REUTLINGEN. Die erste große Aufregung hat sich gelegt, doch das Thema Luftreinhaltung bewegt noch immer die Gemüter. Das zeigen die Beiträge zum GEA-Leserforum. Sie reichen von harscher Kritik über Verständnis bis hin zu konstruktiven Vorschlägen, was besser oder anders gemacht werden könnte – etwa die Pförtnerampel schon am Hohbuchknoten einzurichten und so den Durchgangsverkehr auf die Ost-West-Trasse zu lenken.
Barbara Kärn-Wilk: »Freundliche« Einkaufsstadt?
Es ist eine Sache, Reutlingen zu umfahren, weil man von A nach B will. Da helfen der Tunnel und eine gute Beschilderung. Anders ist es, wenn man nach Reutlingen rein will. Sei es, man arbeitet da oder, was unterstützenswert ist, man will dort einkaufen oder andere Dinge erledigen. Da nützt eine Ampelschaltung nicht, bei der man ewig im Stau steht … man bleibt in Tübingen oder geht nach Metzingen. Reutlingen die »freundliche« Einkaufsstadt?
Oliver Meckes: Wann kommen endlich Schnellbusse?
Erstaunt war ich schon, dass ich nachts aus Stuttgart kommend plötzlich bis zum Südbahnhof mit grüner Welle durchkomme. Auch die Gegenrichtung – Südbahnhof Lederstraße, Karlstraße, franz.K – flutscht. Das hätte auch früher schon so sein können. 15 Jahre, wohlgemerkt nachts und sonntags, hatte ich da Stop-and-go. Fließender Verkehr war offensichtlich nicht gewollt. Brauchte man ein Argument für den Scheibengipfeltunnel? Die »Pförtnerampeln« sind eine Zumutung, vor allem für die Pförtner-Anwohner. Jetzt haben die Dreck, Lärm und Gestank vor der Haustür – aber da wird ja nicht gemessen. Was wir brauchen, sind nicht noch mehr und größere Straßen, sondern endlich ein durchgängiges Nah- und Mittelstreckennetz von Bus und Bahn.
Wann kommen endlich Schnellbusse, die die Städte miteinander verbinden und nicht in jedem Kaff fünf Mal halten? Da muss ein Konzept her, das lokale Zubringer an schnelle Distanzbusse anbindet. Es kann doch nicht sein, dass Busse, die über die Alb fahren, gleichzeitig die Nah- und Fernstrecke abzudecken versuchen. Wer steigt in einen Bus, wenn er damit drei Mal so lange braucht wie mit dem Auto – trotz Stau?!
Sabine Hausch: Attraktive Stadt mit mehr Lebensqualität
Die Lederstraße ist eine wichtige Ader Reutlingens. Mit den Maßnahmen Tempo 40 und Lkw-Durchfahrtsverbot ist die Stadt auf dem richtigen Weg. Die Senkung der Luftschadstoffbelastung für mehr Lebensqualität ist unabdingbar, aber es geht um mehr. Es geht um ein gesellschaftliches Umdenken. Die Stadt braucht eine Vision. Die Pfeiler sind Lärmminderung, Entschleunigung des Straßenverkehrs und letztlich auch eine Verbesserung des Stadtbilds.
Manfred Limbach: Pförtnerampel am Hohbuchknoten?
Als Anwohner der Konrad-Adenauer-Straße habe ich die aktuelle Verkehrsentwicklung an der Pförtnerampel Konrad-Adenauer-Straße häufig im Blickfeld. Seit Einrichtung der Pförtnerampel hat sich der Stau auf der Konrad-Adenauer-Straße meist bis zu »Ford Kimmerle« aufgebaut und das trotz des großen Hinweisschilds auf der B 28 kurz vor der Ausfahrt Reutlingen. Dies führt zu teilweise abenteuerlichen Verkehrssituationen, wie zum Beispiel Wenden auf der Bundesstraße trotz zweifach durchgezogener Mittellinie oder Befahren des Gehwegs mit Kraftfahrzeugen, um schneller in die Einfahrt der Gewerbetreibenden, beziehungsweise der dortigen Wohnhäuser zu kommen.
Wäre es nicht sinnvoller, die Pförtnerampel bereits am Hohbuchknoten einzurichten? In diesem Fall würde der Stau bereits auf der B 28 außerhalb Reutlingens sichtbar entstehen und der Durchgangsverkehr würde sich in Richtung der von der Stadt vorgesehenen Umgehung (Schieferstraße) verlagern, da dort Verkehrsfluss herrscht.
Felix Lumpp: Problem wird verlagert
Uns das Verlagern des Problems aus dem Messbereich raus als Erfolg verkaufen zu wollen, ist eigentlich eine echte Frechheit. Natürlich ist mein Gehweg sauber, wenn ich den Dreck zum Nachbarn schiebe, aber das löst doch nicht ansatzweise ein Problem. Ich lasse mein Auto stehen, so oft es geht, fahre sommers wie winters mit dem Fahrrad zur Arbeit, zum Einkaufen, zu Kunden, und das ist in Reutlingen oft ein gefährliches und immer ein gesundheitsbelastendes Unterfangen. Was wir brauchen, ist eine echte Verkehrswende, ein billiger und guter öffentlicher Nahverkehr, innovative Lösungen. Hallo, wir sind hier im Musterländle der Tüftler und Erfinder, wo sind die zukunftsweisenden Konzepte, die uns die Arbeitsplätze jenseits des Verbrennungsmotors sichern? Warum als Modellregion nicht neue Wege gehen? Da ist mir dieser billige Trick echt zu wenig.
