Melbourne (dpa) - Einreise-Krimi um den serbischen Tennisstar und Impfskeptiker Novak Djokovic: Der Weltranglisten-Erste wird wohl erst am Montag erfahren, ob er eine Woche später bei den Australian Open an den Start gehen darf.
Am 10. Januar soll ein Gericht in Melbourne über den Einspruch von Djokovic gegen den Visum-Entzug durch die australische Grenzbehörde entscheiden. Der sehr wahrscheinlich ungeimpfte Djokovic war am Mittwochabend (Ortszeit) damit gescheitert, mit Hilfe einer höchst umstrittenen medizinischen Ausnahmegenehmigung nach Australien einzureisen.
Die Grenzschutzbehörden am Flughafen von Melbourne stornierten das Visum, weil der 34-Jährige die Einreisebestimmungen nicht erfülle. Djokovic schaltete daraufhin Anwälte ein, um diese Entscheidung vor Gericht anzufechten. Nach einer ersten Online-Anhörung soll der Fall nun am Montag vor Gericht weitergehen, wie die Zeitung »The Age« schrieb. Damit könne Djokovic mindestens bis Montag im Lande bleiben.
Er hält sich aktuell im Hotel Park im Melbourner Stadtteil Carlton auf, in dem auch abgelehnte Asylbewerber untergebracht sind. Vor dem Hotel versammelten sich am Donnerstagnachmittag serbische Fans mit Nationalflaggen, um für Djokovic zu protestieren. Auch Aktivisten nutzten den Moment, um die Freilassung der dort untergebrachten Menschen zu fordern.
Australischer Premier: »Regeln sind Regeln«
Ursprünglich sollte der Serbe noch am Donnerstag die Heimreise antreten. Djokovic will an den Australian Open teilnehmen, die am 17. Januar beginnen. Die ihm erteilte Ausnahmegenehmigung hatte zuvor auch international für große Empörung gesorgt. Auch Australiens Premier Scott Morrison äußerte sich zu dem Fall und rief die wegen der Corona-Pandemie derzeit herrschenden Einreiseregeln in Erinnerung. Dafür brauche es den Nachweis einer doppelten Impfung oder eine gültige medizinische Ausnahmegenehmigung, sagte er. »Regeln sind Regeln, vor allem, wenn es um unsere Grenzen geht«, schrieb der Regierungschef auf Twitter. »Niemand steht über diesen Regeln.«
Djokovic war offenbar der Ansicht, über die erforderlichen Dokumente zu verfügen und hatte sich daraufhin am Dienstag auf den Weg nach Melbourne begeben. Anscheinend seien die Dokumente, so schrieb die Agentur AAP, aber nur für das Turnier und nicht für die Einreise nach Australien erteilt worden.
Bis Donnerstagabend lag dem Gericht in Melbourne noch kein entsprechender Antrag der Anwälte vor, um den Visums-Entzug anzufechten, wie AAP schrieb. Anschließend gab es dann doch eine erste Online-Anhörung, wie »The Age« berichtete. Um den Fall vertiefen zu können, habe das Gericht dann einen weiteren Termin am Montag um 10.00 Uhr (00.00 MEZ) angesetzt.
Djokovic hat sich in der Vergangenheit als Skeptiker in Hinblick auf die Corona-Schutzimpfung hervorgetan. Erst am Dienstag teilte Djokovic nach wochenlangem Schweigen mit, er werde dank einer Ausnahmegenehmigung nach Australien fliegen. Seinen Impfstatus hat er noch immer nicht öffentlich gemacht.
Am Flughafen von Melbourne war Djokovic mehrere Stunden lang von den Beamten wegen offenkundiger Unstimmigkeiten mit seinem Visum verhört worden. Die Dokumente, die Djokovic vorgelegt hatte, sahen Medien zufolge medizinische Ausnahmen für Ungeimpfte gar nicht vor. Die Behörden des australischen Bundesstaats Victoria, dessen Hauptstadt Melbourne ist, wurden deshalb eingeschaltet - und verweigerten ihm die Unterstützung.
In australischen Medien wurde darüber spekuliert, dass sich Djokovic offenbar auf die Genesung von einer früheren Corona-Infektion berufen und so ohne die eigentlich vorgeschriebene Impfung ins Land kommen wollte.
Protest aus Serbien
Ranghohe Politiker in Serbien empörten sich über die Ausweisung des Tennisstars. »Ganz Serbien steht hinter ihm«, schrieb der serbische Präsident Aleksandar Vucic in der Nacht zum Donnerstag nach einem Telefonat mit Djokovic auf Instagram. »Unsere Behörden werden alle Maßnahmen ergreifen, um die Schikanierung des besten Tennisspielers der Welt binnen kürzester Zeit zu beenden.« Regierungsnahe Medien machten in der serbischen Hauptstadt Belgrad ebenfalls Stimmung gegen die Entscheidung der australischen Behörden. »Das ist der größte Sportskandal aller Zeiten«, titelte das Boulevard-Blatt »Kurir« am Donnerstag. Ähnlich präsentierte sich die Zeitung »Informer« mit ihrer Titelseite: »Skandal und Schande: Novak in Melbourne festgenommen«.
Spaniens Tennis-Legende Rafael Nadal zeigte wenig Mitgefühl mit seinem Rivalen. »Ich hatte Covid, ich bin zwei Mal geimpft. Wenn du das machst, hast du kein Problem, hier und überall auf der Welt zu spielen. Das ist das Einzige, was klar ist«, sagte der Spanier am Donnerstag in Melbourne. Die Regeln seien lange bekannt.
Djokovic hat die Australian Open bereits neunmal gewonnen und wollte als Titelverteidiger auch diesmal unbedingt antreten. Bei einem Sieg hätte er seine Konkurrenten Roger Federer und Rafael Nadal mit Grand-Slam-Triumph Nummer 21 hinter sich gelassen. (dpa)