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Verfilzt und von Maden befallen: Reutlinger Tierheim rettet völlig verwahrloste Kaninchen

Als sie eine Frau beim Tierheim abgibt, sind die zwei Kaninchen in einem katastrophalen Zustand: von Maden befallen und mit einem total verfilzten und verdreckten Fell. Eine Herausforderung für die Mitarbeiter, die sich rührend um die armen Seelen kümmern. Auch eine Hundefriseurin setzt sich für sie ein.

Inzwischen sind die zwei Kaninchen über dem Berg.
Inzwischen sind die zwei Kaninchen über dem Berg. Foto: Tierheim Reutlingen
Inzwischen sind die zwei Kaninchen über dem Berg.
Foto: Tierheim Reutlingen

REUTLINGEN. Wer die flauschigen Kaninchen Harlem Shake und Salsa anschaut, kann nicht ahnen, wie viel Leid die zwei hinter sich haben. »Inzwischen geht es ihnen viel besser und sie sind ganz gut drauf«, sagt Sabine Mayer von der Reutlinger Kleintierstation und klingt etwas erleichtert. Kaum zu glauben, wen man bedenkt, dass eine Frau die beiden in einem völlig verwahrlosten Zustand im Reutlinger Tierheim abgegeben hat.

»Die Frau war nur kurz bei uns und dann war sie auch wieder weg«, sagt Mayer. Grund für die Abgabe war angeblich ihr Umzug. Wie sich herausstellte, waren die Tiere seit langem ihrem Schicksal überlassen. »Ihr Fell war mit Kot und Urin verschmiert. Eine der Kaninchendamen war sogar von Maden befallen«, berichtet Mayer. »Wären noch ein bis zwei Tage vergangen, hätte das Tier es nicht mehr geschafft zu überleben«, ist sie sich sicher. Sieht man die Bilder, die das Tierheim auf Facebook gepostet hat, bleibt einem fast das Herz stehen. Das Fell ist so sehr verdreckt und verfilzt, dass auf den ersten Blick gar nicht erkennbar ist, um was es sich für ein Lebewesen da handelt. Zahlreiche Menschen regen sich über den Zustand der Tiere auf. »Also ich bin sprachlos und kann nicht glauben, dass sich diese Menschen nicht schämen. Pfui, das ist Tierquälerei und gehört eigentlich angezeigt«, lautet einer der über 100 Kommentare unter dem Posting.

Das Fell der Tiere war in einem schrecklichen Zustand.
Das Fell der Tiere war in einem schrecklichen Zustand. Foto: Tierheim Reutlingen
Das Fell der Tiere war in einem schrecklichen Zustand.
Foto: Tierheim Reutlingen

Das vom Urin vergilbte Fell ließ darauf schließen, dass das Gehege über eine lange Zeit hinweg nicht gereinigt wurde. Daher badeten die Tierheimmitarbeiter die zwei Schützlinge nach ihrer Abgabe erst einmal. »Langhaarkaninchen brauchen ganz besondere Fellpflege und Unterstützung bei der Hygiene. Vor allem Teddykaninchen sehen zwar knuffig aus, verfilzen und verdrecken aber schnell. Weil sie sich wegen des dichten Fells nicht selbst sauber halten können, haben Fliegen und Maden leichtes Spiel«, heiße es seitens des Tierheims. Vielen Tierbesitzern ist nicht bewusst: Solche Tiere »müssen mehrmals die Woche gebürstet werden«, fügt Mayer hinzu.

So ungepflegt sah eins der Kaninchen aus.
So ungepflegt sah eins der Kaninchen aus. Foto: Tierheim Reutlingen
So ungepflegt sah eins der Kaninchen aus.
Foto: Tierheim Reutlingen

Außer Menschen, die sich auf Facebook aufregen und kommentieren, gibt auch welche, die handeln. Dazu gehört Arzu Segzin. Die Tierfriseurin kontaktierte das Tierheim, nachdem sie von dem traurigen Fall auf den Sozialen Medien erfahren hatte. Sie erklärte sich bereit, die Kaninchen in ihrem Hundesalon »Dog´s Cut« kostenfrei aufzuhübschen. »Es musste viel Fell geschoren werden, besonders unter der Brust und dem Bauch. Die Pfötchen waren völlig verdreckt. Die zwei waren aber ganz ruhig und lieb.« Nachdem sie die Hundefriseurin unter ihre Fittiche genommen hatte, sahen sie wie ausgewechselt aus. Segzin sagt: »Ich habe bereits dem Tierheim kommuniziert, dass ich das gerne wieder ehrenamtlich machen würde, sofern verwahrloste Tiere dort ankommen.« (GEA)