REUTLINGEN. In diesem Artikel begleiten wir den Aufbau des »White Star«, der sich über zwei Tage ziehen wird, und die offizielle Einweihnung am Donnerstag um 16 Uhr. Auch ältere Artikel zum Thema Riesenrad finden Sie hier.
Donnerstag, 3. September
21 Uhr Wenn es dunkel wird, wird das Riesenrad von 30.000 LED-Leuchten bestrahlt. Da wieder Späts(c)hoppen in der Stadt ist, ist viel los. Immer noch ist das Gefährt ein beliebtes Fotomotiv. Wir haben die schönsten Momente des heutigen Tages und auch ein paar Szenen vom Aufbau ihn einem Video zusammengefasst.
15:30 Uhr Einige Gemeinderäte und Pressevertreter drehen die erste Runde, dann steigen Stück für Stück auch Musikanten der Stadtkapelle ein und spielen - auf viele Gondeln verteilt - im Riesenrad. Von oben eröffnet sich ein toller Ausblick bis nach Tübingen, man sieht die Achalm, die Marienkirche, die Kreiskliniken, viele Gassen der Altstadt, und vieles mehr. Über den ganzen Marktplatz reicht die Schlange der Menschen, die sich anstellen, um auch eine Runde drehen zu können: Jugendliche, Familien, Kinder mit ihren Großeltern, Seniorengruppen. In der Schlange herrscht Maskenpflicht, in der Gondel dann nicht mehr. Wer fahren will, muss seine Kontaktdaten hinterlassen, Ein- und Ausgang der Plattform sind voneinander getrennt, es stehen mehrere Spender mit Desinfektionsmittel für die Fahrgäste bereit.
15 Uhr Christian Wittel, Uwe Grauer und Reutlingens Oberbürgermeister Thomas Keck eröffnen feierlich das Riesenrad. Die Stadtkapelle spielt, die Sonne strahlt, und viele Besucher sind gekommen um nach der Eröffnung gleich auch eine Runde zu drehen.
Mittwoch, 2. September 2020
16:45 Uhr Die Sonne scheint, viele Passanten sind auf dem Marktplatz unterwegs, fotografieren das Riesenrad und machen Selfies vor dem Gefährt. Das Rad bekommt derweil den letzten Feinschliff vor der Eröffnung am morgigen Donnerstag: die Gondeln und das Geländer des Podests werden geputzt.
Am Kassenhäusschen hängt ein Schild, auf dem die Hygiene-Regeln fürs Fahrgeschäft zu lesen sind: Beim Anstehen gilt Maskenpflicht, erst wenn die Fahrgäste in der Gondel sitzen, dürfen sie die Maske ausziehen. Spender mit Desinfektionsmittel sind aufgebaut, die Fahrgäste werden auf der einen Seite in die Gondel einsteigen und sie auf der anderen Seite wieder verlassen. »Normalerweile bietet eine Gondel Platz für sechs Leute, wir haben die Zahl auf vier reduziert«, erklärt Riesenrad-Besitzer Christian Göbel weiter. Er will auch nicht alle Gondeln bei jeder Fahrt voll besetzen. Wer mit dem Riesenrad fahren will, muss außerdem seine Kontaktdaten angeben - wie beim Restaurantbesuch. Viel Aufwand für Göbel und sein Team; trotzdem sind alle froh, dass nach dem Corona-Stillstand nun zumindest wieder ein wenig Normalität einkehrt und sie wieder Einnahmen haben. Wir verabschieden uns für heute vom Marktplatz und sind morgen wieder vor Ort. Um 15 Uhr wird der Koloss eingeweiht, ab 16 Uhr können Besucher damit fahren.
15:13 Uhr Durch die Corona-Krise und das damit einhergehende Veranstaltungsverbot ist den Schaustellern der allergrößte Teil ihres Geschäfts weggebrochen. Christian Göbel berichtet von 95 Prozent weniger Aufträgen als davor. Umso glücklicher ist er, dass er sein Riesenrad nun auf dem Reutlinger Marktplatz aufstellen durfte. Insgesamt drei Riesenräder besitzt der 39-Jährige, der aus einer traditionsreichen Schaustellerfamilie stammt.
13:28 Uhr Riesenrad-Besitzer Christian Göbel erzählt, dass das Riesenrad alle zwei Jahre vom TÜV gründlichst untersucht wird. Außerdem kommt an jedem Ort, an dem er sein Gefährt aufstellt, das Bauamt. Erst dann darf er es für Publikum freigeben. Mit acht Tonnen wird der Außenkranz des Riesenrades gespannt - somit sitzen alle Bolzen, die am Morgen angebracht wurden, absolut fest. Manchmal werde er gefragt, was denn bei einem Stromausfall passiert, sagt Göbel. Das Riesenrad verfügt über Notstromakkus, diese lösen dann die Bremse - und so kommt jeder Fahrgast wieder nach unten. Bei Gewitter wird der Betrieb eingestellt, bis zu Windstärke 7 darf das Rad betrieben werden.
