PFULLINGEN. Als Friedrich Gückel, am linken Torpfosten stehend, das kurze Eck dichtmachte, damit den letzten Angriff des VfL Pfullingen entschärfte und gleich danach die Schlusssirene ertönte, feierten die Mössinger Handballer ihren Keeper, der soeben den hart umkämpften 23:22 (13:14)-Sieg im Verbandsliga-Derby festgehalten hatte. »Es ist so wichtig, einen wie Friedi in der Hinterhand zu haben«, sagte Torwarttrainer Markus Bold. Im Lager der Spvgg Mössingen herrschte nach drei Niederlagen in Folge die pure Erleichterung.
Riesig enttäuscht hingegen die VfL-Akteure, denn sie hatten vor annähernd 200 Zuschauern im Abstiegskampf die große Chance vertan, in der Tabelle am Nachbarn vorbeizuziehen. Auch die Pfullinger hatten in Felix Ambacher einen prächtig aufgelegten Schlussmann, der reaktionsschnell agierte und die Nerven der Steinlachtäler bis aufs Äußerste strapazierte. Beide Torleute, Routinier Gückel wie Youngster Ambacher, hielten in diesem spannenden Spiel und einer dramatischen Crunchtime 14 Bälle.
Dass das Pendel in der hektischen Schlussphase zugunsten der Steinlachtäler ausschlug, daran hatten die Pfullinger schwer zu knabbern. »Meiner Meinung nach waren wir in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft. Im Endeffekt hätten wir trotz vieler Fehlwürfe gewinnen können. Gückel zieht uns den Zahn«, sagte VfL-Routinier Tobias Haase. Zerknirscht wie seine Teamkollegen. Denn die leidenschaftlich kämpfenden Hausherren hatten den Gast, der nach seiner Pleitenserie verunsichert agierte, ins Schleudern gebracht.
»Gückel zieht uns den Zahn«
Bisweilen fehlte der weiterhin in einem Reifeprozess steckenden Mannschaft von Trainer Daniel Staneker aber die Abgeklärtheit. »Der Abstiegskampf ist nervenaufreibend. Ständig dieser Druck«, betonte Linksaußen Haase – und fügte an: »Hannes Werner und ich als erfahrene Spieler versuchen, bei den jungen Spielern Dampf aus dem Kessel zu nehmen.« Aber aufgrund der Strukturreform wird die Aufgabe nicht einfacher, in der Verbandsliga zu bestehen.
Bei Mössingens Trainer Michael Tröster löste sich erst langsam die Anspannung. Trotz viertem Saisonsieg bleibt die Lage gefährlich. »Bloß nicht in den Abstiegsstrudel reinkommen. Wir müssen noch eine Woche bis zum Heimspiel gegen Winzlingen durchhalten. Dann ist Pause«, sagte der Spvgg-Coach und ergänzte: »Wir kriegen keine Konstanz rein. Erst wenn wir uns in Richtung Mittelfeld bewegen, dann bin ich zufrieden.« Tröster hatte auf den am Kreuzband verletzten Julius Eisenwichser, der noch auf die MRT-Auswertung wartet, und den erkrankten Sebastian Bock verzichten müssen. Konnte sich dafür auf Friedrich Gückel verlassen.
Der erfahrene Torwart, der ursprünglich kürzertreten wollte, trainiert zweimal wöchentlich und ist nur für den Notfall vorgesehen. Und der war eingetreten, weil Chris Frohberger ausfiel und auch Samuel Tum angeschlagen war. Frohberger hatte in der Vorwoche im Spiel gegen den TV Reichenbach einen Ball ins Gesicht bekommen und musste ins Krankenhaus gefahren werden. Nach einem am Donnerstagabend im Training vorgenommenen Belastungstest auf dem Fahrrad hatte sich Tröster für einen Einsatz von Gückel entschieden. (GEA)