REUTLINGEN. In der Reutlinger Altstadt weisen mehrere Schilder und Banner über der Wilhelmstraße auf die immer noch geltende Maskenpflicht hin. Von 9 bis 20 Uhr müssen Passanten in der Fußgängerzone einen Mund-Nasen-Schutz tragen, wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann. Über den Sinn dieser Corona-Schutzmaßnahme wird angesichts sinkender Ansteckungsraten vermehrt diskutiert. Gesundheitsminister Spahn ist für ein stufenweises Vorgehen, andere Politiker fordern die komplette Abschaffung. Experten sind skeptisch. Auch in der Reutlinger Fußgängerzone ist das Thema präsent. Als Kathi Dokhani und Mustafa Bektas die Wilhelmstraße entlanglaufen, ist bei ihrem Gespräch herauszuhören, dass es um die Maskenpflicht geht.
»Draußen, etwa in den Fußgängerzonen, müsste man jetzt keine Maske mehr tragen«, sagen beide, als sie vom GEA angesprochen werden. In geschlossenen Räumen, etwa in Geschäften oder im Supermarkt, würden beide jedoch noch nicht endgültig auf die Maskenpflicht verzichten. Kathi Dokhani und Mustafa Bektas vertreten damit die Mehrheitsmeinung bei einer nicht-repräsentativen Straßenumfrage am Montagmittag.
»Draußen sollte man jetzt anfangen«, sagt auch Walter Stickle auf die Frage, ob die Maskenpflicht nun abgeschafft werden sollte. »In Fußgängerzonen sollte das kein Problem sein«, sagt Stickle mit dem Verweis, dass immer mehr Menschen geimpft seien, weshalb sich die Gefahr einer Ansteckung stetig verringere. »Es sei denn, es kommt die nächste Pandemie, dann kommt auch die Maskenpflicht wieder«, so Stickle.
Beate Brunner hätte ohne Maskenpflicht wohl zunächst ein »komisches Gefühl«, da man sich in den vergangenen zwei Jahren sehr daran gewöhnte habe, in der Öffentlichkeit eine Maske zu tragen, wenn man unter Leute geht. Trotzdem sagt sie: »Draußen braucht es keine Maskenpflicht mehr.« Ihr Bruder, der Arzt sei, habe ihr erklärt, dass die Ansteckungsgefahr an der frischen Luft sehr gering sei, begründet Beate Brunner ihre Meinung.
Roland Riedt findet grundsätzlich, dass es mit niedrigen Inzidenzzahlen keine Maskenpflicht mehr braucht. »Aber man sollte nun erst einmal die Diskussion führen, bevor man etwas vorschnell entscheidet«, fordert er. Riedt ist deshalb dafür, dass sich die politischen Entscheidungsträger im Land nun mit Vertretern aus sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Institutionen zusammensetzen und beraten. Den Vorstoß von Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD), die eine Überprüfung der Verhältnismäßigkeit der Maskenpflicht fordert, findet Riedt gut.
Auch für Erika Menger wäre es »kein Problem«, die Maskenpflicht im Freien abzuschaffen. »Es kann ja jeder dann immer noch eine Maske aufsetzen, wenn er sich unsicher fühlt.« Sie selbst würde das etwa in der Fußgängerzone auch tun, wenn viel los sei. Bei geschlossenen Räumen wäre Erika Menger noch vorsichtig. »Es kommt auf die Bedingungen an, etwa wie gelüftet werden kann. In Bussen ist es vielleicht besser, wenn die Maskenpflicht erst einmal noch bleibt.«
Karin Beck würde die Maskenpflicht »sofort abschaffen, auf jeden Fall draußen«. Sie hofft, dass die Inzidenzzahlen nun weiter sinken, damit die Politiker diesen Schritt wagen.
Auch Krzysztof S. ist eindeutig für die Abschaffung der Maskenpflicht. »In Geschäften könnte man sie vielleicht noch aufsetzen.« Er ist zudem skeptisch, ob die Maskenpflicht bislang generell etwas gebracht haben. »Ich bin mir nicht sicher, ob diese Einmalmasken wirklich was taugen.«
Eine junge Mutter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, findet: »Die Maskenpflicht kann weg. Und zwar draußen und drinnen«. Sie findet, dass die Politik nun lang genug die Freiheit der Menschen eingeschränkt habe. »Jetzt muss wieder ein Schritt in die richtige Richtung gemacht werden.« (GEA)