REUTLINGEN. Bereits zum zweiten Mal trafen sich Menschen mit einer Demenzerkrankung und ihre pflegenden Angehörigen im Kunstmuseum. Unter dem Titel »Kunst kann einfach!« waren sie eingeladen, sich ausgesuchte Kunstwerke gemeinsam mit der Museumspädagogin Kerstin Rilling anzuschauen. Eine sehr freie und offene Betrachtung der Bilder ermöglichte es den Gästen, eigene Sichtweisen und Gefühle einzubringen. Der Museumsbesuch wurde so zu einem Erlebnis mit hoher emotionaler Qualität.
Die Stimmung in der Grieshaber-Etage des Spendhauses ist an diesem Nachmittag fröhlich, ja beinahe ausgelassen. Die Kaffeerunde ist in vollem Gange. Die Gäste, das sind Menschen mit einer Demenzerkrankung und ihre Begleiter, machen sich in dieser gemütlichen Atmosphäre miteinander vertraut. Silvia Phleps von der DRK-Alzheimerberatung greift nach ihrer Gitarre und intoniert die ersten Akkorde eines Frühlingsliedes.
Nach gemeinsamem Singen versammelt sich die Gruppe vor HAP Grieshabers Holzschnitt »Große Wiese« aus der Mappe »Baumblüte«. Schnell entsteht ein Gespräch darüber, was zu sehen ist. Einer Teilnehmerin fällt sofort das beinahe schwebende Paar inmitten der erblühenden Natur auf. »Vielleicht tanzen sie auch«, sagt sie. »Das ist ein Frühlingsbild. Da erwacht die Natur und Liebe.«
Die ruhige und friedliche Stimmung im Bild fällt auf, der Mensch im Einklang mit der Natur. »Da ist viel Freiheit in dem Bild«, sagt eine Frau. Jemand meint: »Das Bild dort drüben gefällt mir noch besser« und deutet auf »Das blaue Paar«, ebenfalls aus der »Baumblüten«-Serie von HAP Grieshaber. »Die Farben sind schön. Da sind auch wieder blühende Bäume zu sehen und ein Tier« – auch hier entwickelt sich ein intensives Gespräch, das mit einem weiteren Lied abgeschlossen wird.
Für einige Momente können die Besucher die Krankheit in den Hintergrund stellen. Die nächsten Veranstaltung der Reihe »Kunst kann einfach!« ist am 17. September um 14.30 Uhr. (pm)