REUTLINGEN. Hagel ist für Reutlinger nichts Neues. Man könnte behaupten, die Stadt sei ein Hotspot, wenn man sich die Hagelstürme der vergangenen Jahre vor Augen hält. Doch dass es am Ostermontag hagelte, obwohl doch zuvor die Sonne noch geschienen hatte, kam sowohl für Bewohner der Region als auch für Wetterexperten überraschend. »Ich habe mir am Ostermontag gedacht, oh, wieder Reutlingen«, sagt Meteorologe Thomas Schuster vom Deutschen Wetterdienst. »Wie Geschosse knallten die etwa drei Zentimeter großen Hagelkörner herab. Sie kamen aus einer pechschwarzen Wolke, verbunden mit einem Gewitter«, erzählt eine Bewohnerin. Auch Fotos und Videoaufnahmen aus Mittelstadt, Rommelsbach und Oferdingen, wo sich das Wetterphänomen ebenfalls bemerkbar machte, trudelten in die Redaktion ein.
DWD-Experte Schuster ordnet ein: »Am Ostermontag löste eine labile Luftmasse über Reutlingen Schauer und Gewitter aus. Über dem Schwarzwald hat sich eine starke Gewitterzelle gebildet und ist an der Nordkante von der Alb entlang gezogen. Da war Reutlingen auf dem Weg.« Die Gewitterzelle sei knapp drei Stunden aktiv gewesen. Gegen 16 Uhr war sie im Raum Reutlingen angekommen, um 17.30 Uhr wanderte sie nördlich von Ulm und um 19 Uhr kam sie in Bayern an. »Dort ist sie abgeschwächt«, so Schuster.
Hagel sei normalerweise im Mai zu erwarten. Dass es dieses Jahr schon im April hagelte, habe mit dem Temperaturunterschied zwischen Boden und Höhe zu tun. Schuster spricht von »einer vertikalen Durchmischung von Kaltluft und Sonneneinstrahlung«. Einerseits sei durch die Sonneneinstrahlung der Boden warm und anderseits sei in der Höhe die Luft kalt. »Weil in der Höhe kalte Luft ist, konnten die Wolken bis zu einer Höhe von sieben Kilometern anwachsen. So bildeten sich Gewitterwolken wie in einem kochenden Wasserkochtopf, wo die Luftblasen nach oben gehen«, sagt der Meteorologe.
Der intensivste Niederschlag im Kreis Reutlingen hat am Montag zehn bis 15 Minuten gedauert. Der Wetterexperte spricht von einer Gewitterzelle mit einer durchschnittlichen Breite von zweieinhalb Kilometern, die sich etwa eine halbe Stunde durchgezogen hat. Der Kern der Zelle mit der höchsten Blitzdichte war jedoch sechs Kilometer breit.
Wetterdienst warnt vor Hagel
Doch das war noch nicht alles: Am Mittwochnachmittag ist eine ähnliche Wetterlage wie die von Montag zu erwarten. Heftige Gewitter und Hagel sind auf dem Weg nach Reutlingen. »Zum Abend geht es am Mittwoch in mehrstündigen Starkregen über.« Ab 17 Uhr wird durch die einfließende Kaltluft in Verbindung mit der Sonneneinstrahlung ein Gewitter erwartet. Auch mit einem Dauerstarkregen bis 23 Uhr wird gerechnet. Ab Mitternacht lässt der Regen nach. Am Donnerstagabend kommt neuer Regen sowie tagsüber am Freitag. »Das ist dann aber leichter Regen.« Am Wochenende wird das Wetter mit Temperaturen über 20 Grad Celsius freundlich. Anfang nächster Woche bleibt es trocken, wieder mit Höchstwerten über 20 Grad Celsius. (GEA)