BERLIN. Rätselraten um ein Millionen-Hilfspaket für den Sport in der Corona-Krise: Der Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete Frank Steffel hat eine Finanzspritze von rund 100 Millionen Euro für Profivereine in Aussicht gestellt.
Für den Profisport ist nach Darstellung des Innenministeriums aber kein Förderprogramm des Bundes geplant. Das sagte eine BMI-Sprecherin am Mittwoch auf Anfrage. Der Deutsche Olympische Sportbund wollte auf dpa-Anfrage dazu keine Stellungnahme abgeben.
Steffel hatte dem Berliner Radiosender 105,5 Spreeradio zuvor gesagt: »Wir wollen jetzt ein Paket für den Profibereich, dem wahrscheinlich in der kommenden Saison normale Spiele mit normaler Zuschauerbeteiligung unmöglich sein werden, auf den Weg bringen.« Das Volumen solle »bei 100 Millionen Euro liegen«, kündigte der CDU-Obmann im Sportausschuss des Bundestages an.
Dessen Vorsitzende Dagmar Freitag (SPD) teilte der Deutschen Presse-Agentur mit, ihr sei nicht bekannt, ob überhaupt und wenn ja, mit wem Steffels Vorstoß abgesprochen sei. Sie könne nur vermuten, dass das mit Blick auf die Sportausschusssitzung in der kommenden Woche erfolgt sei, in der Vertreter der Initiative Teamsport Deutschland als Sachverständige eingeladen seien. Sie zeigte sich sicher, dass sich die Koalitionsfraktionen nach der nächsten Sportausschusssitzung mit dem Thema befassen werden.
Bei der Hilfe denkt Steffel offenbar eher nicht an den Profifußball. In der Hauptstadt würde das »Basketball, Volleyball, Eishockey und Handball betreffen, und zwar für Männer und Frauen in erster und zweiter Bundesliga«, sagte der CDU-Politiker. Seit Mai 2005 ist Steffel auch ehrenamtlicher Präsident des Sportvereins Füchse Berlin Reinickendorf - der Handball-Bundesligist Füchse Berlin ist ein Proficlub.
Den Clubs würden Zuschauereinnahmen, Sponsorengelder und Einnahmen aus Bandenwerbung und Catering wegbrechen, begründete Steffel. »Mit Bundeswirtschafts- und Bundesinnenministerium streben wir ein Paket an, das den Vereinen hilft, die in den nächsten Monaten leiden werden.« In der kommenden Woche werde es weitere Gespräche geben, sagte Steffel. Das Vorhaben solle in das »große Rettungspaket des Bundeswirtschaftsministeriums integriert werden«, das Anfang Juni für viele Branchen kommen solle. Man gehe davon aus, dass die Einnahmen der betroffenen Clubs bei etwa 500 Millionen Euro pro Spielzeit liegen. »Wir glauben, dass es hilfreich ist, ihnen 25 Prozent dieser zu erwartenden Einnahmeausfälle zu ersetzen.«
Freitag betonte, sie teile die Sorgen: »Niemand kann Interesse daran haben, dass in unserem Land Mannschaften oder Ligen Corona-bedingt vor dem Aus stehen - die Vielfalt unserer Sportlandschaft ist für mich geradezu ein Markenzeichen.«
Knapp zwei Drittel der Deutschen hatten sich Anfang Mai gegen finanzielle Sonderhilfen für den Profisport ausgesprochen. Das geht aus einer Umfrage der Meinungsforscher von YouGov Deutschland hervor. Demnach sind 63 Prozent der Befragten gegen Finanzhilfen für den professionellen Sport. Lediglich 19 Prozent würden solche Hilfsmaßnahmen befürworten; 18 Prozent der Befragten waren unschlüssig oder machten keine Angaben. (dpa)