13 Uhr Das Rad dreht sich zum ersten Mal - wir liefern Ihnen hier die ersten Ausblicke auf Reutlingen von oben. Der Himmel hat sich aufgeklärt in den letzten zwei Stunden, nun bietet sich eine tolle Aussicht: Wilhelmstraße, Marienkirche, Marktplatz, in der Ferne das Stuttgarter Tor. Zum Vergleich: Die Marienkirche ist 71 Meter hoch.
12:15 Uhr Die Reutlinger machen Mittagspause, der Marktplatz füllt sich, das Riesenrad, das mittlerweile alle Gondeln hat, wird von allen Seiten begutachtet. Immer wieder stoppen Passanten bei Schausteller Göbel und fragen, wann die erste Fahrt möglich ist und wie viel eine Fahrt kostet. Die Aufbau-Helfer machen sich nun an die Feinarbeiten: Die Bodenplatte muss montiert werden, die Plattform für Besucher hergerichtet werden.
12 Uhr Schon seit einer Viertelstunde hat der Riesenrad-Aufbau einen kleinen, sehr begeisterten Zuschauer: den vierjährigen Leo. Gemeinsam mit seiner Oma Vera steht der Knirps an der Plattform und schaut staunend am Riesenrad hoch. »Wir wussten gar nicht, dass es hier ein Riesenrad gibt«, sagt Oma Vera. »Aber das ist ja toll!« Am Sonntag will sie mit ihrem Enkel wieder kommen und eine Runde fahren.
11:45 Uhr In Windeseile haben Schausteller Göbel und seine Helfer nun schon die Hälfte der Gondeln montiert. Drei Mal muss sich das Rad hierfür komplett drehen: Beim ersten Mal werden die Gondelstangen, beim zweiten Mal die Gondeldächer und beim dritten Mal dann die Gondeln angebracht.
11:10 Uhr Der Koloss, der da gerade aufgebaut wird, wurde 2017 gebaut und trägt den futuristischen Namen »White Star«. Das Rad ist 38 Meter hoch und hat 26 Gondeln.
10:30 Uhr Das letzte Teilstück des Rads wird montiert. Neben seinen zwei Saisonarbeitern hat Schausteller Christian Göbel noch Hilfe von Dirk Högerle, einem Schausteller aus Seedorf, der 17-jährigen Lena - Tochter von »RT aktiv«-Sprecher Christian Wittel-, und dem 26-jährigen Florian, der eigentlich Reisebus-Fahrer ist. Aber auch er hat corona-bedingt nicht viel zu tun.
Dass die 17-jährige Lena mithilft, war eine recht spontane Sache, erzählt sie. Eigentlich beginnt sie bald eine Ausbildung als Optikerin. Erfahrung mit dem Aufbau von großen Fahrgeschäften hat sie keine, berichtet sie lachend. Aber scheinbar scheinen eine kurze Einlernzeit und ein vorhandenes Geschick auszureichen.
Schausteller Göbel sitzt währenddessen in einer der Gondeln am Schaltpult: Von dort aus kann er das Rad drehen, wenn wieder ein Teilstück montiert ist, oder die Seilwinden steuern, die den Helfern bei der Radmontage helfen.
10:15 Uhr Der 75-jährige Klimo bleibt staunend an der Plattform stehen und schaut nach oben: »Wahnsinn!« Er wusste nicht, dass ein Riesenrad aufgebaut wird und hat es nun zufällig beim Gang durch die Stadt gesehen. »Das ist toll«, sagt er. Seit 40 Jahren lebt er in Reutlingen - so eine Attraktion habe der Stadt gefehlt, sagt er.
9:53 Uhr Vor der Corona-Pandemie hatte Schaustelle Christian Göbel aus Worms, dem das Riesenrad gehört, elf Saisonkräfte angestellt. Als der Lockdown kam und Göbel auf einen Schlag das ganze Geschäft wegbrach, musste er welche kündigen und welche in Kurzarbeit schicken. Zwei seiner Saisonarbeiter helfen ihm aktuell beim Aufbau in Reutlingen. Einer von ihnen klettert in schwindelerregenden Höhen und montiert Querstreben oben am Rad.
9:35 Uhr Das Riesenrad nimmt immer mehr Form an: Stück für Stück wird das Rad montiert, an dem später die Gondeln befestigt werden. Wie schon gestern ist der Aufbau die Attraktion am Marktplatz: Passanten bleiben stehen, fotografieren das Rad mit dem Handy, staunen, diskutieren, fragen, wie lange es stehen bleibt.
Dienstag, 1. September
19:15 Uhr Nun lässt sich das Riesenrad schon erahnen: Die Achse, an der die Streben mit den Gondeln festgemacht werden, ragt jedenfalls weit in die Höhe. Morgen ab ungefähr 8 Uhr geht es weiter mit dem Aufbau. Am Ende des Tages soll das Gefährt stehen, am Donnerstag ist die feierliche Eröffnung.