Hans Bock: Luftqualität wurde verbessert
»Fehler in Reutlingen erkannt und Maßnahmen in die Wege geleitet.« So möchte ich die momentane Situation bei uns in der Stadt bezeichnen. Durch die kontinuierliche Umsetzung des vorliegenden Luftreinhalteplans in die Praxis wurde die Luftqualität verbessert und wird sicher wie bisher erfolgreich in Reutlingen fortgeführt. Erfreulich ist natürlich, dass an einigen Stellen in der Stadt (wie in der Karlstraße, Rommelsbacher Straße und in der Lederstraße) einige Geschwindigkeitsänderungen vorgenommen wurden und nach Überprüfung der ersten Ergebnisse durch das Regierungspräsidium Tübingen dies bestätigt wurde. Die Stickoxidbelastungen in Reutlingen wurden auf 52 Mikrogramm (EU-Grenzwert ist 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel) wesentlich reduziert und das in kürzester Zeit. Das vorderste Ziel muss sein, weiter in der Luftreinigung voranzukommen und dadurch eventuell Fahrverbote bei uns zu vermeiden.
Klaus Huber: Täglich Probleme beim Rein- und Rausfahren
Vor der Umstellung der Ampeln war die Fahrt nach und aus Reutlingen heraus immer mit Stau verbunden, weil schon zu dieser Zeit die Ampelsteuerung aus der Steinzeit war und immer noch ist. Mehrfach haben meine Kollegen und ich die beiden Zuständigen darauf hingewiesen und auch Hilfe angeboten, um die Problematik zu verstehen. Leider liefen alle Versuche ins Leere.
Jetzt mit der Umstellung aller Ampeln gibt es täglich Probleme beim Reinfahren und Rausfahren, ich komme aus Richtung Alb und muss nach Betzingen, also quer durch. Denn egal, welcher Weg gewählt wird, es ist immer Stau und besonders auf der angepriesenen Umfahrung. Die Stadt hat viel Geld in die Verkehrsführung investiert, was fehlt, ist das positive Ergebnis. Aus meiner Sicht ist es absichtliche Vernichtung von Arbeitskraft, Freizeit und Existenzen der Geschäfte durch die Staus. Hier muss ein sofortiges Umdenken der Verantwortlichen her, bevor es eskaliert, zumal die Messung an dieser Stelle nicht der Norm entsprechend ist.
Dietrich Determann: Regierungspräsident am Stammtisch?
Die im GEA-Bericht vom 20. April referierte Aussage »Er klassifizierte die (erneute) Klage (der Deutschen Umwelthilfe) als Marketingkampagne, um im Gespräch zu bleiben«, disqualifiziert Herrn Tappeser für das Amt eines Regierungspräsidenten. Ohne die erste Klage der Deutschen Umwelthilfe wäre wohl bis heute noch gar nichts geschehen. Die Tatsache, dass jetzt nur noch Maßnahmen mit der Folge der belästigenden Staus auf die Schnelle möglich waren, ist doch am wenigsten der Umwelthilfe anzulasten. Bei dieser Sachlage ist die einseitige populistische Verunglimpfung nach Art einer Stammtischparole durch einen hohen Amtsträger völlig unangebracht. Ein Regierungspräsident sollte so einfach nicht Partei ergreifen, da sollte es tatsächlich eher um die noch nicht vorhandenen Alternativen gehen. Aber vielleicht trauert der Politiker Tappeser noch seinem früheren Landtagsmandat nach.
Karin Kohlmann: In die Zukunft schauen
Unsere Verantwortlichen im Rathaus wie auch im Regierungspräsidium Tübingen sollten dringendst die Annalen schließen und in die Zukunft schauen. Laufende Auskünfte, wie die, der Verkehr habe nicht zugenommen und Messungen von anno dazumal interessieren uns nicht mehr. Die angeblich liebenswerte Großstadt Reutlingen ist mittlerweile Tag und Nacht von einem unerträglich Geräuschpegel umgeben und verschmutzt von Jahr zu Jahr.
Wir brauchen endlich eine kontrollierte Geschwindigkeitsbegrenzung, einen S-Bahn-Anschluss nach Stuttgart und abschließbare Boxen für E-Bikes an den Bahnhöfen. Die aufgestellten schlauen Schilder sind nur provozierend und tragen nicht zu einer Verbesserung bei. Der Verkehr wird verlagert und der ohnehin schwache Einzelhandel in der Innenstadt wird bald ein Lied davon singen können.
Christel Renner: Manchmal ein fröhliches Zuwinken
Es mag sarkastisch klingen oder nicht, es ist echt toll, wenn ich mit meinem E-Rolli mit 6 km/h die Konrad-Adenauer-Straße Höhe Jet-Tankstelle entlangfahre und immer wieder von den gleichen Autofahrern eingeholt werde. Manchmal gibt es ein fröhliches Zuwinken in Höhe AOK, wenn sie dann mit Vollgas (40 km/h) davonrasen.
GEA-LESERFORUM
Weitere Beiträge des Leserforums zum Thema Luftreinhaltung werden in einer der nächsten GEA-Ausgaben veröffentlicht. (GEA)