REUTLINGEN. Pünktlich zum Welttag der Suizidprävention macht der Arbeitskreis Leben (AKL) in Reutlingen auf die neue Ausbildungsgruppe für ehrenamtliche Krisenbegleitung aufmerksam.
Der Arbeitskreis Leben bietet seit fast 50 Jahren Unterstützung und Beratung für Menschen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden, insbesondere in suizidalen Krisen. Besonders am AKL ist die enge Kooperation zwischen professionellen Fachkräften und ehrenamtlichen Krisenbegleitenden, die qualifiziert sind. Susanne Haid und Kerstin Herr sind beide ausgebildete Pädagoginnen und arbeiten als Hauptamtliche: Die Zusammenarbeit von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen sei von absoluter Wichtigkeit für die Qualifizierung dieser Arbeit. Die Ehrenamtlichen haben im Gegensatz zu den Hauptamtlichen keine dezidierte Ausbildung oder Studium in diesem Bereich – sie besuchen aber die 70 Ausbildungsstunden, die für 180 Euro von der Institution selbst angeboten werden. Ehrenamtliche treffen sich laut Haid maximal mit zwei Klienten die Woche – je eine Stunde.
Supervision für Ehrenamtliche
Dazu kommt jede zweite Woche eine Supervision: Hier treffen sich die Ehrenamtlichen mit den Hauptamtlichen. Sie besprechen die Fälle gemeinsam im Team und schaffen einen Ort des Austauschs für die Haupt- und Ehrenamtlichen – niemand soll damit alleine sein. Die Hauptamtlichen bilden also den Rahmen – unterstützt werden sie von den Ehrenamtlichen. Teilnehmen können alle: Die nächste Ausbildungsgruppe startet in Reutlingen am 23. November und dauert bis zum 10. Mai 2025. Die Ausbildung kann berufsbegleitend ausgeführt werden.
70 Stunden Ausbildung
In den 70 Stunden werden sowohl theoretische als auch praktische Aspekte der Begleitung von suizidalen Personen und Menschen in Krisensituationen sowie Elemente der Selbsterfahrung, um die eigene Reflexion im Umgang mit Krisensituationen zu fördern, vermittelt.
Betroffene ab 13 Jahren können sich beim AKL melden und bekommen innerhalb von einer Woche ein Krisengespräch angeboten.
Anders als bei der anonymen Telefonseelsorge, bleibt es nicht bei einem Gespräch, die Klienten bekommen begleitende Unterstützung und Zuverlässigkeit.
So könne das AKL als Überbrückung bis zur Therapie als Unterstützung fungieren – vorgezogen werden die Betroffenen bei einer Psychotherapie dadurch nicht. »Krisenberatung lebt von der Vielfalt«, sagt der 23-jährige Ingenieur Sandro Eisch, der seit drei Jahren als Ehrenamtlicher dabei ist. Ihm werden eher junge Männer zugewiesen – Identifikation sei ein wichtiger Teil für die Arbeit.
Wichtige Arbeit leistet der Arbeitskreis nicht nur durch direkte Begleitung in der Krisensituation, sondern auch durch Präventionsangebote – Schulen oder Ausbildungsplätze buchen den AKL immer wieder für Workshops. Der Arbeitskreis Leben richtet sein Angebot auf drei Gruppen: von Krisen betroffene Menschen, Bekannte, die sich sorgen, und Trauernde nach einem Suizid. (GEA)