18:26 Uhr Die junge Frau, von deren LKW-Fahrkünsten die beiden Rentner Herwig und Kurt so begeistert waren, heißt Jacqueline Högerle. Die 25-Jährige lacht über das Kompliment: Ist ja nicht der erste Tieflader, den sie manövriert hat. Högerle stammt aus einer Schausteller-Familie, ist die Partnerin von Riesenrad-Besitzer Christian Göbel und froh, dass sie nun endlich wieder was zu tun hat. Corona hat ihre Branche stark getroffen.
18 Uhr Christian Wittel steht immer noch - oder wieder? - neben dem Tieflader und beobachtet den Aufbau. Dass das Projekt Riesenrad vor allem auf Facebook harsch angegangen wurde, weiß er: »Aber wenn man so ein Event macht, dann muss man da ein breites Kreuz haben.« Mit einem Gerücht will er aber doch gerne aufräumen: Weder »RT aktiv« noch die Stadt Reutlingen haben dem Riesenrad-Betreiber Millionen-Beträge bezahlt, damit der sein Gefährt in Reutlingen aufstellt. Schausteller Christian Göbel bekommt den Stellplatz auf dem Marktplatz und betreibt das Riesenrad auf eigenes finanzielles Risiko, erklärt Wittel. »RT aktiv« und die RGI haben die Aktion beworben und veranstalten Events im Riesenrad. Die Karten dafür kaufen sie dem Schausteller aber auch ab.
17:45 Uhr Die Passanten auf dem Marktplatz staunen: Herwig und Kurt stehen fasziniert vor dem Tieflader. Die beiden kennen sich eigentlich nicht, lernen sich aber bei der Diskussion über die Riesenradtechnik kennen. Herwig wohnt in Reutlingen, und ist extra zum Aufbau gekommen. Die Aktion findet er klasse. Kurt aus Trochtelfingen begeistert sich besonders für die Technik - und findet es faszinierend, dass eine junge Frau den riesigen Tieflader auf den Platz manöveriert hat.
15:35 Uhr Der Aufbau beginnt. »Ich bin jetzt ganz tiefenentspannt«, sagt Christian Wittel. Der Sprecher der Reutlinger Interessengemeinschaft »RT aktiv« schaut sich den Start des Projekts Riesenrad auf dem Marktplatz selbstverständlich live vor Ort an. Auf drei Tiefladern, die jeweils 20 Meter lang sind, werden die ersten Teile fürs Riesenrad angeliefert - die Einfahrt der langen Gefährte in die Innenstadt hat Wittel schon kurz Kopfzerbrechen bereitet, gibt er zu. Aber jetzt, während der GEA mit dem Optiker spricht, sind bereits zwei von drei Tiefladern da - alles hat geklappt.
Heute wird die Plattform gesetzt, erklärt Wittel. Diese misst 14 auf 18 Meter. Morgen, um ungefähr 8 Uhr, beginnen Schausteller Christian Göbel aus Worms und seine Helfer dann mit dem Aufbau des Rads. Es ist angepeilt, dass das Rad bis zur Mittagszeit steht, danach werden die Gondeln angebracht. Mehr Infos zum Riesenrad gibt's auf der extra eingerichteten Homepage.
Montag, 17. August 2020
13:37 Uhr Immer mehr Details werden bekannt: So soll das Riesenrad täglich von 11 bis 20 Uhr fahren, an den Wochenenden bis 22 Uhr. Eine Fahrt wird rund fünf Minuten dauern.
Donnerstag, 13. August 2020
17 Uhr Nun ist klar: Die Riesenrad-Pläne werden Wirklichkeit. Für den Riesenradbetreiber Christian Göbel aus Worms, dessen Giganten normalerweise auf Volksfesten gebucht sind, ist der Verleih an Städte ein kleiner Ausgleich für das durch Corona verloren gegangene Geschäft. Er erwartet aber keine Menschenmassen wie bei Volksfesten in Reutlingen.
Dienstag, 28. Juli 2020
14:30 Uhr Der GEA hat es von Marktbeschickern erfahren, die Stadt bestätigt es: Es gibt Pläne für ein Riesenrad auf dem Reutlinger Marktplatz. Oberbürgermeister Thomas Keck spricht von einer »Win-Win-Situation« für alle Beteiligten, es gibt am selben Tag ein Treffen mit den Marktbeschickern. Einige von ihnen müssen für die Zeit, in der das Riesenrad stehen soll, mit ihren Ständen auf die Wilhelmstraße ausweichen. Alle Parteien - Marktbeschicker, Stadt »RT aktiv« und die RGI - versichern nach dem Gespräch, dass dieses konstuktiv war. Die Pläne sind aber noch nicht in trockenen Tüchern. Auf der GEA-Facebookseite wird unter dem entsprechenden Posting zu den Riesenrad-Plänen viel (und teilweise heftig) über die Idee diskutiert.