REUTLINGEN. Bei der genehmigten Demonstration gingen am heutigen Samstagabend wieder mehrere Tausend Teilnehmer auf die Straße, um gegen die Corona-Politik zu protestieren. Start war gegen 18 Uhr erneut bei der Stadthalle am Willy-Brandt-Platz. Die Strecke führte über die Eberhardstraße Richtung Kaiserstraße, Albstraße und Wilhelmstraße zurück zum Bürgerpark. Der Protestzug verlief friedlich. Angeführt wurde er von acht berittenen Polizeibeamtinnen und -beamten. Skandiert wurde »Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Freiheit klaut«, »Friede, Freiheit, Selbstbestimmung«. Auf Plakaten stand »Das Ende der Freiheit«, »Impfen, nein Danke«, »Wir sind die Mitte der Gesellschaft« oder »Gegen die Impfplicht für Pflegekräfte«. Trillerpfeifen, Trommeln, Megafone und Musikanlagen bildeten eine lautstarke Kulisse. Längst nicht alle Teilnehmer hielten sich an die vorgeschriebene Maskenpflicht. Die Aufforderung der Polizei, Masken zu tragen, wurde mit einem Pfeifkonzert quittiert.
Demo-Teilnehmer Friedrich Hertter (58) aus Reutlingen, sagte: »Ich habe die allgemeine Wehrpflicht mitgemacht, bei einer allgemeinen Impfpflicht mache ich nicht mit.« Er sei kein Corona-Leugner, sagte er, aber gegen die Impfpflicht. Die Krankenschwester Antje K., die ihren Nachnamen nicht nennen wollte, aus Tübingen, erklärte, sie sei nicht gegen Corona geimpft. Sie sei gegen die Impfung. »Das ist ein Eingriff in meinen Körper.« An dem Protestzug nahm auch Urs Langhans aus Pfullingen teil. Der Familienvater kam mit Ehefrau, Tochter und Schwiegermutter. Die anstehenden Lockerungen der Corona-Beschränkungen gingen ihm nicht weit genug. So bleibe unter anderem die Maskenpflicht, kritisierte er.
Wie die Polizei im Anschluss meldete wurden zwei Strafverfahren wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet, außerdem ein Strafverfahren wegen Beleidigung von Polizeibeamten. Nach Veranstaltungsende wurde ein Fernsehteam von mehreren Personen umringt, die »Lügenpresse« skandierten, teilten die Beamten zudem mit. Einsatzkräfte seien aber unmittelbar darauf vor Ort gewesen, und es sei zu keinen strafbaren Handlungen gekommen.
Die Polizei bezifferte die Teilnehmerzahl an diesem Samstag in der Spitze mit 5.000 Personen. Das wären somit deutlich weniger Menschen, als noch in der vergangenen Woche. Da hatten nach Veranstalterangaben 10.600 Menschen teilgenommen, die Polizei hatte 7.500 gezählt. Die Teilnehmer selbst teilten dem GEA heute auf Anfrage mit, dass sie rund 12.500 Menschen gezählt haben beim jüngsten Protestzug. (GEA/dpa)