LONDON. Max Hopp wird für Sport1 die Darts-WM als Experte begleiten. Für den Profi-Spieler ist Luke Littler, das Wunderkind aus England, ein ganz besonderes Phänomen.
GEA: Herr Hopp, am Sonntag startet die Darts-WM. Wie groß ist die Vorfreude?
Max Hopp: Sehr groß. Der Ally Pally ist der Ort, an dem Darts stattfindet. Die Darts-Weltmeisterschaft ist so spannend wie nie zuvor. Wir haben unheimlich viele Spieler, die am Ende den Titel holen können. Es gibt nicht diesen einen Top-Favoriten. Und zugleich ist Darts beliebt wie selten – auch dank Luke Littler, der für sehr viel Aufsehen sorgt. Weihnachtszeit ist so auch gleichzeitig Darts-WM-Zeit. Ich bin sehr gespannt, wer den Titel holt.
»Manchmal fehlt uns die Wettkampfhärte, die die Niederländer und Briten auszeichnet«Erstmals sind sechs Deutsche bei der Darts-WM dabei. Wie sehen Sie deren Chancen?
Hopp: Am weitesten kann es für Martin Schindler gehen. Er spielt die Saison seines Lebens, hat zwei European Tour Titel gewonnen und möchte jetzt auch den Sprung in die Top 20 schaffen. Ihn sehe ich im Viertelfinale. Für eine Überraschung könnte Niko Springer sorgen. Er ist ein großes Talent, hat aber auch die schwerste Auslosung bekommen: mit Scott Williams, dem WM-Halbfinalisten des Vorjahres – und danach würde der Ex-Weltmeister Rob Cross warten. Aber er hat schon einen Neun-Darter geworfen, und das vor TV-Kameras in Bitburg bei der Super League. Für Gabriel Clemens kann es ins Achtelfinale gehen. Das Schlüsselspiel wird gegen Dave Chisnall sein, gegen den er sich oft schwergetan hat. Für Kai Gotthardt ist es die erste WM-Teilnahme, da muss man schauen. Florian Hempel rechne ich gute Chancen aus gegen Jeffrey de Swaan, Ricardo Pietreczko sollte sein Match gegen Xiaochen Zong gewinnen. Danach würden auf beide gesetzte Spieler warten.
Stichwort Luke Littler: Auf den 17-Jährigen wird jeder schauen. Bei seiner ersten WM vor einem Jahr kam er ins Finale. Nun hat er die Premier League gewonnen. Wie sehen Sie ihn?
Hopp:Littler ist ein Ausnahmetalent. Er ist ein Spieler, wie er nur alle zehn Jahre mal kommt. Bislang war nur Michael van Gerwen in jungen Jahren schon so komplett. Er hat mit seinen 17 Jahren schon über eine Million Pfund an Preisgeld erspielt. Und jetzt kann er der jüngste Weltmeister aller Zeiten werden. Den Rekord hält bislang van Gerwen, der es mit 24 Jahren geschafft hat. Ich glaube, dass sein Lauf weitergehen wird. Natürlich ist der Fokus auf seine Person enorm. Aber das scheint ihn eher noch zu beflügeln. Mit ihm ist auf jeden Fall fest zu rechnen. Das Augenmerk liegt auf ihm und auch auf Weltmeister Luke Humphries. Die beiden werden um den Titel spielen.
Was ist Littler für ein Typ? Ein Asket ja schon mal nicht.
Hopp: Er ist der klassische Teenager. Er spielt unheimlich gerne Fifa auf der Playstation. Wenn er im Hotel anreist, hat er da seinen Gaming-Koffer mit der Spielkonsole dabei, wie das bei Fußballern üblich ist. Und tatsächlich erinnert er mich an die neue Generation von Fußballstars wie Lamine Yamal vom FC Barcelona oder Jamal Musiala, die auch in jungen Jahren schon sehr weit sind. Auch er ist früh gefördert und gefordert worden in der JDC, der Junior Darts Corporation. Man merkt, dass dieses Förderprogramm der PBC unheimlich gut greift. Aber trotzdem ist er noch ein Teenager. Er liebt Döner, er liebt Pizza und im Trainingsraum spielt er viel am Handy. Ich glaube, dass er Darts für sich als Spiel einordnet. Seine Entwicklung wird spannend zu verfolgen sein. Er hat ein enormes Reisepensum und wird sich irgendwann auch mal mit dem Thema Ernährung & Co. auseinandersetzen müssen, wenn er die Konzentration aufrechterhalten will. Aber aktuell funktioniert das für ihn perfekt.
Darts wächst seit Jahren in Deutschland. Jeder wartet auf den ersten deutschen Weltmeister. Wann gibt es den zu sehen?
Hopp: Ich glaube, das dauert tatsächlich noch ein bisschen. Aber in den nächsten fünf bis zehn Jahren halte ich das für realistisch. Wir haben jetzt sechs Deutsche bei der WM, was ein Rekord ist. Es ist eine Entwicklung, die in die richtige Richtung geht. Wie haben auch hierzulande viele Talente. Aber manchmal fehlt uns die Wettkampfhärte, die die Briten und die Niederländer auszeichnet. Die Niederlande stellen als relativ kleines Land bei dieser WM 16 Spieler, von 96 Teilnehmern insgesamt. Es gibt vier Spieler von den Philippinen. Und sechs aus Deutschland. Bei uns ist so viel mehr drin. (GEA)
ZUR PERSON
Max Hopp wurde am 20. August 1996 in Wiesbaden geboren. Er war lange die deutsche Nummer eins im Darts-Sport und zog 2019 und 2020 bei der Weltmeisterschaft im Londoner Alexandra Palace jeweils in die dritte Runde ein. Nach der Saison 2022 verlor er seine Tour-Card. 2015 wurde der Hesse, der unter dem Namen »Maximiser« firmiert, Junioren-Weltmeister. Bei der Darts-Weltmeisterschaft wird er für Sport1 als Experte arbeiten. (GEA)