TÜBINGEN. Olympiasieger Dieter Baumann findet deutsche Leichtathletik-Meisterschaften ohne Laufwettbewerbe nicht akzeptabel. »Ich verstehe das überhaupt nicht«, sagte der 55 Jahre alte Tübinger der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die für 8./9. August geplanten Titelkämpfe in Braunschweig. Der Deutsche Leichtathletik-Verband hatte ein Hygienekonzept nach den Anforderungen in Niedersachsen erstellt und auch die Genehmigung für die Veranstaltung erhalten. Allerdings sind wegen der Abstandsregeln bisher keine Laufwettbewerbe von 1500 Metern an aufwärts vorgesehen.
»Man könnte sehr wohl die Läufer am Abend vorher testen und dann in ein Hotel stecken«, sagte Baumann. »Da bräuchte man auch keine Quarantäne.« Es gehe ja nur um maximal 15 Läufer pro Disziplin. Wenn es an den Kosten für Tests auf den Corona-Virus scheitere, sagte Baumann, »dann zahle ich die für die 5000 Meter«. Der Schwabe hatte 1992 in Barcelona Olympia-Gold gewonnen.
Baumann bezeichnete den Plan des DLV als »nicht mutig genug: Da hat man den einfachen Weg gewählt.« Bisher sind nur Laufwettbewerbe bis 800 Meter in getrennten Bahnen vorgesehen. Der Verband hofft aber nach wie vor, das Programm ausweiten zu können. »Wir verfolgen natürlich die aktuellen Lockerungen, und wenn eine Möglichkeit besteht, planen wir Wettbewerbe der Mittel- und Langstrecke ein«, sagte Präsident Jürgen Kessing.
Das Vorgehen des DLV hat in der Szene massive Kritik hervorgerufen - unter anderen bei Hindernis-Europameisterin Gesa Krause und dem mehrfachen Kugelstoß-Weltmeister David Storl. Baumann verweist auch auf die für Ende August geplante Tour de France und die Geisterspiele in der Bundesliga: »Beim Fußball lässt man ja auch nicht die Eckbälle weg.« Zuschauer sind bei den Leichtathletik-Titelkämpfen nicht zugelassen, die Startfelder zudem reduziert. (dpa)