MOSKAU. Markus Gisdol ist nicht mehr Trainer beim russischen Fußball-Club Lokomotive Moskau. Wie der Hauptstadtclub am Dienstag ohne Angabe von Gründen mitteilte, trenne man sich von dem 52-Jährigen, der in der Bundesliga schon die TSG Hoffenheim, den Hamburger SV und den 1. FC Köln trainiert hat. Als Spieler streifte sich Gisdol in der Saison 1992/93 das Trikot des SSV Reutlingen in der damals drittklassigen Oberliga über.
Die Begründung für seinen Rücktritt nach nur viereinhalb Monaten lieferte Gisdol selbst. »Fußballtrainer ist für mich der schönste Job der Welt. Ich kann meiner Berufung aber nicht in einem Land nachgehen, dessen Staatsführer einen Angriffskrieg mitten in Europa verantwortet. Das geht mit meinen Werten nicht überein«, sagte er der »Bild« und erklärte seine Situation: »Ich kann nicht in Moskau auf dem Trainingsplatz stehen, die Spieler trainieren, Professionalität einfordern und ein paar Kilometer weiter werden Befehle erteilt, die großes Leid über ein gesamtes Volk bringen. Das ist meine persönliche Entscheidung und hiervon bin ich absolut überzeugt.« Gisdol war in Köln im April 2021 freigestellt worden und hatte Mitte Oktober sein erstes Training in Moskau geleitet.
Als Interimstrainer soll nun der frühere Bundesliga-Profi Marvin Compper das Team auf die Spiele in der russischen Premjer Liga und im Pokal vorbereiten, kündigte der Hauptstadtclub in einer dreizeiligen Mitteilung an. Der 36-Jährige, der in Tübuingen geboren wurde, war zuvor Spielananalyst bei Lokomtive. Compper lernte beim SV Bühl und beim SV 03 Tübingen das Fußballspielen, ehe der Verteidiger als Profi bei Borussia Mönchengladbach, 1899 Hoffenheim, AC Florenz, RB Leipzig, Celtic Glasgow und dem MSV Duisburg aktiv war. Im Sommer 2020 beendete der Tübinger seine Spielerkarriere und rückte in den Trainerstab beim MSV. Dort war der einmalige Nationalspieler auch bereits als Interims-Cheftrainer tätig. (dpa/GEA)