REUTLINGEN. Gut 500 Impfskeptiker und -gegner hatten sich am Samstagabend auf dem Reutlinger Marktplatz versammelt, um gegen Corona-Auflagen und die, wie sie es formulieren, politisch herbeigeführte Spaltung der Gesellschaft zu demonstrieren. Mit Trillerpfeifen und Trommeln, Transparenten und am offenen Mikrofon empörten sie sich über das »herrschende Regime«, das es zu »stürzen« gelte, verschafften ihrem Unmut durch »Widerstand-Widerstand«-Rufe Luft und skandierten zwischendurch »Friede, Freiheit, keine Diktatur!« Und zwar ohne Masken (»Instrumente des Faschismus’«) und dicht an dicht. Denn die pandemiebedingt erforderlichen 1,50 Meter Mindestabstand wurden von Anbeginn der Veranstaltung drastisch unterschritten.
Das Gros der Demonstranten ging – unter den Augen von Polizei und Ordnungsamt – sogar miteinander auf Tuchfühlung. Was den Protestierern nach 45 Minuten zwar eine behördliche Ermahnung einbrachte, ansonsten jedoch konsequenzenlos blieb. Vor besagter Zurechtweisung hatten die Hauptredner der Kundgebung, Sofia El Mestary (Die Basis) und Demo-Organisator Manuel Tharann betont, dass »Querdenken etwas Gutes«, weil zutiefst Demokratisches sei und ein »klares Nein zur neuen Normalität« mithin zwingend geboten. Derweil die Menge auf Marius Müller-Westernhagens Song »Freiheit« einen abgewandelten, auf Leinwand projizierten Text sang: »Die Gesetze sind gemacht, gestern habt ihr noch gedacht, das sind Verschwörungstheorien …«.
Eigentlich hätte den Redebeiträgen – wie an den Samstagen zuvor – ein Protestzug durch die Innenstadt folgen sollen. Dieser indes wurde von Tharann abgeblasen. Die Demonstranten hätten Maske tragen müssen. Darauf hatten sie, wie es hieß, »keine Lust«. (GEA)