TÜBINGEN. Am Samstag war Danny Jansson seinem Traum ziemlich nah. Ein Mal will der Finne als Cheftrainer ein Spiel seiner Mannschaft verfolgen, wie das sein Kollege Mike Krzyzewski als Coach des Teams USA bei den Olympischen Spielen 2012 in London tun durfte. »Ich glaube, dass er während des gesamten Turniers nicht ein einziges Mal seinen Platz auf der Trainerbank verlassen musste«, hatte der Tigers-Coach vor der Saison in einem Interview mit dieser Zeitung erklärt und aufgrund der haushohen Überlegenheit des US-Dream-Teams befunden: »Das muss schon ziemlich cool gewesen sein.«
Aber auch Jansson durfte beim überaus deutlichen 102:73 (56:33)-Erfolg der Tübinger Zweitliga-Basketballer gegen die wiha Panthers Schwenningen einen durchaus entspannten Abend verleben. Es war ein Sieg, den der 43-Jährige quasi die kompletten 40 Spielminuten mit Ruhepuls verfolgen konnte. Bereits deutlich vor der Schlusssirene, kurz nachdem die begeisterten Tigers-Fans beim Stand von 87:61 den Schlachtgesang »Wir woll’n die 100 seh’n« anstimmten (33.), ließ sich der Coach auf seinem Trainerstuhl nieder, nahm einen Schluck aus der Wasserflasche und genoss mit verschränkten Armen und vollkommen zufrieden wirkend zur Kenntnis, was sich da abspielte. Als schon längst die zweite Garde auf dem Parkett stand, Till Jönke schließlich den unter den Korb geschlichenen Jekabs Beck mit einem kühnen No-Look-Pass in Szene setzte und dieser spektakulär per Alley-oop zum 100:71 (39.) abschloss, schoss Janssons Puls dann doch für einen Augenblick in die Höhe – jedoch vor Freude und Glückseligkeit.
Das Tübinger Team spielte wie aus einem Guss
Die Tigers spielten wie aus einem Guss. Und sie zelebrierten gegen den zu keinem Zeitpunkt konkurrenzfähigen Gegner ihren Ball-Besitz-Basketball. Die Mannen um Kapitän Gianni Otto ließen die orangenfarbene Lederkugel phasenweise völlig unbedrängt über gefühlt 50 Stationen zirkulieren, ehe sie sich entschlossen, den Abschluss zu suchen. »Es war zu sehen, dass wir viele Spieler halten konnten und gut eingespielt sind. Wir konnten das Tempo gut kontrollieren und haben Schwenningen nicht ins Spiel kommen lassen«, fasste Jansson die Meisterleistung seiner Mannen genüsslich zusammen und ergänzte quasi obligatorisch: »Es ist aber natürlich auch nicht so, dass wir keine Fehler gemacht haben.«
Königstransfer Zac Seljaas stellte vor den Augen seiner Familie unter Beweis, dass er durchaus dazu in der Lage ist, das Team durch eine herausragende Leistung zu unterstützen, ja sogar zu führen. Aufgrund von 14 Punkten, acht Rebounds und vier Assists zum »Man of the Match« gewählt genoss der US-Amerikaner nach dem Kantersieg mit seinem begeisterten, zweieinhalb Jahre alten Sohnemann Royce im Arm zusammen mit den Mannschaftskameraden auf dem Parkett die Party-Stimmung in der mit 1 340 Zuschauern jedoch dürftig ausgelasteten Paul-Horn-Arena. So kann’s weiter gehen.
»Auch wir müssen noch an uns arbeiten«, warnte Jansson. »Es geht darum, weiter hart zu trainieren, und uns unsere guten Angewohnheiten zu bewahren«, meinte Distanzschütze Aatu Kivimäki vor der wohl ersten echten Bewährungsprobe am Sonntag in Leverkusen. Wenn die Mannschaft aber auch da wie das heiße Messer durch die weiche Butter geht, könnte es eine langweilige Saison werden – zumindest, bis es im April in die klar anvisierten Play-offs geht. (GEA)