REUTLINGEN. Auf der Suche nach Lichtblicken in Zeiten der Coronakrise fordert der Reutlinger General-Anzeiger seine Leser auf, von besonders erfreulichen Erlebnissen zu berichten oder einfach Tipps zu geben, wie man sich die Zeit mangels anderer Ablenkungen zu Hause vertreiben kann und wie man den Nachwuchs beschäftigt, so lange Kindergärten und Schulen geschlossen sind. Heute veröffentlichen wir weitere Zuschriften, die uns im Leserforum oder anderweitig erreicht haben, ganz, auszugsweise oder nacherzählt.
- Den Reinigungskräften sei Dank
Gabriele Schirm arbeitet in einem großen Reutlinger Konzern und ist dort organisatorisch für die Reinigung und die Betriebshygiene zuständig. »Die Reinigung des kompletten Betriebsgeländes ist an Fremdfirmen vergeben, die täglich mit circa 80 Reinigungskräfte vor Ort sind«, schreibt sie. »Jeden Morgen ab 6 Uhr sind die Damen und Herren im Werk und sorgen dafür, dass alle Bereiche sauber gereinigt werden, dass Seifen und Handtücher bestückt werden und der Müll abtransportiert wird. Gerade in der jetzigen Zeit ist Hygiene und Sauberkeit außerordentlich wichtig.«
Nur durch den unermüdlichen Einsatz des Reinigungspersonals sei es möglich, so Gabriele Schirm, »dass unseren Mitarbeitern einen sauberen Arbeitsplatz und saubere sanitäre Anlagen gewährleisten«. Nachdem in den Medien regelmäßig neue Berichte kämen, welche Leistungen nicht mehr erbracht werden, die Reinigungskräfte aber jeden Morgen im Einsatz seien, wolle sie »ein herzliches Dankeschön sagen, an alle Reinigungskräfte, die bei uns im Werk, in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Arztpraxen oder auch sonst wo eingesetzt sind. Danke an Sie alle, sie können stolz sein auf sich und ihre Arbeit, denn sie tragen gerade jetzt maßgeblich zur Aufrechterhaltung wichtiger Funktionen und daher zur Krisenbewältigung bei«, schreibt Gabriele Schirm.
- Regenbogen im Fenster
Familie Reeth aus Eningen freut sich über bunte Regenbogen, die vereinzelt in den Fenstern hängen. »Wenn man mit seinem Kind spazieren geht, kann das Kind sich daran erfreuen und wie wir selber einen basteln, und diese auf dem Spaziergang auch noch zählen.« Jessica Reeth findet die Aktion super und hofft, dass noch viele mitmachen.
- Mit dem Malen begonnen
»Ich bin Jahrgang 1939 und leider nun seit fast einem Jahr verwitwet«, schreibt H.L. (Name ist der Redaktion gekannt), der eigentlich nicht an die Öffentlichkeit gehen wollte: »Gott sei Dank bin ich noch mobil und kann meinem Jugendhobby, die Modellfliegerei, wieder betreiben. Nun war das Wetter seit Silvester 2019 dazu nicht mehr gut genug. Zur Freizeitbeschäftigung habe ich mit der Malerei begonnen, nicht als Künstler. So habe ich einfach frühere Fotos in Acryl oder in Öl nachgemalt. Nun sind es schon 15 Bilder geworden.« Jetzt könne er dank der besseren Wetterbedingungen sein Modell jedoch auf der Alb wieder fliegen lassen – für ihn auf jeden Fall ein Lichtblick.
- Zu Tränen gerührt
»Einfach nur froh, dass es in diesen Tagen noch solche Menschen gibt, denen das Wohl der Mitmenschen nicht egal ist, und ihnen gerne helfen«, ist »Doro« aus einer Kreisgemeinde. Sie war mit ihrem Freund in jenen Zeiten zum Großeinkauf unterwegs, als andere Toilettenpapier horteten. Es galt, die kranken Eltern des Freundes, seinen Bruder, die Oma und die Großeltern mitzuversorgen. Im ersten Laden war das begehrte Gut ausverkauft, im zweiten wurden sie fündig, »acht Rollen in einer Packung, direkt auf der Palette« – aber auch ein großes Schild mit dem Hinweis: »Für jeden Haushalt nur eine Packung.« Was also tun? Rausgehen und wieder reinkommen, um mehrere Haushalte vorzutäuschen, oder zwei Packungen in den Wagen legen und der Kassiererin erklären, dass man eigentlich sogar für vier Haushalte einkaufe? Doro und ihr Freund entschieden sich für Letzteres, um dann jedoch von der Kassiererin als dreist beschimpft zu werden. Der herbeigerufene Filialleiter habe sich zwar konstruktiver gezeigt, aber sie seien »sehr geschockt über die Beschimpfungen« gewesen und darüber, dass es offenbar »nichts mehr zählt, wenn man ehrlich ist«.
Dann jedoch der Lichtblick: Eine Frau kam auf die beiden zu und fragte sie, ob sie ihnen Klopapier schenken dürfe. »Mein Freund und ich waren beide erst mal sehr komplex und erklärten ihr, dass wir mit den zwei Packungen schon gut zurechtkommen. Doch sie ließ nicht locker und berichtete uns, dass sie und ihr Freund unabhängig voneinander losgezogen sind, um Klopapier zu kaufen und auch er Klopapier gefunden hat.«
Die von Doro und deren Freund angebotene Bezahlung lehnt die Spenderin ab: Man solle doch jeden Tag eine gute Tat vollbringen! »Diese Überschneidung der vielen unterschiedlichen Emotionen rührte mich zu Tränen«, schreibt Doro. Und wünscht dem GEA: »Dass Sie in dieser Zeit noch mehr tolle Geschichten erreichen, die die Hilfsbereitschaft der anderen zeigen.« (rh)
LICHTBLICKE IN KRISENZEITEN
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