MÜNCHEN. Die UEFA-Pläne für die auf 2021 verlegte Fußball-EM könnten ins Wanken geraten. Der Wunsch des Dachverbands, das pan-europäische Turnier wie eigentlich geplant auch im nächsten Jahr in den gleichen zwölf Spielorten auszurichten, droht zu platzen.
Medienberichten zufolge gibt es in mehreren Städten Probleme mit dem neuen Termin. Auch aus dem einzigen deutschen Spielort München gibt es noch keine endgültige Zusage an die UEFA. »Nach der Verschiebung der Fußball-Europameisterschaft EURO 2020 auf das Jahr 2021 wird das weitere Vorgehen der Landeshauptstadt München aktuell stadtintern geprüft«, teilte das zuständige Sportreferat mit.
Ob es Zweifel an einer erneuten Gastgeber-Rolle in München gibt und welche Rolle die veränderten Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat mit den Grünen als nun stärkster Kraft spielen, blieb offen. Zuletzt hatte der deutsche EM-Botschafter Philipp Lahm bestätigt, dass auch der deutsche Spielort auf dem Prüfstand stünde. In der Allianz Arena soll neben den deutschen Gruppenspielen gegen Frankreich, Portugal und einen Playoff-Sieger noch ein Viertelfinale stattfinden. Ein Rückzug Münchens erscheint auch im Hinblick auf die EM 2024, die komplett in Deutschland stattfinden wird, ziemlich undenkbar.
Konkreter sollen die Probleme mit den neuen Spieldaten der wegen der Corona-Pandemie verlegten EM in Bilbao sein, berichtete jüngst der »Kicker«. Die britische »Daily Mail« will auch von ernsthaften Zweifeln beim italienischen Fußballverband am Spielort Rom erfahren haben. Zudem gibt es demnach in Amsterdam, Glasgow, Dublin und am Finalort London Kollisionen mit anderen für 2021 geplanten Veranstaltungen in den jeweiligen Arenen.
»Die UEFA steht in dieser Angelegenheit mit allen zwölf Austragungsorten in Kontakt und weitere Ankündigungen werden zu gegebener Zeit erfolgen«, hatte die Europäische Fußball-Union dazu mitgeteilt. Der Spielplan sei »noch nicht offiziell bestätigt«. Eine Entscheidung könnte Ende April fallen. Eigentlich sollte die EM in diesem Jahr zur Feier des 60. Jahrestags der ersten Turnierauflage 1960 in zwölf Ländern stattfinden. Als neuer Termin ist nun der Zeitraum zwischen dem 11. Juni und dem 11. Juli 2021 angesetzt. Laut UEFA »mit der Absicht, den gleichen Spielplan und die gleichen Austragungsorte zu haben«.
Das russische Mitglied des UEFA-Exekutivkomitees, Alexej Sorokin, sprach jedoch bereits von möglichen Alternativ-Szenarien: »Sollte irgendeine Stadt ausfallen, bleiben nur wenige Varianten.« Es würden neue Austragungsorte ausgewählt oder Spiele auf die übrigen Städte verteilt. »Die zweite Option ist weniger zeitaufwendig«, sagte Sorokin, der auch das Organisationsteam des Spielorts St. Petersburg leitet, der Agentur Tass.
In Russland selbst sei ein Rückzug kein Thema, versicherte Sorokin. Sollten einige Städte wegen der Corona-Krise abspringen, könnte Russland gerne aushelfen. Auch das ölreiche Aserbaidschan will in jedem Fall am Spielort Baku festhalten. Regionale Medien spekulierten zuletzt schon über mögliche Vorteile einer Absage anderer Gastgeber wie Rom oder Bilbao. So könne Baku weitere Spiele erhalten.
Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi hatte jedoch gleich nach der Verschiebung der EM beteuert: »Wir wollen die Europameisterschaft in Sorglosigkeit und ohne Risiken erleben, und ich bin sicher, dass es ein unvergessliches Ereignis für unsere Stadt sein wird.« Italien ist eines der Länder, das am schwersten von Corona betroffen ist.
Auch Spanien leidet stark unter der Ausbreitung von Sars-CoV-2. Ein Sprecher des nationalen Verbands versicherte der Nachrichtenagentur PA jedoch, dass es »kein Problem« sei, 2021 Partien am geplanten Spielort Bilbao auszutragen. Bilbaos Bürgermeister Juan Maria Aburto dagegen will sich vor einer noch ausstehenden Stellungnahme der Stadt an die EM-Organisatoren nicht öffentlich äußern.
Kopenhagen indes will unbedingt EM-Spielort bleiben und zusammen mit dem Start der Tour de France 2021 »einen riesigen Sportsommer« feiern, wie Oberbürgermeister Frank Jensen sagte. Wie die meisten Ausrichter gehen auch die Dänen aber von erhöhten Kosten durch die EM-Verlegung aus. Für den als großen Fußballfan bekannten ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban ist dies jedoch kein Grund, am Spielort Budapest zu rütteln.
Auch Bukarest kann sich der weiteren Unterstützung durch Rumäniens Regierung sicher sein. Die Investitionen für die EM kämen dem Land langfristig zugute und würden »gerade in diesen Zeiten die Wirtschaft stützen«, sagte Sportminister Ionut Stroe.
Die Abschätzung von Risiken und Chancen eines Festhaltens an der EM läuft derzeit noch in Dublin, Glasgow und London. Grundsätzlich dürften diese Spielorte zwar auch für 2021 bereitstehen. Die schweren Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie in Großbritannien veranlassten Londons Bürgermeister aber auch zu warnenden Worten. »Die Sicherheit der Öffentlichkeit steht immer an erster Stelle«, sagte Sadiq Khan und betonte: »Fußball ist unwichtiger als das.« (dpa)