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Polizei gelingt in Reutlingen Schlag gegen Hehlerbande und russische Mafia

Rund 260 Einsatzkräfte von Polizei und Zoll haben am Mittwochmorgen eine Razzia gegen eine mutmaßliche Diebes- und Hehlerbande aus Georgien durchgeführt. Hauptsitz und Umschlagplatz der Bande: Reutlingen. Was bisher bekannt ist.

Großeinsatz von Polizei und Zoll in Reutlingen.
Großeinsatz von Polizei und Zoll in Reutlingen. Foto: Stephan Zenke
Großeinsatz von Polizei und Zoll in Reutlingen.
Foto: Stephan Zenke

REUTLINGEN. Einem Großaufgebot von Polizei und Zoll ist am Mittwochmorgen ein Schlag gegen eine organisierte Diebes- und Hehlerbande aus Georgien gelungen. Hinter der Bande steckt wohl die russische Mafia. Mutmaßlicher Hauptsitz der Gruppierung: Ein unscheinbares und verfallen wirkendes Gebäude in der Eberhardstraße in Reutlingen, gegenüber von der Stadthalle. Polizisten mit Sturmhauben, Polizeihunde, Kastenwägen mit bayrischem Kennzeichen und eine ganze Menge weiterer Polizeifahrzeuge: Wer am Mittwochmorgen am AOK-Knoten entlangfährt, der kann es nicht übersehen - hier ist seit 8 Uhr ein großer Polizeieinsatz im Gang. Rund 200 Polizisten und rund 60 Kräfte des Zolls sind in Reutlingen, Stuttgart, Hamburg und Berlin im Einsatz, Schwerpunkt ist klar Reutlingen.

Durch die schiere Masse und die Maskierung der Einsatzkräfte wirkt das Geschehen martialisch. Viele Fußgänger bleiben überrascht stehen, Autos fahren langsamer, Gruppen beobachten das Geschehen aus der Ferne, manche filmen mit ihren Handys. Der Einsatz läuft jedoch ohne Zwischenfälle ab.

Ermittlungen begannen im Jahr 2022

Insgesamt werden an diesem Mittwochmorgen 12 Menschen festgenommen, elf davon in der Reutlinger Eberhardstraße. Zwei Männer, gegen die Haftbefehle vorliegen, werden gegen 9.30 Uhr von maskierten Einsatzkräften aus dem Innenhof herausgeführt und in einen Kastenwagen gebracht. Einer von ihnen ist der Hauptbeschuldigte im ganzen Verfahren: Ein 54-jähriger Georgier, offizieller Subunternehmer der georgischen Post. Das teilt Ludwig Waldinger, Pressesprecher des Landeskriminalamts (LKA) Bayern mit. Damit ist der Mann für den Paketversand von Deutschland nach Georgien und die Auslieferung von in Georgien aufgegebenen Pakete in Deutschland zuständig. Dieses Gewerbe nutzte er offenbar, um Diebesgut außer Landes zu schmuggeln.

Die Ermittlungen begannen bereits im Februar 2022, teilt das LKA Bayern mit. Damals ermittelte noch die Kriminalpolizei Deggendorf gegen georgisch-stämmige Personen wegen Verdacht auf schweren Bandendiebstahl. Schnell wurde klar: Hier handelt es sich um keine lokal begrenzt agierende Gruppe. Die Bande war offenbar in ganz Deutschland aktiv. Das LKA Bayern übernahm die Ermittlungen, die Ermittlungsgruppe wurde – wie passend – »Hermes« getauft. Immer mehr Fäden liefen zusammen, das Bild wurde deutlicher.

Bande war offenbar in ganz Deutschland aktiv

Mittlerweile ist klar: Georgische Diebe haben wohl in ganz Deutschland Fahrräder, Kleidung, Alkohol, Parfüm und andere Kosmetik- und Elektroartikel geklaut. Diese Waren wurden per Sprinter nach Reutlingen transportiert, berichtet LKA-Sprecher Waldinger. Und von dort dann in einen Lkw verladen, der das Diebesgut – zusammen mit legalen Paketen – nach Georgien und Italien brachte. Der Hauptbeschuldigte, der in Reutlingen festgenommen wurde, beschäftigte nach LKA-Angaben eine niedrige zweistellige Anzahl von Kurierfahrern.

Immer mittwochs war wohl »Sammeltag«, dann rückten die Sprinter aus ganz Deutschland in Reutlingen an. Die Ware wurde am Umschlagplatz, dem Parkplatz des Kreuzeiche-Stadions, auf einen großen Lkw verladen. Und an genau so einem Mittwoch griffen Polizei und Zoll nun zu. Tonnenweise Pakete wurden sichergestellt und noch am Einsatzmorgen von den Einsatzkräften gescannt und nach potentiellem Diebesgut durchsucht.

Alle zwölf Beschuldigten sind georgische Staatsbürger. Damit trat dann auch der Zoll auf den Plan, denn es handelt sich zudem um Schwarzarbeit. Privatwohnungen wie Büros wurden durchsucht, Geschäftsunterlagen, Rechner und ähnliche Beweismittel wurden sichergestellt, berichtet Zoll-Pressesprecher Hagen Kohlmann. Außerdem teilt das LKA mit: »Durch die zuständigen Ausländerbehörden werden am Einsatztag ausländerrechtliche Maßnahmen geprüft.« (GEA)

Weitere Infos folgen in Kürze