LUDWIGSBURG. Es ist ein Start ins Ungewisse und niemand weiß, was am Ende dabei herauskommt. Schaffen es die Basketballer wirklich, eine Saison mit 34 Spieltagen und anschließenden Playoffs mitten in einer die komplette Gesellschaft belastenden Pandemie durchzuziehen?
Oder muss es doch Anpassungen am Spielbetrieb geben, um wie im Vorjahr anders als zum Beispiel im Eishockey einen Meister zu küren? »Damit beschäftigen wir uns noch nicht. Wir haben einen Plan A und den verfolgen wir so lange, bis es nicht mehr geht«, sagte BBL-Chef Stefan Holz vor dem Saisonstart mit der Partie Ludwigsburg gegen Göttingen am Freitag (20.30 Uhr/Magentasport).
Doch schon vor dem ersten Sprungball musste die BBL das erste Spiel verlegen. Weil es bei einem Spieler der Gießen 46ers einen positiven Corona-Test gab, wurde nahezu das komplette Team vom Gesundheitsamt für 14 Tage in Quarantäne geschickt. Das für Samstag geplante Heimspiel der 46ers gegen den Mitteldeutschen BC wurde daher auf unbestimmte Zeit verschoben.
Schon im vorgezogenen Pokal-Wettbewerb war deutlich geworden, wie labil das System ist. Titelverteidiger Alba Berlin musste wegen insgesamt gleich sieben positiver Corona-Tests die halbe Mannschaft für 14 Tage in Quarantäne schicken, auch medi Bayreuth und die Telekom Baskets Bonn konnten zu geplanten Pokalspielen wegen Coronafällen erst einmal nicht antreten. Das für das vergangene Wochenende geplante Top Four musste auf unbestimmte Zeit verlegt werden.
Zu den Spielplanproblemen kommt als zusätzliche Belastung für die 18 Clubs noch das Verbot von Zuschauern bis mindestens Ende November. Eine Entscheidung der Politik, die nicht überall auf Verständnis stieß, hatten Liga und Vereine doch viel Arbeit und Geld in strenge Hygienekonzepte investiert, die nun erst einmal nicht zum tragen kommen. »Aus unserer Sicht gibt es fachlich-hygienisch keine Gründe dafür«, sagte Holz, der die Entscheidung als »bitter« bezeichnete.
Schließlich sind die Vereine im Basketball anders als im Fußball stark von Ticket- und Merchandising-Einnahmen abhängig. »Basketball kann ohne Zuschauereinnahmen auf Dauer nicht existieren«, sagte Marvin Willoughby, Geschäftsführer der Hamburg Towers, in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Selbst Branchenprimus Bayern München hätte Probleme, wenn der Zuschauer-Ausschluss wegen der Coronavirus-Pandemie die komplette Spielzeit gültig wäre. »Eine komplette Saison ohne Zuschauer wird auch der FC Bayern Basketball nicht durchstehen können, da wir hier finanziell bereits jetzt an Grenzen stoßen«, sagte Bayern-Geschäftsführer Marko Pesic.
Doch trotz aller Widrigkeiten bekam Frankfurts Geschäftsführer Gunnar Wöbke für seinen Vorschlag, den Saisonstart um mindestens einen Monat auf Anfang Dezember zu verschieben, keine Unterstützung. »Solche Entscheidungen sind jetzt definitiv zu früh. Wir wollen versuchen, so viele Spiele wie möglich durchzuführen und dann in der Saison notfalls reagieren«, sagte Ulms Geschäftsführer Thomas Stoll.
Dass die BBL flexibel ist, bewies sie in der vergangenen Spielzeit. Als einzige der großen Sportarten schafften es die Basketballer neben dem Profi-Fußball, ihre Saison zu Ende zu bringen. Die Erfahrungen aus dem Quarantäne-Turnier in München mit zehn Mannschaften sollen Liga und Vereinen nun helfen, mit den zu erwartenden Unwägbarkeiten der neuen Spielzeit zurechtzukommen.
Oberste Priorität hat es, alle Spiele irgendwie durchzubekommen. »Das sind wir unseren Partnern, Sponsoren und natürlich auch den Fans einfach schuldig«, sagte Martin Geissler, Geschäftsführer beim Mitteldeutschen BC. »Wir können es uns nicht erlauben, noch mal ein verkürztes Spieljahr abzuliefern. Das funktioniert nicht.«
Und so werden sich die Basketballer erst einmal von Woche zu Woche hangeln. Dass in diesem Jahr nur vier Clubs international spielen, wird helfen, die mit Sicherheit zahlreichen Nachholspiele terminieren zu können. Doch es bleibt ein Ritt auf der Rasierklinge. »Das ist Überlebenskampf«, sagte Alba Berlins Geschäftsführer Marco Baldi. (dpa)