METZINGEN. Die Bundesliga-Handballerinnen der TuS Metzingen bestreiten ihre Heimspiele in der nächsten Saison nicht mehr in der Öschhalle, sondern in der Tübinger Paul-Horn-Arena (wir berichteten). Grund: Die TuS kann in der Öschhalle die Auflagen nicht mehr erfüllen. Im Umfeld der TuS spricht man von einer »realitätsfernen Verbandspolitik«, die einen »Wegzug des Vereins aus Metzingen« nach sich ziehen könnte. In einer Pressemitteilung nehmen ehrenamtliche Helfer, Sponsoren und Fans Stellung.
Die Marke »TusSies« stehe für Spitzensport, Leidenschaft und Teamgeist. »Der Verein ist ein Aushängeschild mit zahlreichen Top-Sponsoren, einem engagierten Netzwerk ehrenamtlicher Helfer und der starken Unterstützung der Stadt Metzingen und lokalen Politik«, heißt es in der Mitteilung. Die sogenannte Professionalisierungsstrategie des Deutschen Handballbundes (DHB) und der Handball Bundesliga Frauen (HBF) bedrohe dieses stabile Fundament nachhaltig. Dieses Konzept umfasst unter anderem die Anforderungen einer zweiseitigen Tribüne mit erhöhter Zuschauerkapazität sowie die Installation einer LED-Werbebande, die kamerafokussiert für eine TV-/Stream-Übertragung platziert werden muss.
Im Rahmen einer federführend durch die TuS mit DHB und HBF verhandelten Übergangslösung müssen diese Maßnahmen nächste Saison nur bei ausgewählten Spielen erfüllt werden. Für die weiteren Ligaspiele sieht der Kompromiss vor, dass eine einseitige Tribüne ausreicht, wenn davor eine LED-Bande installiert wird und die Kameras von der gegenüberliegenden Seite auf die Zuschauerränge filmen. Unterstützt durch die Stadt Metzingen wurde ein Konzept erarbeitet, um diese Anforderungen zu erfüllen.
Dann aber der Schock: Der ausgehandelte Kompromiss gilt nur für eine Saison. Es wird weiterhin an den beidseitigen Tribünen für sämtliche Spiele festgehalten, was in der Öschhalle nicht realisierbar ist. Für ein Übergangsjahr sind die Investitionskosten zu hoch – somit ist ein Standortwechsel nach Tübingen bereits in diesem Sommer unausweichlich. »Diese Vorgehensweise ist untragbar«, heißt es in der Mitteilung der Helfer, Sponsoren und Fans. Kosten und Nutzen auch bereits umgesetzter Maßnahmen wie ein einheitlicher Hallenboden stünden bisher in keinem Verhältnis. Schlimmer noch: Dass sich die enormen Investitionen für die Vereine irgendwann auszahlen, sei nicht absehbar. Es müsse die Frage gestellt werden: Entspricht die von DHB und HBF entwickelte Professionalisierungsstrategie den Realitäten des Frauenhandballs? Angesichts der schwerwiegenden Folgen für zahlreiche Vereine laute die Antwort der Briefschreiber: nein. (GEA)