REUTLINGEN. Von 1977 und 1981 liefen 29 Folgen der »Telespiele«, Thomas Gottschalks erster Live-TV-Sendung, wie es damals hieß: »im Dritten«. Denn 1977 gab es in Baden-Württemberg ganze drei Fernsehprogramme. An dritter Stelle nach ARD und ZDF lieferte der SWR ein TV-Programm und ging 1977 mit diesem völlig neuen Live-Format rund um die gerade neu auf den Markt gekommenen Computer- oder Videospiele an den Start.
Zunächst drehte sich alles um das Spiel »Pong«. Ein ganz simples Spiel, bei dem ähnlich wie beim Tennis oder Tischtennis ein Ball von zwei Spielern hin und her gespielt werden musste, ohne dass er ins Aus ging. Alles auf dem Bildschirm und zunächst nur zweifarbig. Was zu Hause mit den ersten Joysticks geleistet wurde, sollten prominente Gäste im TV-Studio mittels Tönen meistern. Töne brachten die »Tennisschläger« in Bewegung und sei es zunächst nur, indem die Studiogäste »Oooh« oder »Aaaa« in ein Mikrofon riefen. Später waren auch Instrumente, Gießkannen, Bohrmaschinen, Töpfe oder Sägen die entsprechenden Tonquellen. Sehr zur Belustigung der TV-Zuschauer und des Publikums im Studio. Live präsentiert vom damals 27 Jahre jungen Thomas Gottschalk.
Instrumente, Gießkannen, Bohrmaschinen, Töpfe oder Sägen als Tonquellen
2024 probierten es in einer extra mit dem heute 74-jährigen Gottschalk produzierten Retro-Doku unter anderem der Reutlinger Comedian Dodakay, den SWR3 Radiomoderatoren Zeus und Wirbitzky, »Schwäbfluenzerin« Joy Beck oder dem zweifachen Vizeweltmeister im Tetris, Christian Haupt erneut - unter anderem auch mit Gießkannen.
Der TV-Produzent Holm Dressler hatte 1977 die Telespiele zusammen mit Gottschalk entwickelt. Beide erinnerten sich in der Sendung beispielsweise an die schönsten Momente oder die peinlichsten Pannen. Letztere sorgten in der aktuellen Sendung bei den beiden für Lacher. Im Rückblick, so Dressler, hätten sie die Pannen am liebsten rausgeschnitten. Dazu gehörte auch ein missglückter Gag mit einem Krug mit dem Schauspieler und Gast Manfred Krug.
Dodokay als Kenner und Trompetenspieler
Dodokay entpuppte sich als Kenner der Materie: »Dein Unterbewusstsein spielt dir einen Streich, wenn du dieses Spiel spielst. Es sagt dir, du musst einen höheren Ton anschlagen, um den Schläger höher zu bekommen. Dabei muss es nur lauter oder leiser sein.« Das konnten er und seine Mitstreiterin, TV-Moderatorin Jess Schöne, dann auch selbst ausprobieren - mit Mikrofonen, Gießkannen und Trompeten. Dodokay, der ja auch Musiker und Band-Leader ist, entlockte dem Instrument echte Töne. Jess Schöne hatte damit so ihre Schwierigkeiten. Viel Spaß hatten die anderen in der Sendung mit Waschbrettern oder Mundharmonikas.
Etwas aus dem Häuschen geriet Dodokay, als er in einer der alten Telespiele-Shows sah, wie Thomas Gottschalk mit einem Gabelstapler ins Studio braust: »Illegal, das ist illegal«, rief er aus. »Ich besitze witzigerweise eine Fahrerlaubnis für Gabelstapler und weiß, dass sowas eigentlich nicht erlaubt ist.« Warum, erfuhren die TV-Zuschauer aber dann nicht.
Gottschalk wird deutschlandweit bekannt - Sendung endet
Ein großer Teil der Sendung machte auch der Blick auf den damals jungen und anders auftretenden Moderator Thomas Gottschalk aus. 1977 moderierte er ganz anders als die seinerzeit bekannten Fernsehgrößen wie Hans Joachim Kuhlenkampff, Blacky Fuchsberger oder Rudi Carrell. Letzterer lud den »Neuen im TV-Showbusiness« in seine Erfolgssendung »Am laufenden Band« ein und machte Gottschalk so über das Sendegebiet des damaligen SWF hinaus deutschlandweit bekannt. Kurze Zeit später wechselten Gottschalk und Dressler zum ZDF und waren ein paar Jahre später maßgeblich am Erfolg von »Wetten dass...« beteiligt. Für die Telespiele kam das Aus. (GEA)