REUTLINGEN. Im vergangenen Jahr gab es zum ersten Mal einen »Tag der Kinderbetreuung« in Reutlingen. Der kam so gut an, dass jetzt noch eins draufgesetzt wird – beziehungsweise vier: Am 23. und 24. November sowie am 27. und 29. November gibt es geballte Informationen und Einblicke nicht nur für Eltern, sondern auch für pädagogische Fachkräfte. Die Stadt, freie Träger, der Gesamtelternbeirat Reutlinger Kindergärten und -tagesstätten (Gerk), der Tagesmütterverein und viele andere mehr ziehen dabei an einem Strang.
»Es war ein guter Tag und ein schöner Erfolg«, sagt Verwaltungsbürgermeister Robert Hahn bei der Vorstellung des neuen Programms zur Premiere 2017. Rund 150 Eltern kamen ins Rathausfoyer, um sich rechtzeitig vor dem Stichtag zur verbindlichen Vormerkung für einen Kita-Platz über Angebote und Konzepte der verschiedenen Träger zu informieren. Ansporn genug, so Hahn, für eine erweiterte Neuauflage, bei der verschiedene Zielgruppen angesprochen werden.
Besichtigung an zwei Tagen
Zunächst sind bei den »Tagen der Kinderbetreuung« die pädagogischen Fachkräfte dran. Am Freitag, 23. November, können sie sich im Matthäus-Alber-Haus (Lederstraße 81) von 18 bis 21 Uhr ein Bild von der Reutlinger »Trägerlandschaft« machen, sagt Karin Glück, Leiterin der Abteilung Kindertagesbetreuung bei der Stadt: Die Kitas stellen sich und ihre Profile vor, außerdem informiert Gerk. Als »Schmankerl«, so Glück, gibt es ab 19 Uhr einen Vortrag von Nina Kölsch-Bunzen, Professorin an der Hochschule Esslingen, über »Demokratische Werte in den Kindertageseinrichtungen – welche Herausforderungen zeigen sich und welchen Umgang finden wir?«
Ebenfalls im Matthäus-Alber-Haus geht dann am Samstag, 24. November, von 14 bis 17 Uhr der Informationstag für Eltern über die Bühne. Auch sie können sich schlaumachen, was die verschiedenen Träger zu bieten haben. Außerdem informiert die Anlaufstelle Kindertagesbetreuung Reutlingen (Anker), wie die Anmeldung für einen Betreuungsplatz zum Stichtag am 10. Februar 2019 funktioniert. Gerk ist auch an diesem Samstag mit von der Partie. Der Theorie folgt am Dienstag, 27. November, und Donnerstag, 29. November, die Praxis: Von 14 bis 16 Uhr oder 17 bis 19 Uhr können die Eltern die Kitas, die sie sich ausgeguckt haben, besichtigen. Welche wann ihre Pforten öffnen, ist der städtischen Homepage zu entnehmen.
Die Vorbereitung der »Tage der Kinderbetreuung« bescherte dem, so Hahn, »Impulsgeber« Gerk und der Stadt einiges an Arbeit. Letzterer schon deshalb, weil sie die Zielgruppe – alle Eltern, deren Kinder 2019/2012 drei Jahre alt werden – gezielt informierte: 1 180 Briefe gingen raus.
Claus Mellinger, geschäftsführender Vorstand von Gerk, misst vor allem dem Schulterschluss aller Akteure bei der Veranstaltung einen hohen Stellenwert bei. »Es gibt ein tolles Angebot in Reutlingen. Und wenn die Träger so ein gutes Angebot machen, kann man es auch ins Schaufenster stellen.« Dabei hat er nicht nur die Eltern im Blick, sondern vor allem die heiß begehrten Erzieher. »Wir wollen ja Fachkräfte nach Reutlingen holen.«
Auch Marcus Keinath, als evangelischer Dekan sowohl Hausherr der Veranstaltung im Alberhaus als auch Vertreter der freien Träger, erhofft sich von den »Tagen der Kinderbetreuung« ein »ganz wichtiges Signal«. Und das nicht nur für die pädagogischen Fachkräfte. Generell gehe es um den Ausbau und die qualitative Weiterentwicklung der Kinderbetreuung. Alle hätten erkannt, dass man hier mit höchster Priorität agieren müsse. »Wir als Kirche wollen unseren Beitrag leisten.«
Bürgermeister Hahn steuerte Zahlen zum Thema Ausbau bei: Bis 2020 sollen in Reutlingen 800 neue Kita-Plätze geschaffen werden. »Dann stehen wir ganz anders da als heute.« Man habe freilich nicht nur die Plätze, sondern auch die qualitative Komponente im Blick. Anders als in anderen Kommunen, in denen das Land 50 Prozent der Kosten trage, übernehme in Reutlingen mit 70 Prozent die Stadt den Löwenanteil. Ob Sprachförderung, Inklusion, Lehrgänge oder Supervision: Ein Mehrwert, den sich die Stadt etwas kosten lasse. Hahn: »Das ist Ausdruck der Qualität.« An Geld fehle es nicht. »Wir klotzen, wir kleckern nicht.«
Für mehr Plätze braucht’s mehr Personal, auch hier müssen sich die Träger in Anbetracht des Fachkräftemangels enorm ins Zeug legen. Marcus Keinath spricht von einem Mentalitätswechsel: »Wir bewerben uns bei den Fachkräften, nicht umgekehrt.« Auch hier kann sich Reutlingen offenbar sehen lassen. »Wir sind dabei, Stellen zu entfristen, die Vakanzquote liegt knapp über vier Prozent«, informiert Sozialamtsleiter Joachim Haas. Und das, so Haas, »ist für eine Großstadt gut«. (GEA)
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