MANNHEIM. Die Formkurve zeigt nach oben. Das 0:0 beim Tabellendritten VfR Mannheim hat sich der SSV Reutlingen mehr als redlich verdient. Es war das dritte Remis in Folge. »Leider bringen uns diese Unentschieden in der Tabelle nicht nach vorne«, stellte Mittelfeldakteur Marco Gaiser nach der Nullnummer im Rhein-Neckar-Stadion zerknirscht fest. Die Nullfünfer werden in der Tabelle der Fußball-Oberliga weiterhin auf dem 13. Platz geführt.
Routinier Gaiser wäre in der Nachspielzeit beinahe in die Rolle des Matchwinners geschlüpft. Der 31-Jährige, der in der 73. Minute für Daniel Breuninger eingewechselt wurde, kam nach einem Strafraumgetümmel frei zum Schuss. »Beim ersten Mal habe ich den Ball nicht richtig getroffen und beim zweiten Mal leider den Mann auf der Linie.«
Dem Gegner die Lust am Fußball genommen
Reutlingens Neu-Trainer Alexander Strehmel, der nach dem Heim-1:1 gegen den FV Ravensburg zum zweiten Mal für die Kommandos zuständig war, lobte seine Elf in den höchsten Tönen: »Jeder hat sich in den Dienst der Mannschaft gestellt. Wir haben in einem Mentalitätsspiel den Mannheimern die Lust am Fußball genommen.«
In puncto Aufstellung musste Strehmel nicht lange knobeln. Er hatte größte Mühe, die Bank mit wenigstens fünf Spielern zu besetzen. Die Ausfall-Liste ist bekanntlich lang, und wurde in den vergangenen Tagen noch länger. Donat Morina (Magenverstimmung), Jannis Röhm (Hüftbeuger) und David Kemmler (Adduktorenprobleme) sagten kurzfristig ab. Von den A-Junioren konnte auch niemand abgezogen werden, bestritten sie doch zur gleichen Zeit das Oberliga-Spitzenspiel bei der SG Großaspach, das die Reutlinger mit 2:1 gewannen.
Lob für Puseljic und Plattenhardt
Die 15 Aufrechten des SSV - lediglich Ersatz-Keeper Dominik Hozlinger saß 90 Minuten auf der Bank - verrichteten einen ausgezeichneten Job. Einige Akteure wuchsen sogar über sich hinaus. »Puseljic und Plattenhardt haben ein überragendes Spiel abgeliefert«, urteilte Routinier Riccardo Gorgoglione. Innenverteidiger Sladan Puseljic zeigte an der Seite des ebenfalls bärenstarken Jonas Vogler seine wohl beste Leistung im SSV-Trikot. Luca Plattenhardt kämpfte wie ein Berserker, warf sich heldenhaft den fußballerisch starken Mannheimern entgegen.
»In den ersten 15 Minuten haben wir Powerfußball gespielt«, ließt Strehmel die Begegnung Revue passieren. In der Tat stürzte der SSV in der Anfangsphase den deutschen Meister von 1949 von einer Verlegenheit in die andere. Nach einer Flanke von Gorgoglione und einem Patzer von Keeper Michel Witte rettete ein Abwehrspieler kurz vor der Torlinie. Dann entschärfte Witte einen Schuss des sehr agilen Luca Meixner. Die größte Reutlinger Chance wurde in der 30. Minute notiert, als Meixner auf der linken Seite allen davonstürmte und Jonas Meiser bediente. Der Edeltechniker jagte jedoch den Ball aus zehn Metern über das Gehäuse. »Ich war zwar in hohem Tempo, den Ball muss ich aber reinmachen«, übte Meiser Selbstkritik.
Keeper Binanzer pariert bravourös
Nach einer Viertelstunde kamen die Mannheimer, die einige exzellente Einzelkönner in ihren Reihen haben, besser ins Spiel. Volkan Rona (24. Minute) hatte mit einem Lattenknaller Pech und kurz vor der Pause rettete der starke Reutlinger Torsteher Marcel Binanzer bei Schüssen von Akin Ulusoy, Pasqual Pander und Kevin Krüger glänzend. Im zweiten Durchgang hatte Mannheim zunächst Feldvorteile, doch die SSV-Hintermannschaft agierte extrem sattelfest. Und in den Schlussminuten waren die Reutlinger dem Siegtreffer näher. Doch Gaiser traf nicht ins Netz, sondern nur den Spieler auf der Torlinie. (GEA)