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Zustand Parkhaus Lederstraße: Was unternimmt die Stadt Reutlingen?

Es ist das Tor zur Innenstadt, wird von vielen auswärtigen Besuchern genutzt, die ins liebenswerte Reutlingen kommen - das Parkhaus Lederstraße. So wie es dort aussieht und riecht, müsse man sich jedoch schämen, meint unser Leser Rolf Becker und fragt sich, warum die Stadt nichts unternimmt.

Das Parkhaus in der Lederstraße: Viele Gäste parken hier und bekommen nicht gerade einen guten ersten Eindruck von der Stadt.
Das Parkhaus in der Lederstraße: Viele Gäste parken hier und bekommen nicht gerade einen guten ersten Eindruck von der Stadt. Foto: Anja Weiß
Das Parkhaus in der Lederstraße: Viele Gäste parken hier und bekommen nicht gerade einen guten ersten Eindruck von der Stadt.
Foto: Anja Weiß

REUTLINGEN. Humorvoll und in gereimter Form hat sich unser Leser Rolf Becker an uns gewandt. Sein Anliegen: das Parkhaus Lederstraße - seit vielen Jahren ein Brennpunkt in Sachen Verschmutzung, Vandalismus und Verunstaltung durch Graffiti. Bezugnehmend auf die »Nur lieben«-Kampagne der Stadt macht er mit Text und Bildern deutlich, dass es auch Ecken in der Echazstadt gibt, die man nicht nur nicht lieben, sondern die man tunlichst meiden sollte. Während der Garden Life-Messe, die rund 24.000 Gäste angelockt hat, habe er die Bilder aufgenommen und sie an die Stadt geschickt, damit etwas unternommen wird. Er habe sich »vor den vielen auswärtigen Gäste geschämt, die mit mir das Treppenhaus des Parkhauses Lederstraße benutzt haben«.

In seinem Gedicht liest sich das dann so:
"Attraktiv sei diese Stadt, die auch schöne Seiten hat.
Doch kommt ein Fremder aus Versehen
zu uns, ist’s gleich mit ihm geschehen.
Er steuert flugs das Parkhaus an,
er zahlt Gebühren – Ehrenmann
und tritt ins Treppenhaus - geschlossen.
Ist von der Farbenpracht erschossen."

Aber leider ist es alles andere als eine Visitenkarte für die Stadt: Überall sind Schmierereien und es stinkt mitunter bestialis
Aber leider ist es alles andere als eine Visitenkarte für die Stadt: Überall sind Schmierereien und es stinkt mitunter bestialisch. Foto: Privat
Aber leider ist es alles andere als eine Visitenkarte für die Stadt: Überall sind Schmierereien und es stinkt mitunter bestialisch.
Foto: Privat

Wahrlich, die Farbenpracht in dem Parkhaus hat es in sich. Wände und Türen im Treppenhaus sind über und über bemalt, obszöne Sprüche stehen neben unverständlichen Hieroglyphen - das ist weder schön noch lustig. Hinzu kommt so manches Mal noch ein stechender Gestank und Müll. Näher ins Detail wollen wir nicht gehen. »Versiffte Szene« und »naive Malerei« fasst es Becker treffend zusammen. Und fordert die Stadt zum Handeln auf, etwa, indem die Schmiererei übermalt werden und man versuchen sollte, die Schmierfinken zu fassen und zur Kasse zu bitten.

Schmierereien auf allen Etagen.
Schmierereien auf allen Etagen. Foto: Privat
Schmierereien auf allen Etagen.
Foto: Privat

»Wir haben uns intensiv damit beschäftigt«, sagt Albert Keppler, Leiter des Ordnungsamtes. Leider gehöre das Parkhaus zu den Orten in der Stadt, die immer wieder beschmiert und verunreinigt werden. »Es gibt hier viele Zugänge und Ausgänge, die die ganze Nacht über offen sind«, sagt Keppler, sie alle zu überwachen, sei schwierig. Eine Überwachung per Videokamera wäre rechtlich gesehen wahrscheinlich zulässig, weil so viele Sachbeschädigungen passieren, aber die Umsetzung extrem komplex und kostspielig. »Wie will man ein ganzes Treppenhaus videoüberwachen?«, fragt Keppler. Zudem müssten die Kabel unter Putz verlegt werden, damit sie nicht abgerissen werden - ein enormer technischer Aufwand.

