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Kreiskliniken Reutlingen warnen vor Überlastung

Mit dramatischen Worten hat die Geschäftsführung der Kreiskliniken Reutlingen vor einer Überlastung des Gesundheitswesens in der vierten Welle der Corona-Pandemie gewarnt. Die Forderungen der Mediziner sind eindeutig.

Die meisten Coronapatienten, die auf einer Intensivstation behandelt werden müssen, sind ungeimpft. Das Robert Koch-Institut hat
Eine Intensivstation. Foto: Spata/dpa
Eine Intensivstation.
Foto: Spata/dpa

REUTLINGEN. »Es ist aus unserer Sicht nicht mehr fünf vor Zwölf, sondern nach Zwölf. Die Situation ist extrem kritisch«, warnt Professor Dr. Jörg Martin als Vorsitzender der Geschäftsführung der Kreiskliniken Reutlingen am Mittwoch auf einer Pressekonferenz vor den Folgen einer weiterhin ungebremsten vierten Welle der Corona-Pandemie. Wenn alles so weiter laufe wie bisher sei es eine mathematische Gewissheit, dass es zu einer Überlastung des Gesundheitswesens kommen könne.

»Wir dachten, wir hätten das Schlimmste überstanden - dem ist nicht so«, beschreibt Martin die heikle Lage. Man beobachte im Landkreis Reutlingen extrem hohe Inzidenzen, die man so noch nicht gesehen habe. Der Anstieg der Fallzahlen werde schlimmstenfalls ungebrochen weiter gehen. Hauptsächlich in jüngeren Bevölkerungsgruppen, aber eben auch bei Geimpften oder geimpften Älteren. Auch dies ist eine einfache Rechnung: Mehr Infektionsgeschehen insgesamt bedeutet auch mehr Impfdurchbrüche bei Älteren oder anderen Risikopatienten. Sämtliche Experten betonen jedoch einhellig, es handele sich nunmehr um eine Pandemie der Ungeimpften, fordern geradezu händeringend auf sich impfen zu lassen, wünschen sich eine Booster-Impfung. Denn sämtliche Warnleuchten stehen auf rot, die Alarmstufe im Land werde in Kürze erreicht.

»Wir stecken seit August tief in der Welle drin«, sagt Dr. Dieter Mühlbayer als Chefarzt des Instituts für Labordiagnostik und Krankenhaushygiene der Kreiskliniken Reutlingen, »und wir rechnen damit, den Höhepunkt der zweiten Welle zu überschreiten«. Nach einer Erklärung für die hohen Fallzahlen im Kreis Reutlingen gefragt, ist Mühlbayer ratlos: »Das können wir auch nicht erklären. Es gibt keine Hotspots, die Impfquote ist es auch nicht«. Sehr gut erklären dagegen alle Mediziner, wie sich die drohende Überlastung des Gesundheitswesens auswirken könnte.

Nicht durch wie in Südeuropa auf dem Höhepunkt der Pandemie vor den Kliniken wartende Rettungswagen. Auch nicht dadurch, dass Patienten abgewiesen werden. Auch werde es, so Mühlbauer, bei Bedarf weitere freie Intensivbetten im Klinikum am Steinenberg geben. Im Notfall werde man auch eine zweite Station nur für Covid-Patienten eröffnen. Was aber bereits beginne, seien Einschränkungen des Normalbetriebes. Planbare Operationen würden etwa verschoben.

»Wir werden die vierte Well meistern. Aber die Politik muss endlich handeln«, fasst Geschäftsführer Martin zusammen. Er fordert auch einen Rettungsschirm sowie den Stopp der Diskussion um die Aufhebung der Pandemielage von nationaler Bedeutung. »Derzeit wird alles verharmlost«, so Martin. (GEA)