REUTLINGEN. Erst vor zwei Wochen wurde das rollierende System für alle Grundschulklassen eingeführt. Ab heute dürfen nun die Klassen eins bis vier zeitgleich zur Schule. Die Abstandsregel für die Schüler ist ausgesetzt, während die Erwachsenen weiterhin auf die anderthalb Meter zwischen sich achten müssen. Die Klassen der weiterführenden Schulen jedoch besuchen weiterhin im Wechsel den Präsenzunterricht.
Den Überblick bei den sich ständig ändernden Verordnungen zu behalten verlangt Uwe Weber, Leiter des Amts für Schulen, Jugend und Sport, seit März einiges ab. Schulschließung, Notbetreuung, Fernlernunterricht, schrittweise Öffnung für Schulklassen, Hygienevorschriften und Klassengrößen beschäftigen ihn und seine Mitarbeiter seither täglich. So manches Kopfschütteln wird das Lesen der Vorschriften begleitet haben, wenn sie an der Praxis vorbei gingen. Ein immenser Aufwand ist beispielsweise die Umsetzung der Hygienehinweise an den 30 Schulen sowie Schülerbeförderung an die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren. Routen mussten geändert werden, das Angebot wurde täglich anders in Anspruch genommen. Hinzu kommt, dass nur Kinder einer Klasse in diesen Bussen sitzen sollen. Für jedes weitere Kind ist eine zusätzliche Begründung notwendig. Um die Beförderung zu gewährleisten wird an den Schulen das rollierende System bis Mittwoch fortgesetzt, sagt Uwe Weber.
Die Umsetzung der Verordnungen liegt dabei in den Händen der Schulleiter, die ebenfalls unter großer Belastung arbeiten. Allein über die Pfingstferien mussten sie einen neuen Stundenplan für die schrittweise Schulöffnung erstellen, gab Weber im Verwaltungs-, Kultur- und Sozialausschuss einen ausführlichen Überblick zu den Veränderungen während der Corona-Pandemie. Mit der Öffnung der Grundschule endet zudem die Notbetreuung und geht über in den Regelbetrieb. Zu den Themen Soforthilfe, Kurzarbeit und Elternbeiträge bedurfte es eine intensive Begleitung der Fördervereine.
Weiterhin beschäftigt ihn die Sommerferienbetreuung, die Stornierung der Abibälle sowie die Sommerschule, die Kultusministerin Susanne Eisenmann in einem Rundschreiben Mitte vergangener Woche anstelle von verkürzten Ferien vorschlug. Um die Lernrückstände aufzuholen, könnten die Schüler die letzten beiden Ferienwochen freiwillig für angebotene Kurse nutzen. Das wirft für Weber die Fragen nach Räumen und Schülerbeförderung auf.
Nicht lange warten
Offene Fragen gibt es zudem hinsichtlich der digitalen Soforthilfe. Über den Schulträger sollen mobile Endgeräte beschafft werden, je 65 Millionen Euro werden von Bund und Land in Baden-Württemberg zur Verfügung gestellt. Das reiche laut Landesregierung für etwa 300 000 digitale Endgeräte. Mit rund 900 000 Euro rechnet Weber für die Stadt Reutlingen. Der Bedarf an den Schulen wurde abgefragt und schwanke zwischen null und hundert Prozent. Etwa 20 Prozent der Schüler werden einen Bedarf haben, was sich mit den Landeszahlen deckt, sagte Weber.
Der Bedarf der einzelnen Schulen werde im Nachgang justiert. Mit der Bestellung könne die Stadt nicht lange warten. »Die Dinge sind so eilig, der Markt ist so leer, wir rechnen mit einer Wartezeit von sechs Monaten«, sagte Uwe Weber. »Wenn wir nicht sofort an den Markt gehen, werden wir ewig warten.« Hinzu kommt der zeitliche und personelle Aufwand, die Geräte für die Schüler einzurichten. Schließlich müssen die in die IT-Architektur der Schulen eingebunden werden. »Wir haben vor vier Jahren mit der Infrastruktur für die Digitalisierung begonnen«, sagte Verwaltungsbürgermeister Robert Hahn. Eine gute Entscheidung, auf die man mit einem gewissen Stolz zurückblicken könne. (ale)