ISTANBUL. 100 Meter vor dem Ziel hatte Hanna Klein genug vom Hinterherlaufen. Die Leichtathletin aus Tübingen zog an Konstanze Klosterhalfen vorbei, verteidigte ihren Vorsprung bis ins Ziel und darf sich nun durchaus überraschend Hallen-Europameisterin über 3.000 Meter nennen. »Ich bin überwältigt. Ich freue mich, dass wir als Team so gut performt haben. Gold und Silber – mehr kann man nicht haben«, sagte die für die LAV Stadtwerke Tübingen startende Klein. Ihre Taktik sei voll aufgegangen. Als Zweite der Meldeliste wollte sie ihre »Medaillenchancen verteidigen. Dass es jetzt Gold geworden ist, ist umso geiler«.
In 8:35,87 Minuten stellte der Schützling von Trainerin Isabelle Baumann eine persönliche Bestzeit auf und holte als erste Deutsche seit 37 Jahren die Goldmedaille über diese Distanz. 5 000-Meter-Europameisterin Klosterhalfen kam nach 8:36,50 ins Ziel. Klein feierte ihren ersten internationalen Einzeltitel unter dem Hallendach. Klosterhalfen war mit ihren 8:34,89 Minuten von den deutschen Meisterschaften als Nummer eins der Meldeliste über 3 000 Meter in die Türkei gereist, ihr nationaler Rekord liegt bei 8:32,47. Als Klein an Klosterhalfen vorbeizog, hatte die Favoritin nichts mehr entgegenzusetzen. Nach rund einem Kilometer hatte Klosterhalfen das Tempo deutlich verschärft, nur Klein und Courtney-Bryant konnten mithalten. »Wir haben gesagt: Wir müssen volles Risiko gehen, ich muss vorne mitlaufen, um die Chance zu wahren. Ich habe mir gesagt: Lass keine Lücke entstehen, lauf da mit«, sagte Klein zu ihrer Taktik. Nachdem sie lange im Windschatten Klosterhalfens gelauert hatte, zog die 29-Jährige schließlich erfolgreich zum Spurt an. »Hanna war hintenraus einfach superstark«, stellte Klosterhalfen anerkennend fest.
Der Deutsche Leichtathletik-Verband bejubelte gestern vier Medaillen. Dreispringer Max Heß baute eine ungewöhnliche Serie aus und gewann mit 16,54 Metern zum vierten Mal in Folge EM-Bronze, außerdem holte Kugelstoßerin Sara Gambetta Silber (18,83 Meter).
Katharina Maisch, für den LV 90 Erzgebirge startende Bempflingerin, hat mit 17,44 Metern den Einzug ins Kugelstoß-Finale verpasst. 17,90 Meter wären nötig gewesen. »Ich hatte schon das Gefühl, dass auf jeden Fall was geht. Damit, dass das so endet, habe ich nicht gerechnet. Das war technisch katastrophal«, sagte die einst für die TuS Metzingen startende Maisch, die in dieser Hallensaison ordentlich Pech hatte. Wegen eines Muskelfaserrisses im Bauch absolvierte sie vor der EM nur einen Hallen-Wettbewerb. (SID/GEA)