REUTLINGEN. Lange Monate lag das Reutlinger Schandele im Tiefschlaf. Doch mit Beginn der fünften Jahreszeit wird es höchste Zeit, es aufzuwecken. So klopft mit Wucht der Zauberer an das hölzerne Tor des Spitalhofs. Einmal. Zweimal. Dreimal. »Schandi«, ruft er laut. Nichts. Er wiederholt das Klopfen und rufen. Nichts. Er öffnet das knarzende Tor und geht hinein. Nebel wabert über den Boden. Langsamen Schrittes wird das Reutlinger Schandele auf einer hölzernen Bahre vor den Spitalhof getragen. Erst ein paar Spritzen, die der Zauberer mit Narrenblut gefüllt hat, bringt es auf die Beine. Es streckt und räkelt sich, hüpft mit Schwung von der Bahre: »Schandi - Schando« - die fünfte Jahreszeit ist in Reutlingen erwacht.
Von der unteren und oberen Wilhelmstraße aus zogen die Guggenmusiker der Neckar-Bätscher, das Prinzenpaar, der Elferrat, die Prinzengarde, die Betzinger Kräuterhexa, Echaz-Bära und Mühla-Katza, die Liebenau-Häxa und d'Wannweiler Esel im Sternenmarsch auf dem Marktplatz ein und gaben der Zeremonie vorweg die richtige Würze. Zu den Reutlingern haben sich Zuschauer aus Pfullingen, Eningen, Betzingen, Bempflingen und Albstadt gesellt, um die Fasnet »mit Humor« zu beginnen, wie Moderatorin Friedel Kehrer-Schreiber in schönstem Schwäbisch betonte.
Das Reitlinger Narraliadle und Schandele-Lied, der Schandeletanz sowie die Taufe eines neuen Schandeles bekamen sie zu hören und sehen. Munter ließen die Schandele ihre Schellen über den Marktplatz erklingen und stimmten sich ein. Denn mit der Erweckung ist es soweit, wie Zunftsprecherin Andrea Wacker ankündigte: »Der Maskenspuk fängt wieder an.« (GEA)