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Aktuell Leserfrage

Wie geht es im Reutlinger Behnisch-Bau weiter?

Im Jahr 1976 war die seinerzeit nagelneue Seniorenwohnanlage des Star-Architekten Günter Behnisch mit das modernste, was es in dieser Art in Reutlingen gab. Dann stand es lange Zeit leer. Mittlerweile ist wieder ein wenig Leben in das große Gebäude zurückgekehrt.

Das 1976 fertiggestellte Seniorenheim entspricht nicht mehr den Anforderungen des modernen Brandschutzes. Auch wegen der Holzver
Das 1976 fertiggestellte Seniorenheim entspricht nicht mehr den Anforderungen des modernen Brandschutzes. Auch wegen der Holzverkleidung an der Fassade des Behnisch-Baus. Momentan sind einige Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht. Foto: Frank Pieth
Das 1976 fertiggestellte Seniorenheim entspricht nicht mehr den Anforderungen des modernen Brandschutzes. Auch wegen der Holzverkleidung an der Fassade des Behnisch-Baus. Momentan sind einige Flüchtlinge aus der Ukraine untergebracht.
Foto: Frank Pieth

REUTLINGEN. »Es ist so ein großes Gebäude, und wenn ich abends vorbeigegangen bin, waren alle Fenster dunkel.« Mit diesem eher traurigen Satz hat sich eine Leserin an den GEA gewandt und mit der Frage verbunden: »Wann kehrt wieder Leben in den Behnisch-Bau in der Ringelbachstraße zurück und wie geht es dort weiter?«

Mittlerweile dürfte sie bei ihren abendlichen Spaziergängen festgestellt haben, dass zumindest hinter einigen Fenstern wieder Licht brennt. Es ist Leben zurückgekehrt in das frühere Seniorenheim. Mit dem Einzug von Flüchtlingen aus der Ukraine. Eine Bleibe nur auf Zeit.

Bei der Eröffnung ein hochmodernes Gebäude

Das Altenheim an der Ringelbacher Straße war bei seiner Inbetriebnahme vor 47 Jahren top-modern, hell, geradezu von Licht durchflutet, vor allem groß und großzügig geschnitten sollte das Gebäude sein. Damals vom Stuttgarter Büro des Star-Architekten Günter Behnisch (Münchner Olympiastadion 1972) entworfen und vom Behnisch-Partner, dem heutigen Professor Dieter Herrmann ausgeführt. Bis zu 190 ältere Menschen sollten nicht nur Platz finden, sondern ihr Leben dort annehmen und sich wohlfühlen.

Doch selbst seine Modernität der 1970er-Jahre veraltete seit einigen Jahren, vor allem in den Bereichen des Brandschutzes und der Erdbebensicherheit, die mittlerweile für öffentliche Gebäude dieser Art gelten. Gerade die schön anzuschauende Holzschindelfassade könnte im Ernstfall brandgefährlich werden. Die Barrierefreiheit entspricht spätestens ab 2010 nicht mehr den Vorgaben. Zwischen 2010 und 2012 gab es eine kleine Sanierung. Eingebaute Wände und Brandschutztüren beendeten aber den hellen und offenen Charakter des Hauses. Eine Komplettsanierung scheiterte an hohen Kosten von geschätzten 8,5 bis 10 Millionen Euro. Ab 2015 stand das Gebäude leer.

Bis zu 70 Flüchtlinge aus der Ukraine

Bis vor wenigen Wochen. Am 20. August zogen erste Flüchtlinge aus der Ukraine ein. »Aus brandschutztechnischen Gründen«, so die Stadt Reutlingen, könnten nur zwei Etagen des ehemaligen Altenheimes belegt werden. Gegenwärtig sind 49 Menschen, ausschließlich aus der Ukraine, untergebracht. Es sollen noch einige wenige mehr werden. Das Rathaus teilte mit: »Die wenigen übrigen Zimmer werden voraussichtlich am 29. Oktober belegt.« Insgesamt gebe es im Gebäude nur eine maximale Kapazität für etwa 70 Personen.

»Mehr sollen und dürfen nicht einziehen. Denn dann wird es mit dem Brandschutz und der Sicherheit problematisch«, heißt es vom Gebäudemanagement der Stadt Reutlingen. Auch die Nutzung der alten Sanitäranlagen ist nicht möglich. Rohre sind angefressen, Leitungen und Erschließungsschächte fehlen. Auch dies müsste alles aufwendig saniert werden. Dafür sei zunächst keine Zeit, heißt es von den Verantwortlichen im Reutlinger Rathaus. Deshalb stehen für die Bewohner seit einiger Zeit mehrere Sanitärcontainer mit Toiletten, Waschgelegenheiten und Duschen vor dem Behnisch-Bau.

Nutzung nur noch für einige Jahre

Die eingeschränkte Nutzung als Unterkunft für Ukraine-Flüchtlinge ist nicht auf Dauer angelegt. Maximal könne das laut Auskunft der Stadt noch einige, wenige Jahre dauern. Angepeilt ist eine Nutzungsdauer von fünf Jahren als Gemeinschaftsunterkunft. Was danach mit dem preisgekrönten und denkmalgeschützten Gebäude passiert, ist offen. Die Stadt favorisiert den Verkauf an einen Investor. Reutlingens Baubürgermeisterin Angela Weiskopf stellte das zuletzt als eine Herausforderung dar: »Das wird nicht einfach, da braucht man schon einen Liebhaber.« (GEA)

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