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Zu viele ähnliche Geschäfte in der Altstadt? Das sagen Reutlinger Räte

Immer wieder steht der Laden-Mix in der Reutlinger Altstadt, vor allem in der Metzgerstraße, in der Kritik. Was Reutlingens Gemeinderäte dazu sagen und was ihre Lösungsansätze sind.

Zu viele Friseure? Vor allem die Metzgerstraße steht immer wieder in der Kritik.
Zu viele Friseure? Vor allem die Metzgerstraße steht immer wieder in der Kritik. Foto: Schanz
Zu viele Friseure? Vor allem die Metzgerstraße steht immer wieder in der Kritik.
Foto: Schanz

REUTLINGEN. Der GEA hat allen acht Fraktionen und Parteien im Reutlinger Gemeinderat folgende Fragen gestellt: Finden Sie, das Ladenangebot in der Reutlinger Innenstadt ist ausgewogen? Finden Sie, dass es zu viele Frisöre, Nagelstudios, Handyshops und Dönerläden gibt? Wenn Sie das Ladenangebot/die Vielfalt kritisieren: Würden Sie diesbezüglich gerne etwas ändern? Wenn ja: Auf welchen Wegen? Im Folgenden Auszüge aus den Antworten.

Die Grünen und Unabhängigen wünschen sich »in manchen Teilen der Innenstadt und der Metzgerstraße mehr Abwechslung« - aber ein Friseur oder ein Dönerladen sei »allemal besser als ein leeres Geschäft«. Gäbe es keine Nachfrage, würden sich besagte Läden auch nicht halten können, so die Fraktion. Von einem Eingriff in den Laden-Mix via Verordnung halten die Grünen nichts. Für eine lebendige Innenstadt brauche es vielmehr neben schönen Läden und Cafés auch »Aufenthaltsqualität abseits des Kommerzes«.

»Allemal besser als ein leeres Geschäft«

Auch die FDP im Gemeinderat findet den Laden-Mix in der Reutlinger Innenstadt »nicht ideal«, lehnt aber einen städtischen Eingriff ab. Die Fraktion habe im Gemeinderat mehrfach die Gründung einer An- und Vermietungsgesellschaft durch die Stadt oder die GWG vorgeschlagen. So könne leerstehender Wohnraum in der Innenstadt reaktiviert werden. »Eine solche Gesellschaft könnte sich auch um den Gewerbemix kümmern. Sie mietet Räumlichkeiten von privaten Eigentümern an und vermietet sie – gegebenenfalls auch preiswerter - an interessierte Gewerbetreibende.«

Kurz fällt die Antwort von WiR-Fraktionssprecher Dr. Jürgen Straub aus: »Natürlich ist das Ladenangebot nicht mehr ausgewogen und es gibt viel zu viele Barbershops.« Die SPD antwortet nicht direkt auf die Frage, ob es zu viele Frisöre und Co. gibt. Die Sozialdemokraten kritisieren vielmehr hohe Mieten in der Innenstadt, denn diese »vertreiben vielfältige Ladenbetreiber, welche diese Mieten niemals erwirtschaften und bezahlen können«. Vielfalt der Läden brauche Nachfrage, schreiben sie weiter. »Da kann jeder dazu beitragen!«

»Es gibt eindeutig in manchen Bereichen eine zu einseitige Häufung von einzelnen Bereichen«

Die CDU-Fraktion ist mit dem Laden-Mix in der Altstadt nicht zufrieden: »Es gibt eindeutig in manchen Bereichen eine zu einseitige Häufung von einzelnen Bereichen.« Hierzu sollten Gespräche mit den Vermietern stattfinden. Man sei aber ausdrücklich gegen eine direkte Einmischung von Politik und Verwaltung. Die Verwaltung sollte vielmehr die Rahmenbedingungen für eine gute Innenstadtentwicklung setzen. »Das Ladenangebot könnte erweitert werden durch Förderung von jungen Existenzgründern mit innovativen Ideen für den Einzelhandel.«

Auch die Freie Wähler Vereinigung (FWV) antwortet nicht direkt auf die Frage, ob der Laden-Mix zu einseitig ist. Voraussetzung für eine »Aufmöbelung« der Metzgerstraße sind laut FWV »moderate Ladenmieten, die Sanierung von Häusern mit bezahlbarem Wohnraum, wo noch nicht geschehen und ein punktgenaues Mobilitätsangebot.«

Die AfD sagt, dass das Ladenangebot »höchstwahrscheinlich nur die dramatischen Veränderungen in der Bevölkerungszusammensetzung von Reutlingen« widerspiegele. Für den »heute real existierenden Bewohner von Reutlingen, wie er sich vor dem Tübinger Tor, in der unteren Hälfte der Wilhelmsstraße, der Metzgerstraße oder auf der Karlstraße von ZOB bis Bismarckstraße überwiegend aufhält«, sei es sicher »ausgewogen«. Auch Parkplatzsituation, fehlende Aufenthaltsqualität in der Stadt und Onlinehandel sind laut AfD ursächlich für den unausgewogenen Laden-Mix.

Die Fraktion Die Linke/PARTEI sieht das Landenangebot in der Reutlinger Altstadt als »Ergebnis des Konzern-dominierten Online-Trends. Übrig geblieben ist, was man im Internet nicht erledigen kann: Haare schneiden, Nägel machen, etwas essen.« Eine mögliche Lösung: Die Innenstadt so aufhübschen und gut erreichbar machen, dass Menschen »den Aufenthalt in der Stadt dem Online-Shoppen vorziehen«. (GEA)