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Gefühlsmix bei Turnerinnen: Team-Finale verpasst, Tübingerin Bui stark

Als Mannschaft haben die deutschen Turnerinnen ihr Ziel nicht erreicht. Der Ernüchterung darüber steht Freude über drei Einzel-Finals gegenüber. Das Männer-Team turnt um den besten Platz seit Peking.

Vonm links: Sarah Voss, Pauline Schäfer, Elisabeth Seitz und Kim Bui aus Deutschland stehen nach dem Wettkampf zusammen, Foto: Marijan Murat/dpa
Vonm links: Sarah Voss, Pauline Schäfer, Elisabeth Seitz und Kim Bui aus Deutschland stehen nach dem Wettkampf zusammen,
Foto: Marijan Murat/dpa

TOKIO. Zitterpartie ohne Happy End: Einen Tag nach dem glänzenden Auftritt der Männer haben die deutschen Turnerinnen bei den Olympischen Spielen in Tokio das Mannschafts-Finale im Mehrkampf knapp verpasst. In der Qualifikation am Sonntag kamen Elisabeth Seitz, Kim Bui (beide Stuttgart), Sarah Voss (Köln) und Pauline Schäfer (Chemnitz) nur auf 161,162 Punkte. 1,5 Punkte fehlten am Ende für das Finale der besten acht Teams am Dienstag. Weil aber Seitz und Bui jeweils das Einzel-Finale im Vierkampf sowie Seitz den Endkampf am Stufenbarren erreichten, verließ das Quartett das Ariake Gymnastics Center mit einem Gefühlsmix aus Freude und Frust.

Im Team-Wettbewerb erwies sich vor allem der Schwebebalken mit zu vielen Schnitzern als Knackpunkt. Zudem kosteten eine Bauchlandung von Schäfer am Stufenbarren und verpatzter Sprung von Voss wertvolle Punkte. »Es war am Ende sehr knapp«, sagte die ehemalige Schwebebalken-Weltmeisterin Schäfer. »Wir haben zu viele Fehler gemacht. Es hat nicht gereicht«. Voss sagte mit weinenden Augen: »In erster Linie bin ich ein Stück weit enttäuscht von meiner Leistung.«

Für einen Lichtblick sorgte Seitz: Die deutsche Rekordmeisterin qualifizierte sich mit 14,700 Punkten für den Endkampf am Stufenbarren am kommenden Sonntag sowie das Vierkampf-Finale mit 54,232 Punkten am Donnerstag. Auch Kim Bui erreichte mit 53,398 Punkten erstmals bei einem großen Event das Mehrkampf-Einzel-Finale.

»Was wir wollten, was das Hauptziel war, war das Team-Finale. Dementsprechend ist es verständlich, dass wir alle ein bisschen traurig sind. Platz neun ist natürlich hart. Ich bin trotzdem extrem stolz auf unser Team«, sagte Seitz. »Ich bin ziemlich froh, wie es bei mir gelaufen ist. Meine dritten Spiele und wieder im Barren-Finale und im Mehrkampf-Finale - ich bin sehr glücklich darüber«, meinte die 27-Jährige.

Die Medaillen machen die drei Top-Nationen der Spiele in Rio 2016 wohl unter sich aus. Olympiasieger USA um Superstar Simone Biles verpasste überraschend den Spitzenplatz und musste sich mit 170,562 Punkten mit Platz zwei hinter den russischen Athletinnen begnügen. Diese sammelten im Vierkampf aus Schwebebalken, Sprung, Stufenbarren und Boden 171,629 Punkte. Dritter wurde China (166,863).

Die viermalige Olympiasiegerin Biles zeigte Schwächen, war aber dennoch mit 57,731 Punkten Qualifikations-Beste im Mehrkampf vor der Brasilianerin Rebeca Andrade (57,399).

Zwei Tage nach ihrem famosen Auftritt haben die deutschen Männer an diesem Montag (12.00 Uhr MESZ) die Chance, das beste olympische Mehrkampf-Resultat seit Platz vier 2008 zu erreichen. Als Sechste der Qualifikation haben der bärenstarke deutsche Mehrkampf-Meister Lukas Dauser (Unterhaching), Andreas Toba (Hannover), Nils Dunkel (Erfurt) und Philipp Herder (Berlin) ihr Potenzial bewiesen. »Für uns geht ein absoluter Traum in Erfüllung, für uns als Team erstens, aber auch für mich persönlich«, sagte Dauser.

Dabei bestach das Quartett mit fast fehlerfreien Übungen und überzeugte mit Teamgeist. »Als Team macht es natürlich am meisten Spaß. Wir haben jetzt die maximale Ausbeute«, sagte Dauser. »Man hat immer gemerkt, von Gerät zu Gerät ist es besser und besser geworden und die Leistungen haben immer besser gestimmt - klar freut man sich darüber und dann geht die Party richtig ab«, befand Toba, der vor fünf Jahren als »Hero de Janeiro« bekannt geworden war.

Als Bonus zum Mannschafts-Endkampf turnten sich Dauser und Herder ins Finale im Einzel-Mehrkampf. Überdies hat Barren-Spezialist Dauser als Quali-Zweiter an seinem Paradegerät eine Medaillenchance. »Wir müssen nochmal nachweisen, was wir können«, blickte Herder voraus.

Um die Team-Podestplätze bahnt sich derweil ein packender Dreikampf zwischen Japan, den Athleten des russischen Olympia-Komitees und China an. Bester in der Mehrkampf-Einzelwertung war der Japaner Daiki Hashimoto vor Welt- und Europameister Nikita Nagorni aus Russland. (dpa)