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Aktuell VfB Stuttgart

Stimmt die Tendenz des VfB Stuttgart wirklich?

Es geht Schlag auf Schlag für den VfB Stuttgart. Am Dienstagabend wartet in der Champions League bereits das nächste Highlight-Spiel. Was an den Aussagen von Vorstandsboss Alexander Wehrle im Sport1-Doppelpass verwunderlich ist.

TURIN. Es geht Schlag auf Schlag für den VfB Stuttgart. Erst die Bayern, jetzt Juventus. Oder wie Keeper Alexander Nübel vor dem Duell am Dienstagabend in Norditalien (21 Uhr/Dazn) der Meinung ist: »Ein Champions-League-Abend in Turin – es gibt Schlechteres.« Wohl wahr. Und dennoch ist vor dem dritten Spiel in der Königsklasse bereits ein bisschen Druck auf dem Kessel beim Traditionsclub aus Bad Cannstatt. Was weniger an der bislang eher mäßigen Ausbeute von nur einem Zähler aus zwei Partien liegt.

Es ist vielmehr das tägliche Brot in der Bundesliga und die allgemeine sportliche Situation, die dazu führt, dass man aus der Mannschaft von VfB-Coach Sebastian Hoeneß bislang nicht richtig schlau wird. Begonnen hatte alles mit einem unterirdischen Auftritt bei der 1:3-Niederlage zum Saison-Auftakt in Freiburg. Sehr gut war der Auftritt drei Wochen später bei der Champions-League-Rückkehr im Estadio Santiago Bernabéu trotz einem 1:3 gegen Real Madrid. Überragend dann wenige Tage später die Leistung, als man Borussia Dortmund dominierte und am Ende mit 5:1 deklassierte. Spätestens damit sei der letztjährige Vizemeister endgültig zurück in der Erfolgsspur, hieß es rund um die MHP-Arena. Das war am 22. September.

Seit dem 22. September ohne Sieg

Und seitdem? Wartet das Hoeneß-Team auf den nächsten Dreier. Grund zur Panik ist das keine. Die Alarmglocken sind auch noch nach vier Pflichtspielen in Folge ohne Sieg und insgesamt nur zwei Erfolgen aus den ersten sieben Bundesliga-Partien still. Die Stuttgarter haben schließlich nicht vergessen, dass vor vier Jahren noch Erzgebirge Aue und der SV Sandhausen auf Stippvisite in der baden-württembergischen Landeshauptstadt waren. Verwunderlich ist es trotzdem, dass Vorstandschef Alexander Wehrle am Sonntagmorgen in einer launigen Doppelpass-Runde bei Sport 1 meinte: »Wir wissen, dass wir uns stabilisieren müssen. Aber die Tendenz stimmt. Das ist das Entscheidende.« Doch ist dem wirklich so?

Mittelmäßigen Auftritten gegen Sparta Prag und der damals stark kriselnde TSG 1899 Hoffenheim (beide 1:1) folgte nun am Wochenende eine 0:4-Packung beim FC Bayern. Es war eine Begegnung – vermutlich die erste in der inzwischen knapp eineinhalb Jahre langen Amtszeit von Trainer Hoeneß – in der die Stuttgarter in allen Belangen komplett chancenlos waren. Die 75.000 Zuschauer sahen am Samstagabend im Topspiel Einbahnstraßen-Fußball in seiner reinsten Form. Bislang ist deshalb nur eine klare Tendenz beim VfB zu erkennen: Hinten knallt’s eigentlich immer. Bis auf den Erstrundenauftritt im DFB-Pokal gegen Zweitligist Preußen Münster kassierte die Hoeneß-Elf in jedem Spiel einen Gegentreffer.

Knackige englische Wochen

Zudem läuft es auch in der Offensive längst noch nicht so rund und flüssig wie im Vorjahr. Vor allem die letzte Entschlossenheit und Überzeugung fehlte in den vergangenen Wochen. Zwar kann sich die Ausbeute von Zugang Ermedin Demirovic (sechs Tore in elf Spielen) sehen lassen. Allerdings ist der 26-Jährige ein anderer Spielertyp als Rekord-Torjäger Serhou Guirassy und ein Angreifer, der vor allem die Tiefe attackiert. Gegen das Münchner Innenverteidiger-Duo Dayot Upamecano und Min-jae Kim hatte Demirovic einen schweren Stand. Der bosnische Nationalspieler erlebte einen gebrauchten Tag.

Auch drei Tage nach dem Südgipfel kann man sich an keine Aktion erinnern, in der der 21 Millionen Euro teure Stürmer einen Ball festgemacht hat. Genau das hatte Guirassy, der beim BVB nach einer längeren Verletzungspause zu Beginn der Runde nun nahtlos an seine überragende Form aus der Vorsaison anknüpft, in Perfektion ausgeübt.

Vielleicht ist es da gerade hilfreich, dass dem VfB nun heiße englische Wochen bevorstehen, um in einen Rhythmus zu finden. Nach Juve geht es gegen Kiel, Kaiserslautern (Pokal), Leverkusen, Atalanta Bergamo und Frankfurt. Sechs Spiele in 19 Tagen, ein extrem knackiges Programm. Spätestens dann wird man schlauer sein, wie es um die Leistungsfähigkeit der Stuttgarter im Herbst 2024 tatsächlich bestellt ist. Doch nun wartet erst einmal direkt das nächste Highlight-Spiel. Die epische Champions-League-Hymne unter Flutlicht bei einem Weltverein in Bella Italia? »Es gibt Schlechteres«. (GEA)