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Maultaschen-Rezepte aus der Region gesucht: Leckereien mit Hülle und Fülle

Viele Theorien, wenig belastbare Fakten: Wann und wo die Geburtsstunde der Maultasche schlug, lässt sich nicht gesichert sagen. Und das, obwohl Teigtaschen in aller Munde sind - nicht nur in Schwaben, sondern weltweit. Mithin muss es einen stattlichen Rezept-Fundus geben. Und auf genau diesen haben es GEA und Reutlinger Buchverlag Oertel+Spörer abgesehen. Das Ziel: eine Rezept-Sammlung herauszugeben, die die Teigtasche feiert. Feiern Sie mit und bereichern Sie das geplante Kochbuch um Leckereien aus ihrem persönlichen Küchen-Repertoire!

Maultaschen sind in aller Munde - nicht bloß im Schwabenländle, sondern weltweit.
Maultaschen sind in aller Munde - nicht bloß im Schwabenländle, sondern weltweit. Foto: Landesmesse Stuttgart GmbH
Maultaschen sind in aller Munde - nicht bloß im Schwabenländle, sondern weltweit.
Foto: Landesmesse Stuttgart GmbH

REUTLINGEN. Bruder Jakob muss es faustdick hinter den Ohren gehabt haben. Vertraut man nämlich einer Legende, soll er es tatsächlich gewagt haben, niemand Geringeren als den lieben Gott hinters Licht zu führen: indem er an Gründonnerstag, also gegen Ende der Fastenzeit, seinem Konvent Teigtaschen mit fleischhaltiger Fülle servierte. Im Zisterzienser-Kloster Maulbronn soll Jakob das getan haben. Hälinga. Und darauf hoffend, dass das von Nudelteig umhüllte Fleisch nicht nur fürs menschliche Auge unsichtbar ist.

Was es offenbar war. Denn obwohl der liebe Gott bekanntlich alles sieht, ging Jakobs kulinarische Mogelei ungestraft durch: Es schlug die Geburtsstunde der Schwäbischen Maultasche. Oder eben auch nicht. Denn so amüsant die Geschichte vom knitzen Jakob und seinen »Herrgottsb'scheißerle« auch sein mag, faktisch untermauern beziehungsweise beweisen lässt sie sich nicht. Obschon sich an ihr bereits etliche Historiker und Kulturwissenschaftler abgearbeitet haben. Allerdings immer ergebnisoffen.

Kulinarische Mitmach-Aktion: Bis 10. Dezember teilnehmen

Teigtaschen sind beliebt und deshalb rund um den Globus in (fast) aller Munde. Ob in der Brühe gegart, g'schmälzt, gebraten, überbacken oder frittiert - so vielfältig wie die Zubereitungsarten, so vielfältig sind auch die Füllungen der Täschle. Denn was ihre »inneren Werte« betrifft, sind der kulinarischen Fantasie grundsätzlich keine Grenzen gesetzt. Vonn süß bis herzhaft reicht die Palette köstlicher Maultaschenvariationen. Und zwar weltweit. Hat der schwäbische Klassiker doch eine weit verzweigte internationale Verwandtschaft. Deshalb nachgefragt: Welche Zubereitungsvariante bevorzugen Sie, liebe GEA-Leserinnen und -Leser?
Das möchte der Reutlinger Buchverlag Oertel + Spörer ergründen. Ab sofort und bis einschließlich 10. Dezember wird deshalb nach Maultaschen-Rezepten gesucht, die – so die eingesandten Empfehlungen (Zutatenliste und Schritt-für-Schritt-Zubereitungsanleitung) zahlreich und vielfältig sind – in einem Kochbuch veröffentlicht werden. Jeder Teilnehmer, dessen Rezept darin Einzug hält, darf sich über ein kostenloses Buch-Exemplar freuen.
Nach Sichtung der eingereichten Vorschläge wird Oertel + Spörer Kontakt zu jenen Teilnehmern aufnehmen, deren Rezepte in die Sammlung einfließen und in Druck gehen sollen. Sie werden sodann – nach Terminabsprache mit einem der GEA-Profifotografen – gebeten, ihre »Maultaschen«-Lieblinge zuzubereiten und fürs Buch ablichten zu lassen. Und jetzt: ab die Post! GEA und Oertel + Spörer freuen sich auf Zusendungen unter:
gea-forum@gea.de

