BUDAPEST. Meisterschale, DFB-Pokal, Henkelpott - und jetzt als vierte Trophäe im Erfolgsjahr 2020 der europäische Supercup? Einen Monat nach dem Champions-League-Triumph in Lissabon streben die weiterhin hungrigen Allesgewinner des FC Bayern gleich den nächsten Titelgewinn an.
Der Triple-Sieger will beim umstrittenen Supercup gegen Europa-League-Gewinner FC Sevilla im Corona-Risikogebiet Budapest am Abend (21.00 Uhr) den nächsten internationalen Erfolg bejubeln. »Wir wissen nicht, was uns erwartet«, sagte Kapitän Manuel Neuer vor dem Finale, bei dem die UEFA trotz hoher Infektionswerte in Ungarns Hauptstadt bis zu 20.000 Zuschauer in die Puskas-Arena lassen will. »Unser Augenmerk liegt auf dem Spiel. Wie es im Stadion sein wird, werden wir sehen. Wir nehmen es an, wie es kommt«, sagte Neuer.
AUSGANGSLAGE: »Beide Mannschaften haben Großes geleistet«, sagte Münchens Trainer Hansi Flick zu den jüngsten Erfolgen der Bayern und von Sevilla im Europapokal. Sie Spanier besiegten in einem packenden Endspiel der Europa League im vergangenen Monat in Köln Inter Mailand mit 3:2. Zwei Tore erzielte der ehemalige Gladbacher Stürmer Luuk de Jong. »Sevilla hat eine sehr reife, spielstarke Mannschaft, die taktisch sehr gut geschult ist. Ich erwarte ein tolles Spiel, mit sehr viel Dynamik und Intensität - ein Topspiel«, sagte Flick.
PERSONAL: Bis auf Kingsley Coman, den Siegtorschützen beim 1:0 im Champions-League-Finale gegen Paris Saint-Germain, kann Flick personell aus dem Vollen schöpfen. Der 55-Jährige hofft auch, dass Robert Lewandowski topfit sein wird. Der Torjäger hatte sich beim 8:0 gegen Schalke zum Bundesligastart eine Blessur am Fuß zugezogen.
Beim Abschlusstraining war zu beobachten, dass Lewandowski nochmal die Fußballschuhe wechselte. Tendenz: Er läuft auf. Zum 23-köpfigen Bayern-Kader gehört auch Routinier Javi Martínez. Für den 32-jährigen Spanier könnte es nach acht Bayern-Jahren das Abschiedsspiel werden. Der Mittelfeldspieler steht vor einer Rückkehr zu Athletic Bilbao. »Auf Javi kann man sich immer verlassen«, betonte Flick.
ERINNERUNGEN: Als die Bayern 2013 in Prag gegen den FC Chelsea zum ersten und bislang einzigen Mal den UEFA-Supercup gewinnen konnten, spielte Martínez noch eine Hauptrolle. In der Nachspielzeit der Verlängerung glich der Spanier zum 2:2 aus. Das Elfmeterschießen gewannen die Bayern mit 5:4. Neuer hielt damals den zehnten und letzten Elfmeter von Romelu Lukaku. Der Nationaltorwart erinnerte in Budapest noch einmal an die »gewisse Dramaturgie« vor sieben Jahren: »Für uns war es etwas ganz, ganz Besonderes. Das können alle berichten, die dabei waren«, sagte der 34-Jährige. In Budapest möchte er die Siegertrophäe diesmal als Kapitän in Empfang nehmen.
FC SEVILLA: Der Club aus Andalusien freut sich auf die Kraftprobe mit den Bayern. »Wir sind froh, hier zu sein. Wir haben große Lust darauf, so ein Finale spielen zu dürfen«, sagte Trainer Julen Lopetegui. Er sieht sein Team als Außenseiter. In Spanien ist der Respekt vor den Bayern spätestens seit dem 8:2 gegen den FC Barcelona beim Champions-League-Finalturnier in Lissabon immens groß.
»Wir wollen unsere beste Leistung zeigen, um bestehen zu können gegen eine so starke Mannschaft wie den FC Bayern«, sagte Lopetegui. Die Europa-League-Spezialisten aus Sevilla haben viel Supercup-Erfahrung. Von 2014 bis 2016 verloren sie aber zuletzt dreimal nacheinander das Finale - zweimal gegen Real Madrid und einmal gegen Barça. (dpa)