Weder schön noch niveauvoll.
Weder schön noch niveauvoll. Foto: Privat
Weder schön noch niveauvoll.
Foto: Privat

Das Parkhaus Lederstraße und die dazugehörigen Treppenhäuser, so teilt die Stadtverwaltung mit, werden durch eine von der Stadt beauftragte Firma gereinigt. Die Reinigung findet alle 14 Tage statt. Zusätzlich ist bereits ein Malerbetrieb beauftragt worden, die Treppenhäuser neu zu streichen. Die Malerarbeiten laufen seit dem 15. Juli und sind voraussichtlich Ende Juli beendet. Denn aus Erfahrung weiß man, dass die Hemmschwelle höher ist, auf saubere Wände zu malen. Richtig problematisch werden wilde Graffitis meist erst dann, wenn einer damit angefangen hat und immer mehr Nachahmer aktiv werden. Doch eine Dauerlösung ist auch das nicht: Irgendwann fängt einer an und dann gilt es wieder, zum Pinsel und zur weißen Farbe zu greifen.

Hin zur Street-Art

Darum soll es nicht beim alleinigen Streichen bleiben, sondern die Stadt will mehr unternehmen. Zunächst war geplant, einen professionellen Graffiti-Künstler für die Gestaltung der Wände zu engagieren, aber das kam dann doch nicht zustande. Der aktuelle Plan sieht vor, dass Schüler und Lehrer verschiedener Schulen im Rahmen des Kunstunterrichts tätig werden dürfen. »Mit zwei Schulen haben wir bereits Kontakt«, sagt Keppler. Für die Schüler wäre dies eine außergewöhnliche Möglichkeit, künstlerisch aktiv zu werden und den öffentlichen Raum aufzuhübschen.

Die Unterführung am Parkhaus wurde von Graffiti-Künstlern gestaltet: Die Schmierereien auf den Bildern halten sich in Grenzen. I
Die Unterführung am Parkhaus wurde von Graffiti-Künstlern gestaltet: Die Schmierereien auf den Bildern halten sich in Grenzen. Im Gegensatz zu den Wänden. Foto: Anja Weiß
Die Unterführung am Parkhaus wurde von Graffiti-Künstlern gestaltet: Die Schmierereien auf den Bildern halten sich in Grenzen. Im Gegensatz zu den Wänden.
Foto: Anja Weiß

Die Kosten dafür wären mit den Ausgaben fürs Material überschaubar und zudem setzt Keppler darauf, dass schön gestaltete Wände weniger beschmiert werden. Ein Beispiel dafür ist die Unterführung zwischen dem Parkhaus und dem Listgymnasium, das vor einigen Jahren ebenfalls von Street-Art-Künstlern mit großflächigen Bildern verziert wurde. Zwar gibt es auch hier kleinere Beschädigungen und Verunstaltungen, aber es gebe doch gewisse Hemmnisse, Kunst zu übermalen. »Nackte, graue Wände laden eher dazu ein.«

Das Problem der Geruchsbelästigung ist hingegen Aufgabe des Parkhausbetreibers , in dem Fall das Amt für Tiefbau. Auch dort hat man sich schon Gedanken gemacht und wird nun voraussichtlich alle zwei Wochen das komplette Treppenhaus kärchern. Ob das etwas bringt? »Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert«, sagt Albert Keppler. Ein Ärgernis bleibt dieser enorme Aufwand trotzdem, denn in Zeiten knapper Kassen und des Fachkräftemangels muss die Stadt hier Ressourcen einsetzen, die an anderer Stelle fehlen. (GEA)

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