Zumal die Mär von den Maulbronner »Herrgottsb'scheißerle« nicht die einzige ihrer Art ist. Wird in evangelisch geprägten Gefilden doch kolportiert, dass es Protestanten waren, die sich der Erfindung der Schwäbischen Maultasche rühmen dürfen. Sie, heißt es, hätten irgendwann die bis dato rein vegetarischen, weil ausschließlich mit Kräutern und Spinat gefüllten Teigtäschle um Brät ergänzt und auf diese Weise eine Spezialität kreiert, die seither sowohl in rechteckiger als auch gerollter Form Tafelfreuden bereitet - mal als Suppeneinlage in würziger Brühe, mal g’schmälzt und zuweilen auch geröstet, gebraten oder sogar frittiert.

Übrig gebliebenen Fisch oder Braten- und Gemüsereste verwerten

Die einen reichen Kartoffelsalat zu den »Herrgottsb'scheißerle«, andere überbacken sie mit Käse oder tischen sie mit Feldsalat auf. Und auch das Innenleben Schwäbischer Maultaschen, deren Herkunftsbezeichnung seit 2009 von der EU geschützt ist, variiert. Der traditionellen Brät-Hack-Zwiebel-Spinat-Mischung werden häufig Schinken oder Schinkenwurst beigemengt. Derweil in manchen Küchen aus »Herrgottsb'scheißerle« Aufräumerle werden - um zum Beispiel übrig gebliebenen Fisch oder Braten- und Gemüsereste kulinarisch zu verwerten.

Maultaschen stehen hoch im Kurs.
Maultaschen stehen hoch im Kurs. Foto: MI_TI
Maultaschen stehen hoch im Kurs.
Foto: MI_TI

Dabei war es ein weiter Weg von den Ursprüngen der Teigtasche hin zu besagtem Aufräumerle. Vertraut man der Forschung, sind es nämlich mit hoher Wahrscheinlichkeit die Chinesen gewesen, die erstmals Nudelteig herstellten - und befüllten. Heißt: Die Wiege der Pastakultur könnte im Reich der Mitte gestanden, Teigwaren und von hier aus ihren globalen Siegeszug angetreten haben - über die Seidenstraße in den Orient und schließlich, infolge der arabischen Eroberung Siziliens (9. Jahrhundert), nach Italien, wo auf der Grundlage von Wan-Tan-Taschen irgendwann die heutigen Italo-Klassiker Ravioli und Tortellini erfunden wurden. Derweil anderorts Samosas (Indien, Pakistan) oder Brouates (Marokko) die Speisepläne bereichern.

Kulinarische Weltreise mit Mandus, Momos und Mantis

Heute gilt: Wohin der Mensch auch reist - Teigtaschen sind schon da. In Korea heißen sie Mandu, in Argentinien Empanadas und in Russland Pelmeni. Die Polen lieben ihre Pierogi, die Japaner ihre Gyozas und die Iraner ihre Reshteh Khoshkars. Wen es nach Griechenland verschlägt, der darf sich auf Kalitsounia freuen. Und in Island? Sind Sérbakað vínarbrauð in aller Munde. Derweil der Nepalese nach Momos greift und die türkische Küche mit Mantis aufwartet.

Doch zurück zur Schwäbischen Maultasche, die - so eine weitere kulturwissenschaftliche Theorie - völlig losgelöst von Bruder Jakob oder arabischen Invasoren und abseits der Seidenstraße erfunden worden sein könnte; nämlich schlicht und ergreifend von einem kreativen, experimentierfreudigen Koch, der neue kulinarische Wege beschreiten wollte, und dies überaus erfolgreich tat. (GEA)