesundheitsamt und dem norwegischen Verband um eine Klärung.
Knackpunkt bleibt die von den norwegischen Gesundheitsbehörden angeordnete zehntägige häusliche Quarantäne für alle Nationalspieler, die wegen eines positiven Corona-Befundes beim ehemaligen Braunschweiger Profi Omar Elabdellaoui verhängt worden war und die zur Absage des Länderspiels in Rumänien geführt hatte. Dass den im Ausland tätigen Profis wie Haaland dennoch die vorzeitige Rückreise zu ihren Clubs gewährt wurde, ändert daran angeblich wenig.
Positive Signale am Montag aus Leipzig sorgten beim BVB jedoch für erste Beruhigung. Demnach muss Haalands Nationalmannschaftskollege Alexander Sörloth nicht in eine mehrtägige Quarantäne. Nach Angaben des Clubs müsse der Stürmer den bei allen Rückkehrern üblichen negativen Corona-Test nachweisen, der am Montag durchgeführt wird. Dann kann Sörloth nach den Vorgaben des zuständigen Leipziger Gesundheitsamts wieder das Training aufnehmen und darf auch am Samstag (18.30 Uhr/Sky) bei Eintracht Frankfurt spielen.
Aus Norwegen gab es zuvor unterschiedliche Signale, ob Haaland und seinen Nationalmannschaftskollegen tatsächlich Strafen drohen könnten, wenn sie für ihre Vereine auflaufen. Wie der Rundfunksender NRK berichtete, hat die Kommune Oslo der Rückreise der Legionäre unter der Voraussetzung zugestimmt, dass sie sich direkt nach Hause begeben und dort bis zum Ende der Quarantänezeit aufhalten.
Oslos Amtsarzt Tore W. Steen sagte der Zeitung »Dagbladet«, ein Zuwiderhandeln werde von norwegischer Seite als Quarantänebruch und Nicht-Einhaltung der Voraussetzungen aufgefasst, die für die Ausreise gegeben worden seien. Nach dpa-Informationen hat Sörloth dem allerdings weder zugestimmt noch ein Dokument unterschrieben.
Im Paragrafen 8.1 des norwegischen Infektionsschutzgesetzes heißt es, dass vorsätzliche oder fahrlässige Verstöße gegen das Gesetz mit Geldstrafen oder bis zu zwei Jahren Gefängnis geahndet werden können. Die Leiterin der Spitzenfußballabteilung beim norwegischen Fußballverband NFF, Lise Klaveness, signalisierte am Montag jedoch, dass ein Auflaufen für ihre Teams für Haaland und Co. kaum Folgen haben dürfte. Die Spieler hätten keinen Grund, die Regeln zu brechen, und sollten dies auch nicht tun, sagte sie der Nachrichtenagentur NTB. »Aber die Zuständigkeiten der norwegischen Behörden und der Geltungsbereich des norwegischen Regelwerks hören auf, wenn die Spieler das Land verlassen.«
Ähnlich wie in Leipzig gilt auch beim BVB ohnehin längst die höchste Sicherheitsstufe. Alle von ihren Nationalteams zurückgekehrten Profis müssen vorher negativ getestet sein, ehe sie wieder ins Teamtraining einsteigen dürfen. »Wir werden weiterhin null Risiko eingehen«, sagte Lizenzspielerchef Sebastian Kehl den »Ruhr Nachrichten«. Bei allem Ärger verkniff er sich Schuldzuweisungen: »Wir haben uns die Hygienekonzepte aller Verbände vorab zum BVB schicken lassen und angesehen. Die Vorkehrungen sind überall sehr hoch, niemand agiert fahrlässig.«
Zum Aufgebot für das Nations-League-Spiel der Norweger am Mittwoch in Österreich gehört Haaland nun jedenfalls nicht mehr - genauso wenig wie Rune Jarstein (Hertha BSC) und Sörloth. Stattdessen wird ein kurzfristig zusammengestellter 18-Mann-Ersatzkader mit Union Berlins Verteidiger Julian Ryerson nach Wien geschickt, damit das Spiel trotz Corona-Problemen ausgetragen werden kann.
Alle nun nominierten Akteure mit Ausnahme des früheren Fürthers Veton Berisha, der bereits von einer Coronavirus-Infektion genesen ist, kicken im Ausland. Der Plan ist, dass all diese Spieler nach Norwegen reisen, dort direkt in einem Flughafenhotel einquartiert und auf das Virus getestet werden, ehe sie am Dienstag gemeinsam per Charterflug nach Österreich reisen. (dpa)