REUTLINGEN. Am Samstagabend haben in der Reutlinger Innenstadt abermals viele Menschen gegen die Corona-Maßnahmen der Politik demonstriert. Wie die Polizei berichtet, waren »in der Spitze« 4.800 Teilnehmer unterwegs. Laut Mitorganisatorin Michaela Brandner waren es deutlich mehr. Die Demonstranten taten lautstark mit Trillerpfeifen und Trommlern oder mittels Plakaten und Transparenten wie bereits in den Wochen zuvor ihren Unmut kund. Den Autokennzeichen nach, reisten viele auch aus dem weiten Umland an, vor allem aus dem Großraum Stuttgart. In den umliegenden Parkhäusern und auf den Parkplätzen wurden Demo-Utensilien aus Fahrzeugen mit entsprechenden Kfz-Kennzeichen geladen.
Verkehr umgeleitet
Die Menge, die sich im Bereich der Stadthalle am frühen Abend zum Zug versammelt hatte, war nach rund einer Viertelstunde durch den ZOB gelaufen und auf die Karlstraße eingebogen. Angeführt von Polizeifahrzeugen, deren Besatzungen den Verkehr anhalten und umleiten mussten, und begleitet von einigen Polizeikräften, ging der Tross zunächst um die Altstadt herum und dann an der Marienkirche vorbei quer durch das Zentrum zurück zum Ausgangspunkt. Außer den Beamten trugen in der Menge nur wenige eine Schutzmaske.
Die unterschiedlichen Gruppierungen und Anschauungen, die in Reutlingen zusammen kamen, eint die Kritik an staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie: »Zwei Jahre Freiheitsraub und Diskriminierung« und »Widerstand ist jetzt unsere Pflicht« stand auf Plakaten. Insbesondere die seit Mittwoch geltende einrichtungsbezogene Impfpflicht für Gesundheits- und Pflegepersonal stieß auf Ablehnung, wie den teilweise mitgeführten Schildern zu entnehmen war: »Recht auf körperliche Unversehrtheit« war zu lesen und »Gesund ohne Zwang«.
Um das »Wohl der Kinder« ging es anderen Gruppen, die ihr »Nein zum Zwang von Test, Impfungen und Masken« bekundeten. Der »Freedom-Day« wurde eingefordert und in Sprechchören »die Freiheit zurück« verlangt. Neben »Wir sind das Volk«-Deutschland-Flaggen wurden auch die Fahnen von Polen, Griechenland, Kanada und Kroatien geschwenkt. »Revolution« wurde skandiert und der »Rücktritt der Bundes- und Landesregierung« verlangt.
Polizei leitet drei Strafverfahren ein
Nach Angaben der Polizei hatte der Anmelder die Veranstaltung gegen 19.40 Uhr für beendet erklärt. Insgesamt sei die Versammlung friedlich und ohne Gegendemonstration verlaufen. Allerdings habe die Polizei mehrere Strafverfahren einleiten müssen. Eines wegen Beleidigung eines Versammlungsteilnehmers, eines wegen Beleidigung von Polizeibeamten und eines wegen Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole. (GEA)