TOKIO. Der Fall des in strenger Corona-Quarantäne isolierten Radprofis Simon Geschke hat nun auch die deutsche Botschaft in Tokio auf den Plan gerufen. »Wir arbeiten mit dem DOSB daran, ihm die Lage, die ja nun wirklich nicht einfach ist, so weit wie möglich zu erleichtern im Rahmen, den momentan Japan da vorgibt«, sagte eine Sprecherin der Botschaft in Tokio am Dienstag. Man stehe inzwischen auch in direktem Kontakt mit Geschke. Zugleich sei man dabei, sich intern mit anderen EU-Staaten abzustimmen, wie im Gespräch mit der japanischen Seite »auf eine Verbesserung der Quarantänebedingungen hingewirkt werden« kann.
DOSB bemüht sich um Ausreise
Unterdessen bemüht sich der Deutsche Olympische Sportbund darum, Geschkes Ausreise nach Deutschland so schnell wie möglich zu ermöglichen. Wie ein Sprecher des DOSB am Dienstag mitteilte, müssten zunächst zwei vorgeschriebene PCR-Tests bei dem 35 Jahre alten, gebürtigen Berliner am Samstag und Sonntag negativ ausfallen. Erst danach sei mit einer Entscheidung zu rechnen, ob Geschke schon nach der Minimalzeit von zehn Tagen aus der Quarantäne entlassen werde.
Der Athlet war am vergangenen Samstag in ein abgeschottetes Hotel in Tokio gebracht worden, nachdem er Stunden vor dem Medaillenkampf über 234 Kilometer positiv auf das Coronavirus getestet worden war.
»Wir stehen im ständigen Kontakte mit den japanischen Behörden«, teilte der DOSB mit. Nach den Pandemie-Vorschriften für die Olympischen Spiele kann Geschke maximal 14 Tage in der Quarantäne festgehalten werden. Um ihn die schwierige Situation zu erleichtern, hat der DOSB eine Rad-Rolle auf Geschkes Zimmer liefern lassen. Auch für eine bessere Verpflegung das Radfahrers, der sich vegan ernährt, wurde gesorgt.
Psychisch und physisch eine große Last
Dem Hocheistungs- und Ausdauersportler ist das Eingesperrtsein psychisch und physisch eine große Last. »Mir geht es mittlerweile vor allem körperlich nicht so gut, und ich glaube, das liegt eher nicht an Covid-19. Mir tut vor allem der Rücken weh vom vielen im Bett liegen. Mir fehlt auch Sonnenlicht, mir fehlt Bewegung, mir fehlt frische Luft, wir dürfen hier ja nicht mal die Fenster öffnen«, hatte Geschke in einem Interview der »Süddeutschen Zeitung« gesagt. Er ist nicht der einzige Betroffene.
Für die Olympioniken gelten in Japan die gleichen strengen Regeln wie bei allen Einreisenden, die positiv auf das Coronavirus getestet werden. Betroffene klagen über fehlende Frischluft und Bewegungsmöglichkeiten in der Quarantäne. Problematisch ist zudem, dass sie in ihren Quarantäne-Unterkünften komplett alleine sind, in einer ohnehin schon sehr schwierigen psychologischen Situation.
Unterdessen sind bei den Tokio-Spielen zwei weitere Athletinnen oder Athleten positiv getestet worden. Insgesamt seien sieben weitere Neuinfektionen im Umfeld der Sommerspiele festgestellt wurden, teilten die Organisatoren am Dienstag mit. Die Zahl der positiven Tests rund um die Spiele seit Beginn der Erfassung am 1. Juli stieg auf 155. Die Namen der betroffenen Athletinnen und Athleten, die beide im olympischen Dorf wohnen, verrieten die Veranstalter nicht. (dpa)