Reaktionen aus der Region zum Olympia-Sieg der Eningerin Franziska Brauße

ENINGEN. »Ich weiß ja, dass sie sauschnell ist, aber das war echt der Hammer«, sagt Christine Brauße. Sie ist die Mutter der 22-jährigen Franziska Brauße und hat das sensationelle Rennen ihrer Tochter und deren Team gemeinsam mit einem Teil der Familie zu Hause in Eningen am Bildschirm verfolgt. »Wir haben alle gemeinsam mitgefiebert«, sagt Christine Brauße. »Ich muss das jetzt erst mal selbst verdauen«, sagt sie – nun Mutter einer Olympiagoldgewinnerin. »Zwei Cousins haben schon ein Autogramm beantragt«, erzählt Brauße lachend.

»Wir sind natürlich alle mega stolz auf Franziska«, sagt Christine Brauße, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht persönlich mit ihrer Tochter gesprochen hat. »Sie hat ja jetzt in Tokio den größten Rummel um sich rum«, so Brauße. Da wolle sie ihrer Tochter erst mal nicht dazwischenfunken. »Sie weiß, dass ich in Gedanken bei ihr bin.« Die große Stärke ihrer Tochter sieht sie vor allem in deren Zielstrebigkeit. »Und sie ist vor dem Rennen super strukturiert und fokussiert«, so Brauße, »selbst der Trainer, hat gesagt, das habe er so noch nicht erlebt«.

Aktuell Bahnrad

Franziska Brauße aus Eningen gewinnt Gold bei Olympia

Wenn ihre Tochter aus Tokio zurückkommt, soll der Erfolg auf jeden Fall gefeiert werden. Wie, wo, wann – das ist noch unklar. »Ich dachte, nach Olympia hätte sie erst mal ein bisschen Ruhe, aber es geht ja eigentlich direkt im Anschluss weiter«, so Christine Brauße. Weltcup in Kolumbien, Europameisterschaft in der Schweiz: Die nächsten Wettkämpfe für die 22 Jahre alte Olympiasiegerin stehen bereits fest. »Irgendeine Party wird’s aber sicher geben«, so Brauße. Olympiagold holt man schließlich nicht alle Tage.

»Das war der Wahnsinn«, sagt auch Christian Brauße, Franziskas Vater, kurz nach dem Rennen. »Die haben’s einfach in den Beinen.« Während seine Tochter auf dem Podium Olympiagold in Empfang nahm, war er gerade am Schnittlauch schnippeln. Der Olympiasieg seiner Tochter hat ihn mitten in den Mittagstisch-Vorbereitungen im Café erwischt. Mitgefiebert hat er während des Rennens gemeinsam mit seinen Kollegen – auf dem Tablet.

»Die Taktik war genial«, sagt Brauße zur langen Führung von Franziskas Team-Kollegin Mieke Kröger. »Das war sehr ungewöhnlich«, so Christian Brauße, »aber es hat im Team einfach super funktioniert«. Braußes Vater freut sich schon jetzt darauf, seine Tochter in einigen Tagen vom Frankfurter Flughafen abzuholen. »Ich werde es genießen, sie wieder im Auto zu haben.«

Eningens Bürgermeister Alexander Schweizer ist nach dem sensationellen Sieg der Eningerin erst mal »sprachlos«, findet dann aber doch noch ein paar Worte. Als Brauße und ihr Team um alles fuhren, da sei er gerade in einer »trockenen Besprechung zum Thema Wassergebühren« gesessen. Auf dem Smartphone habe er dann die Sensationsnachricht entdeckt. Er habe ja mit positiven Ergebnissen gerechnet. Doch drei Weltrekorde in Folge und Gold noch dazu: »Dass es so erfolgreich wird, das hat man ja nicht zu träumen gewagt.« Als fahrradfreundliche Gemeinde freue man sich natürlich besonders über die goldene Medaille in dieser Disziplin. Der Schultes kündigt an: »Es wird in Eningen auf jeden Fall sichtbar werden, dass wir furchtbar stolz sind.« Ob er sich denn vorstellen könnte mal gemeinsam mit Franziska Brauße auf dem Rad auf Tour zu gehen? »Nur wenn sie vorfährt und ich mit dem E-Bike hinterherradeln darf.«

»Das ist eine superstarke Sache«, sagt Tilman Bücheler, Radsporttrainer beim TSV Betzingen. Er hat Franziska Brauße 2012 entdeckt, oder vielmehr »auf dem Radweg in Richtung Tübingen gefunden«, wie er es nennt. Als Braußes erster Trainer hat er ihre Anfänge im Radsport begleitet und gefördert. »Franziska hatte immer Spaß am Radfahren«, sagt Bücheler. Er glaubt, dass neben dem Ehrgeiz, auch darin das Erfolgsgeheimnis der 22-Jährigen liegt. »Mit dem Spaß ist der Erfolg gekommen.« Er attestiert der Sportlerin ein »wahnsinniges Talent« und glaubt nicht, dass das der einzige olympische Sieg für die Eningerin bleiben wird.

Auch der Sportkreis Reutlingen gratuliert Franziska Brauße zu ihrer Goldmedaille: »Wir freuen uns sehr über die Goldmedaille unserer amtierenden Sportlerin des Jahres und gratulieren ihr herzlich«, teilt der Reutlinger Sportkreisvorsitzende Manuel Hailfinger mit. (GEA)