REUTLINGEN. Die Art und Weise, wie sich Menschen fortbewegen, verändert sich zurzeit grundlegend und rasant: »Das letzte Mal, als so ein Wandel stattgefunden hat, ist der Mensch vom Pferd aufs Auto umgestiegen«, brachte Peter Renz, Leiter Unternehmenskommunikation bei ElringKlinger, die Bedeutung des Themas auf den Punkt. Die Dettinger Firma ist einer der Akteure der ersten Reutlinger Mobilitätstage am Samstag und Sonntag, 30. und 31. März.
In und um die Stadthalle präsentieren Aussteller aus unterschiedlichen Sparten Ideen, Entwicklungen, Konzepte und ganz praktische Beispiele aus der Welt der Mobilität. Ein Teil der Messe ist ganz dem Rad gewidmet: Die Messe Bike & more, die in den vergangenen zwei Jahren in Pfullingen angesiedelt war, hat mit den Reutlinger Mobilitätstagen eine neue Heimat gefunden.
»Wir haben eine geballte Mobilitätskompetenz in der Region. Und Stadt und Landkreis sind gefordert, Antworten zu finden auf neue Entwicklungen. Im Thema steckt so viel Bewegung, dass es sich aufgedrängt hat, die Bike & more unter das Dach der Reutlinger Mobilitätstage zu nehmen«, erklärte Joachim Bräuninger, Marketingleiter des veranstaltenden GEA, gestern bei einer Pressekonferenz in der Stadthalle. »Wir freuen uns auch, dass wir die Hochschule dabei haben. Sie wird zeigen, wie das Autonome Fahren und die Elektromobilität das Fahrerlebnis verändern.« Er verwies darauf, dass es schon vor der eigentlichen Schau ein »Warm-up« in Form von Vorträgen gibt, die die Zukunft der Mobilität beleuchten.
»Die Messe kommt zum richtigen Zeitpunkt«, betonte Landrat Thomas Reumann. Das Verhalten der Menschen habe sich geändert. »Der Individualverkehr ist nicht mehr so gefragt«, hat Reumann beobachtet. Dafür seien flexible, an den individuellen Bedürfnissen der Nutzer orientierte Lösungen gefordert, wie sie bei den Anmeldelinien auf der Alb schon existierten. »Da ist schon richtig was in Bewegung.« Es gehe darum, die ganze Bandbreite der Fortbewegungsmittel intelligent zu vernetzen und in den Köpfen zu verankern.
Der Landkreis sei auf der Messe mit einem »pfiffigen Stand« vertreten: eine innovative und nachhaltige Bushaltestelle aus Fichtenholz, die nach der Messe im Biosphärengebiet installiert werden soll. »Haptisch erlebbar« gemacht wird das Projekt Regionalstadtbahn mit einem neuen Reliefmodell. In einer Mobilitätswerkstatt wollen Mitarbeiter des Landratsamts mit Bürgern ins Gespräch kommen, um zu erfahren, was ihnen auf den Nägeln brennt.
»Schlüsseltechnologie für das Autonome Fahren«
»Wir zeigen auf der Messe, was es in Reutlingen schon gibt und welche Ziele wir haben«, beschrieb OB Barbara Bosch den Messeauftritt der Stadt. Als dynamische Wachstumsregion und Stadt mit vielen Einpendlern gebe es »Druck in der Frage, wie wir die Menschen von A nach B befördern und wie wir morgen leben wollen«. In den nächsten fünf, spätestens zehn Jahren werde sich die Art und Weise der Fortbewegung stark verändern. Auf der Messe wolle die Stadt unter anderem den Erklärungsbedarf bedienen, den es zum neuen Buskonzept gebe. Von »epochalen Änderungen beim Stadtbus« sprach Bernd Kugel, Marketingleiter der Reutlinger Stadtverkehrsgesellschaft (RSV). Ein verkaufsoffener Sonntag soll Reutlingen am 31. März zusätzlich attraktiv machen. Besucher aus dem Naldogebiet können die Eintrittskarte zur Messe als Busfahrschein nutzen.
Erich Nickel, Kaufmännischer Geschäftsführer von Schaeffler Paravan, erläuterte, welchen Wandel das Unternehmen gemacht habe: »In Aichelau läuten wir eine neue Ära ein.« Dort sei eine Schlüsseltechnologie für das Autonome Fahren entwickelt worden, »die kein anderer auf der Welt so weit vorangebracht hat«. Bislang wurde sie nur im Bereich der Behindertenmobilität verwendet, nun soll sie für das Autonome Fahren generell Bedeutung erlangen. »Wir haben einen Mover entwickelt, der Menschen transportieren kann und ohne Lenkrad auskommt«, sagte Nickel. Da die Räder nicht mehr mit einer Achse verbunden sind, kann das Gefährt seitlich einparken. Wie ein autonomes Fahrzeug funktioniert, wird man auch auf der Messe sehen und erleben können.
ElringKlinger in Dettingen war bislang vor allem bekannt für seine Zylinderkopfdichtungen: »Mit einem Marktanteil von 70 Prozent sind wir Weltmarktführer«, sagte Peter Renz. Nun wolle das Unternehmen zeigen, dass es auch im Bereich der Brennstoffzelle und mit Batterien für Elektrofahrzeuge gut aufgestellt ist. Die Reutlinger Mobilitätstage seien »eine tolle Möglichkeit«, sich als Arbeitgeber darzustellen. »Wir suchen händeringend Mitarbeiter«, betonte er. (GEA) Seite 13