REUTLINGEN. Für viele Deutsche ist es eine gute Nachricht: Jogi Löw hört nach der Fußball-Europameisterschaft als Trainer der deutschen Nationalelf auf. In zahlreichen Umfragen, unter anderem auf der GEA-Website, befinden die User, dass es höchste Zeit ist für einen Wechsel. Trainer im Bezirk Alb sehen das teilweise anders.
Michael Frick, Trainer bei Verbandsligist TSG Tübingen, sagt: »Löw war bislang der richtige Bundestrainer.« Dass man ihn nach der enttäuschenden Weltmeisterschaft, bei der Deutschland als amtierender Titelträger bereits in der Vorrunde ausschied, nicht feuerte, findet er richtig. Genauso, dass man nach dem blamablen 0:6 gegen Spanien an ihm festhielt.
Einen Nachfolger zu bestimmen, fällt ihm schwer. »Als Bayern-Fan muss ich Hansi Flick ausschließen«, sagt Frick. Und Lothar Matthäus sei zwar ein guter Fernseh-Experte, »dabei sollte es aber bleiben«. Wenn Frick die Wahl hätte, würde er sich für den aktuellen Liverpool-Coach Jürgen Klopp entscheiden. »Er würde das fachlich gut machen und wäre den Medien gewachsen«, sagt er.
Ex-Coach des SSV Reutlingen als Bundestrainer?
Ein guter Löw-Erbe wäre auch Ralf Rangnick, sagt Zizino Teixeira-Rebelo. »Er ist immer wieder an erfolgreichen Projekten beteiligt gewesen«, so der Coach von Bezirksligist TuS Metzingen. Als Beispiel nennt er Rangnicks Arbeit als Trainer bei der TSG Hoffenheim, die er »vom Dorfverein in die erste Fußballbundesliga geführt hat«. Außerdem sei er für seine taktische Spielweise bekannt. Teixeira-Rebelo muss es wissen, schließlich wurde er beim SSV Reutlingen einst von Rangnick trainiert.
Den Zeitpunkt für Löws Abschied findet er in Ordnung. »Nach 17 Jahren darf man gehen«. Dass der Bundestrainer zu lange an seinem Job festhielt, sieht er nicht: »Es war ok, dass er nach der WM weitergemacht und den Umbruch eingeleitet hat.«
Für Markus Leuthe, hätte da aber auch ein Umbruch auf der Trainerbank stattfinden müssen. »Löw hat den deutschen Fußball weitergebracht, aber letztendlich war er zu lange im Amt«, sagt der Coach des Landesligisten SV Nehren. Als künftigen Bundestrainer kann er sich sowohl Flick als auch Klopp vorstellen. »Beide haben bei großen Clubs gute Arbeit geleistet und ihre Handschrift erkennen lassen«, sagt Leuthe. Außerdem könnten beide gut mit Druck umgehen. Eine wichtige Eigenschaft, denn spätestens zur EM werden wieder 80 Millionen Deutsche zu kritischen Fußball-Experten. (GEA)