REUTLINGEN. Leise und mit einem breiten Lächeln auf seinem Display kommt Roboter »R2G2« an den Tisch gefahren. Auf einem der Tabletts, die an ihn montiert wurden, steht eine dampfende Tasse Kaffee. Der Gast kann seine Bestellung jetzt eigenständig entgegennehmen, der Roboter weiterfahren und später dann die leere Tasse wieder abholen. Die Aufgabe von »R2G2« scheint einfach und effektiv: Die digitale Servicekraft soll das Personal so unterstützen, dass dieses mehr Zeit am und mit dem Gast verbringen kann. Die Umsetzung gestaltet sich jedoch schwieriger als gedacht.
»R2G2« kostet 13.000 Euro
Sprechen kann die rund 13.000 Euro teure digitale Servicekraft nämlich nicht, sondern nur Bestellungen und schmutziges Geschirr hin und her fahren. An dieser Stelle kommt auch schon das erste große »Aber« von Maurizio Buscemi, Restaurantleiter im Alexander in Reutlingen: »Er kann zwar von selbst fahren, aber keine der genannten Aufgaben alleine und eigenständig erledigen. Der Roboter muss von unseren Mitarbeitern bei nahezu jedem Schritt betreut werden.« Der Roboter ist jetzt die dritte Woche in Betrieb. »Nachdem ähnliche Modelle schon in anderen Restaurants eingesetzt wurden, waren wir neugierig und wollte auch mal testen, ob und inwiefern so ein Roboter eine Hilfe sein kann.«
Servicekräfte schneller als Roboter
In der Realität sieht das ganze so aus: Die Servicekraft gibt auf dem Display des Roboters ein, an welchen Tisch er fahren soll. Während »R2G2« sich auf den Weg macht, ist die Kellnerin schon selbst vor Ort und räumt die Teller zusammen, stellt diese dann auf eines der montierten Tabletts und schickt den Roboter bis vor die Küche - weiter kann er nicht fahren. Dort wird dann das schmutzige Geschirr entgegengenommen und die digitale Arbeitskraft stellt sich an einen ihrer vielen Ruheorte, bis sie wieder gebraucht wird. »Unsere Servicekräfte sind, wenn sie alles alleine machen, zu Fuß wesentlich schneller.«
Der Roboter ist nicht sehr eigenständig. Fahren kann er zwar selbst, aber auch nur in dem vom Mensch programmierten Rahmen. Doch auch hier gibt es Hürden: »Stufen kann er nicht überwinden und auf die Terrasse rausfahren kann er auch nicht«, sagt Buscemi. Der Grund für beides ist technologischer Natur. »R2G2« orientiert sich im Raum über eine Kamera, die die Restaurant-Decke scannt. Wo jedoch keine Decke ist, kann er nicht fahren. Eine weitere Kamera befindet sich an seinem Fuß. Mit ihr kann der Roboter Hindernisse, wie laufende Menschen, Stühle oder eben auch Stufen erkennen.
»R2G2« erregt viel Aufmerksamkeit
Eine Funktion des Roboters kommt bei den Gästen sehr gut an: der Geburtstagsmodus. »Wenn wir das einstellen, spielt 'R2G2' das Lied 'Happy Birthday' ab und projiziert auf seinem Display eine Geburtstagstorte«, sagt Maurizio Buscemi. »Man kann sich aber nicht immer auf die Technik verlassen: Letztens hatte ich die Funktion abgespielt und der Roboter sollte einen Geburtstagskuchen an einen Tisch bringen. Doch mitten auf dem Weg ist er einfach stehen geblieben.« Warum, konnte keiner so richtig sagen. An der Batterie konnte es nicht liegen, denn »die war nahezu vollständig aufgeladen« - »R2G2« erkennt selbst, wenn sich sein Akku dem Ende neigt und fährt dann an eine Ladestation.
Und was sagen die Gäste allgemein zu der digitalen Servicekraft? »Egal in welchem Alter, unsere Gäste haben eine geteilte Meinung darüber. Wir haben schon alle möglichen Reaktionen von purer Abneigung, bis hin zur großen Begeisterung erlebt«, sagt der Restaurantleiter. Ein Blickfang, der für viel Aufmerksamkeit sorgt, ist »R2G2« auf jeden Fall. »Aber er müsste einfach etwas intelligenter und somit dann auch eigenständiger sein, damit er wirklich eine Unterstützung ist«, meint Buscemi. »Der Roboter wird deswegen auch nicht mehr lange mit uns arbeiten. Wir werden intern nochmal über das Thema und dessen Zukunft sprechen.« (GEA)