BERLIN. Olé Spanien: Wo diese EM-Reise am 15. Juni mit einem starken Auftakt-3:0 gegen Kroatien begonnen hat, ist sie nun auch im Berliner Olympiastadion mit einem verdienten und am Ende hochspannenden 2:1 (0:0) gegen England im Finale der EM 2024 zu Ende gegangen. Selten hat es einen verdienteren Europameister gegeben wie diese Spanier, die gleich sieben auf einen Streich bei diesem Turnier erledigt haben, noch dazu mit Italien, Deutschland, Frankreich und nun England lauter Schwergewichte.
Das EM-Finale wurde ja zu einer Art Stellvertreterduell hochgejazzt, in dem der schöne spanische Fußball gegen den hässlichen aus England für das Gute siegen sollte. Wer alle Spiele im Turnierverlauf für sich entscheidet, der muss doch haushoher Favorit sein, oder? »Favoriten sind was für Buchmacher«, hatte Spaniens Nationaltrainer Luis de la Fuente die eigene Rolle vorm Spiel heruntergespielt.Ereignisarme erste Hälfte »Wir wissen, dass uns alle zum Favoriten machen, aber wir wissen, dass es in so einem Spiel keinen Favoriten gibt«, sagte Luis de la Fuente auch noch. Und so agierten dann auch beide Teams: Die Spanier dominierten mit ihrer Passmaschinerie, viel Ballbesitz und Ballsicherheit. Ideen, um die tiefstehende englische Defensive zu knacken, die fehlten aber.
Die Engländer setzten sehr sporadisch auf Umschaltmomente für Konter und dauerhaft auf die Wucht der rund 50.000 völlig euphorisierten und stimmgewaltigen englischen Fans im Olympiastadion. Zwei Bundesligastars (Harry Kane und Dani Olmo) holten sich in den ersten
30 Minuten jeweils eine Verwarnung ab. Ansonsten war da jede Menge Respekt und Angst vor entscheidenden Fehlern. »Das Team, das weniger Fehler macht, gewinnt«, hatte Luis de la Fuente vorher orakelt und hätte dafür eigentlich einen Fünfer ins Phrasenschwein packen müssen. Aber es stimmt ja. Auch auf allerhöchstem Niveau, wie in einem EM-Finale, ist Fußball ein Fehlersport.
So vergab Phil Foden in der Nachspielzeit der ersten Hälfte die einzige nennenswerte Möglichkeit in Durchgang eins, als er nach einer Freistoßflanke von Declan Rice im Fallen am Fünfmeterraum zum Abschluss kam. Spaniens Torwart Unai Simon war aber zur Stelle.
Es war wohl der Weckruf für die Iberer. Denn die erste feine Kombination des Spiels sorgte zu Beginn der zweiten Spielhälfte für den ersten Höhepunkt und spanischen Torjubel: Der seit Samstag 17 Jahre alte Yamal nahm drei Engländer aus dem Spiel, schuf damit Raum für Nico Williams, der diesen im Strafraum nutzte und flach per Linksschuss zum 1:0 (47.) abschloss. Die Spanier waren nun drin in diesem Spiel. Olmo (49.) und Morata (55.) verpassten das zweite Tor.
Die Engländer lagen nun auch in ihrem vierten K.o.-Spiel zurück. Würden sie ein viertes Mal zurückkommen? Es sah nicht danach aus. Kapitän Harry Kane musste runter, Halbfinal-Matchwinner Ollie Watkins kam rein, ebenso Cole Palmer. Lamine Yamal (66.) zwang Jordan Pickford zu einer Parade. Spanien war dem 2:0 näher als England dem 1:1. Doch einmal mehr zeigten die »Three Lions« ihre Löwenherzen. Ein Saka-Zuspiel legte Jude Bellingham im Fallen ab, aus rund 20 Metern vollendete Palmer so stramm wie präzise mit dem linken Fuß. 1:1 (73.). Jetzt war nicht nur viel Tempo, sondern noch mehr Spannung in diesem Spiel. Yamal (83.) zielte zu zentral, um die Verlängerung zu verhindern. Doch ein traumhafter spanischer Spielzug über Cucurella endete bei Mikel Oyarzabal, der den Ball ins Netz und Spanien zum vierten EM-Titel grätschte. (GEA)