REUTLINGEN. Wohl kaum ein Thema wurde heute im Netz so heftig und kontrovers diskutiert, wie die Maskenpflicht. Am Mittag wurde bekannt: Ab kommenden Montag, 27. April, gilt in Baden-Württemberg die Pflicht, Mund und Nase beim Einkaufen und bei der Fahrt mit Bus und Bahn zu bedecken. Wer keine Maske hat, der könne auch einen Schal nutzen, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
#Maskenpflicht landete also am Dienstagmittag sofort unter den Hashtag-Trends auf Twitter - dicht gefolgt von #Oktoberfest. In den Tweets wechseln sich Fürsprecher und Gegner ab. Während manche darin eine längst überfällige Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie sehen, fragen sich andere, wieso die Pflicht erst jetzt kommt. Die Bayern, bei denen die Pflicht seit gestern beschlossen ist, bekommen in einigen Tweets eine Extraportion Spott ab. Etwa von der Satireseite »Postillon«: Diese titelt, dass man die Menschen aus Bayern mit Mundschutz dann endgültig nicht mehr verstehen könne. Es gibt auch nicht ganz ernst gemeinte Vorschläge, wie ein Mundschutz für Bayern denn aussehen könne.
Bevor Fragen aufkommen, in Bayern sieht die #Maskenpflicht so aus. pic.twitter.com/kknmEPYoZP
— Tobias↗️ (@daTobi85) April 20, 2020
Auf dem Twitter-Kanal der baden-württembergischen Landesregierung fragen viele Nutzer in den Kommentaren, wieso die Maskenpflicht erst in sechs Tagen eingeführt wird - wenn doch jetzt schon wieder viel mehr Menschen in den Städten unterwegs sind. Ob die Pflicht auch auf Wochemärkten gelte, fragt eine weitere Twitter-Nutzerin. »Ausgestaltung und Sonderregelungen werden zeitnah« besprochen und bekannt gegeben, lautet die Antwort von Seiten des Twitter-Kanals der Landesregierung. »Wäre es nicht sinnvoller gewesen, erst die Plicht und dann die Lockerung«, fragt ein anderer Twitter-Nutzer. Es sei grundsätzlich zufrieden mit der Vorgehensweise der Landesregierung, schreibt er weiter - aber das mache für ihn wenig Sinn.
Auch auf der Facebook-Seite der Stadt Reutlingen wird unter dem Posting zur Maskenpflicht rege diskutiert. Einige Kommentatoren finden, dass die Masken den Menschen gratis zur Verfügung gestellt werden sollten - das Beispiel Gelbe Säcke taucht mehrfach auf als Vergleich. Erico Bégards fragt sich, wieso es dann nicht auch Pflicht ist, Einkaufswägen zu desinfizieren oder Kartenlesegeräte an Kassen.
Auch auf der GEA-Facebook-Seite wurde diskutiert
Wir haben auch auf der GEA-Facebook-Seite gefragt, wie die Menschen zur beschlossenen Maskenpflicht stehen - und ebenfalls zahlreiche Antworten auf diese Frage bekommen. Hier einige Auszüge: »Also wir waren heute mit Maske und Tuch einkaufen. So oft wie heute habe ich mir schon lange nicht mehr ins Gesicht gefasst. Brille beschlägt, Tuch oder Maske verrutscht«, berichtet Ulrike Marsoun. Verstanden werde man mit der Maske auch nicht richtig, schreibt sie weiter. Ob das wirklich sinnvoller sei? Das frage sie sich.
Als »vernünftig« und »wohl auch keine riesen Zumutung« empfindet dagegen Jan Drexelius die Maskenpflicht. Gabi Goth pflichtet dem bei: »Sehr vernünftig. Wenn alle eine Maske tragen und Abstand halten, behält jeder seine Viren für sich.« Christel Renner kommentiert’s mit einer Prise Saraksmus im Hinblick auf die vielen Meckerer bei diesem Thema: »Man hört die Leute dann immerhin nicht mehr so laut maulen.« Alfred Brandner hat das Gefühl, dass viele Menschen das Coronavirus unterschätzen: »Gestern bin ich gegen 14.45 Uhr an einem Baumarkt vorbeigefahren. Der übergroße Parkplatz war rammelvoll, mit Rückstau bis zur Straße.« Nach subjektivem Empfinden wie auch nach objektiver Betrachtung komme man an einer Maskenpflicht nicht vorbei, schreibt er.
Falsche Sicherheit durch Tragen einer Maske?
Manche Facebook-Nutzer fragen sich, wieso die Maskenpflicht erst jetzt kommt. »Zuerst heißt es, die Masken bringen eh kaum was, jetzt doch eine Pflicht... was soll das denn?« schreibt Veronika Fischer-Groß. Ähnlich sieht es David Burgmann: »Jetzt ist man wochenlang ohne Masken durch Supermärkte gerannt, in denen Einmalhandschuhe und Toilettenpapier nicht zu bekommen waren und deren Einkaufswägen nicht desinfiziert wurden und nicht werden.... So langsam wird‘s grotesk.« Dorothea Reimann hat Bedenken, dass sich Menschen durch das Tragen einer Maske in einer falschen Sicherheit wiegen: »Das war überfällig. Ich befürchte nur, dass nun die Menschen noch nachlässiger werden, weil sie denken, sie sind ja geschützt. Und dass sie erst recht in die Stadt rennen, wie gestern schon gesehen.« Auch Katrin Schuler hat beobachtet, dass Menschen, die beim Einkaufen schon jetzt eine Maske tragen, »sowieso nicht mehr den Abstand einhalten«. Die Maskenpflicht hält sie für einen »Ausdruck der Hilflosigkeit der Politik«.
Auch auf dem GEA-Instagram-Kanal haben wir die Nutzer nach ihrer Meinung zur Maskenpflicht gefragt. 65 Prozent der Umfrage-Teilnehmer sprechen sich für die Maskenpflicht aus, 35 Prozent sind dagegen. (GEA)