REUTLINGEN. Jeden dritten Freitag im Monat soll es nach der Vorstellung vom Bündnis für Menschenrechte auf dem Reutlinger Marktplatz abgehen. Aber nicht etwa mit Feier, Party und Gedröhn, sondern mit Aktionen, Nachdenklichem, Herausforderndem, Theatralischem zu den Menschenrechten. So ist es dem Programm der Gruppierung zu entnehmen, die mittlerweile rund 80 Bündnispartnerinnen und Unterstützer umfasst.
Parteien seien bewusst keine darunter, aber zahlreiche Organisationen wie PP.rt, der Stadtjugendring, Weltladen und viele andere mehr. »Es sollte auch erwähnt werden, dass Firmen dabei sind«, betonte Gabriele Janz, die sich als Einzelperson engagiert. Schöpfer Druck- und Werbetechnik sind ebenfalls dabei wie auch die Bäckerei Berger, das Café Vis-à-Vis.
Thema Reichensteuer
Gegründet zum Ende vergangenen Jahres, zeigten die Bündnis-Aktiven ab Dezember jeden Samstag Präsenz in der Reutlinger Wilhelmstraße. »Die Idee war, mit den Menschen in Reutlingen über die Menschenrechte ins Gespräch zu kommen«, erklärt Christian Lawan, einer der Bündnis-Sprecher.
Die Gefährdung der Menschenrechte für viele Menschen an vielen Orten in der öffentlichen Diskussion präsent zu halten, ist Ziel der nun geplanten Aktionen. Betont offen und vielseitig sollen die einzelnen Menschenrechte zum Thema gemacht werden, so dass jede und jeder sich gut informieren kann.
Weitergeht es schon am kommenden Freitag, 19. Juli, mit einer Aktion von Attac Reutlingen-Tübingen: »Es gibt ein Menschenrecht auf soziale Sicherheit«, betonte Katrin Lütjens. Demgegenüber stehe aber die ungeheuer ungerechte Verteilung des Reichtums. Deshalb laute eine europaweite Aktion auch »Tax the rich«, also besteuert die Reichen. Die Idee: Eine EU-weite »Reichensteuer« solle eingeführt werden, die Vermögen ab fünf Millionen Dollar (4,6 Millionen Euro) mit zwei Prozent besteuert und ab einer Milliarde Dollar mit fünf Prozent. »Allein dadurch würde Deutschland rund 85 Milliarden Euro mehr einnehmen«, so Lütjens.
Recht auf Asyl
Am Freitag soll auf dem Marktplatz auf die Ungleichheit hingewiesen werden, gleichzeitig werden Unterschriften gesammelt. Eine Million Signaturen seien europaweit notwendig, um die EU-Kommission zum Handeln zu zwingen.
Am 16. August geht es auf dem Marktplatz um Rassismus: Die Reutlinger Gruppierung »Blacks connected« will diesen Programmpunkt gestalten. Am 20. September beherrscht das Thema Flucht und Krieg die Aktion auf dem Marktplatz: Die drei Musketiere berichten über ihre Aktivitäten, um den Kriegs- und Vertreibungsopfern zu helfen.
Am Freitag, 18. Oktober, tritt eine Gruppe des Theaterpädagogischen Zentrums (TPZ) auf dem Marktplatz auf. Das »Forum-Theater der Unterdrückten« wird eine Szene zu einem bestimmten Thema spielen, bei einem zweiten Durchgang derselben Aufführung hat das Publikum die Möglichkeit, einzugreifen. »Man kann dabei was ändern«, berichtet Monika Hunze vom TPZ. Der Rechtsruck in der Gesellschaft könne dabei aufgegriffen werden.
Die »Omas gegen Rechts« organisieren die Aktion am Freitag, 15. November: »Es geht darum, wie sich Jugendliche mit Migrationshintergrund in Reutlingen fühlen«, sagte Christine Moll von den »Omas«. Ein Zwiegespräch zwischen einem Vater und einem Sohn werde aufgeführt, es gehe um Diskriminierung – der Vater ist Ägypter, die Mutter Deutsch-Philippinin.
Am Freitag, 13. Dezember, nimmt die Seebrücke Reutlingen das Recht auf Asyl und gerechte Verfahren ins Visier, wie Cornelie Pflüger ausführt. Um 17 Uhr soll es eine Aktion auf dem Marktplatz geben, danach werde sich ein Referent (voraussichtlich in der Citykirche) tiefer mit dem Thema befassen. (eg)