REUTLINGEN. Autsch, das hat gesessen. Die Reutlinger Stadtverwaltung wurde am Mittwochabend in der Satiresendung »extra 3«, die um 22.50 Uhr im Norddeutschen Rundfunk zu sehen war, für ihre Maßnahmen zur Luftreinhaltung in der Lederstraße ordentlich durch den Kakao gezogen.
Schon bei der Anmoderation des dreiminütigen Beitrags nahm Sarah Kuttner kein Blatt vor den Mund. Als Beispiel für effektives Schummeln von Kindern sagte sie man habe einem männlichen Sportlehrer als Mädchen einmal pro Woche erzählen können, dass man seine Tage hat, nur um nicht mitmachen zu müssen. »Es ist wahnsinnig niedlich, wie schlicht man als Kind schummelt«, so die Moderatorin. Allerdings könne man sich beim Schummeln wenigstens ein bisschen Mühe geben, sagte sie »direkt ins Gesicht der Stadt Reutlingen«.
Dann übernahm Kollege Daniel Sprenger. Süffisant erklärte er, dass auf der Lederstraße seit Jahren zu hohe Stickstoffdioxidwerte gemessen werden. Doch die Stadtverwaltung habe die Gefahr erkannt und mit »kreativen Ideen gebannt«. Als Beispiele nannte er die Verringerung der Fahrspuren für einen kurzen Abschnitt (die sogenannte Umweltspur), das Verrücken der Lärmschutzwand, damit sich die Luft nicht an der Messstation staut und die Sperrung des Fußgängerüberwegs, damit Autos nicht direkt an der Messstation halten. Anschließend sahen die Zuschauer, welchen Umweg Fußgänger seither auf sich nehmen müssen, wenn sie die Straße überqueren wollen, um vom Wohngebiet in die Innenstadt zu gelangen. Natürlich im Zeitraffer, sonst wäre der Beitrag wohl mehr als doppelt so lang geworden.
Hauptkritikpunkt der Sendung: Die Stadt schummelt, denn diese Maßnahmen würden nicht für bessere Luft sorgen, sondern nur für bessere Stickstoffdioxidwerte an der Messstation. Demonstranten, die am Drehtermin am 16. Juli mit Plakaten und Transparenten vor Ort waren, sprachen von einem Schildbürgerstreich und von Manipulation. Diese Schummeleien sorgen dafür, dass Dieselfahrverbote plötzlich vom Tisch sind, führte Sprenger aus. Autos dürfen fröhlich weiter fahren, während Fußgänger ausgebremst werden. Für die Redaktion ein »realer Irrsinn«. (GEA)
Den Beitrag über die Lederstraße finden Sie hier.