REUTLINGEN. Wie können wir verantwortungsvoll und trotzdem nicht tatenlos in die nächste Phase der Pandemie gehen? Das fragte sich das Team des Kaffeehäusles bei der Rückkehr aus der Winterpause. »Einfach nur zurück in den Straßenverkauf ist zu wenig«, fasst Irene Gattiker die Diskussion der Stammbelegschaft zusammen, bei der einiges an Ideen für die nächste Zeit zusammen gekommen ist. Manches davon haben die rührigen Mitarbeitenden des inklusiven Cafés in der Reutlinger Pomologie sofort umgesetzt. Anderes wird derzeit im Hintergrund vorbereitet und in den nächsten Wochen Zug um Zug dazukommen.
Straßenverkauf läuft wieder
Der Straßenverkauf ist schon wieder angelaufen. Das hilft, die Verluste des sonst üblichen Tagesgeschäfts ein Stück weit auszugleichen. Und es hilft allen, nicht trübsinnig zu werden, auch wenn bis jetzt kein Ende der Pandemie absehbar ist. »Aktivität ist für uns alle umso wichtiger, je mehr wir in unserem Handlungsspielraum eingegrenzt sind«, sagt Stefanie Krug, die als Gesamtleitung des Bereichs Offene Hilfen der Lebenshilfe und der Bruderhaus Diakonie auch fürs Kaffeehäusle zuständig ist. Allerdings: »Wir suchen keine Schlupflöcher durch die Coronaregeln, sondern nach Ansatzpunkten, mit denen wir unter den gegebenen Bedingungen zurechtkommen können«.
Solche Ansatzpunkte hat man beim Kaffeehäusle zum Beispiel darin gefunden, dass die geplante Ausstellung mit bunten und fröhlichen Blumenbildern von Sibel Peker trotz allem realisiert wurde. Auch wenn immer nur eine Person kurz eintreten darf, um an der Theke eine Essensbestellung abzuholen, ist der Gastraum wie immer liebevoll geschmückt. Die Blumenpracht der gemalten Bilder und der Fensterschmuck der gelernten Floristin Sybille Niepmann erinnern schon jetzt an Frühlingserwachen. An den Reaktionen der Kundschaft lässt sich unschwer ablesen, wie gut das allen tut.
Wechselndes Monatsangebot
Neu ist das wechselnde Monatsangebot, im Januar Kartoffelsuppe und Zitronenkuchen im Glas. Neu ist auch, dass man verstärkt auf die Ausgabe von Pfandgeschirr setzt. Das vermeidet Müll und passt zur Stammkundschaft, die gerne zu mehr Nachhaltigkeit im Umgang mit Ressourcen beiträgt.
Neu ist auch der Lieferservice, den das Kaffeehäusle ab Februar auf besonderen Wunsch in den umliegenden Vierteln Ringelbach, Lerchenbuckel und Georgenberg anbieten möchte. »Wie schön, dass ihr wieder da seid«, hört man oft bei der Essensausgabe, »es gibt aber auch Leute hier ringsum, die das Haus im Moment nicht mehr verlassen können oder wollen, und die beliefern wir gerne, solange die Umstände es erfordern«, erklärt Irene Gattiker.
Und neu ist schließlich die Aktion: »Kauf 1, zahl 2«. Wer will und kann, bezahlt nicht nur die eigene Rechnung, sondern per Gutschein ein weiteres Essen oder Getränk für jemanden, der sich das nicht leicht leisten kann. »Auch diesen Personenkreis wollen wir als Teil unserer Kundschaft wertschätzen und pflegen«, sagt Stefanie Krug, die diese aus Großstädten wie Köln oder Berlin bekannte Idee auch in Reutlingen zum Leben erwecken möchte.
Wenn es die Zeit erlaubt, wird nebenbei an Tischschmuck und hübschen Verpackungen gebastelt, mit der die Essensbestellungen zusätzlich verschönert werden. Weckgläser, Untersetzer, Transportboxen – schön bunt und fröhlich soll es sein, gerade jetzt. (em)