Mittwoch, 5. Juni 2024
Sandsäcke und Brückensperrung bleiben vorerst in Pfullingen
Vor dem Hintergrund eines weiterhin recht hohen Wasserstandes der Echaz und mit Blick auf die teilweise regenstarken Wettervorhersagen für die nächsten Tage wird die Hochwasserbarriere aus Sandsäcken, die auf der Brücke eingerichtet wurde, dort bis mindestens über das anstehende Wochenende bleiben. Die Stadtverwaltung Pfullingen ruft dazu auf, die Absperrungen ernst zu nehmen und sich von ufernahen Bereichen fernzuhalten. Auch dort, wo sich das Wasser nun langsam zurückzieht, kann weiterhin Gefahr bestehen.
Dienstag, 4. Juni 2024
Frau harrt wegen Hochwassers zweieinhalb Tage in Baumkrone aus
In Schwaben hat sich eine Frau rund zweieinhalb Tage lang in der Krone eines Baums bei Neu-Ulm vor dem Hochwasser in Sicherheit gebracht und so überlebt. Sie war in der Nacht auf Sonntag in dem Wald unterwegs gewesen, als das Wasser immer weiter stieg. Gegen Mitternacht habe sie noch selbst mit dem Handy in der Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst anrufen können. Zudem habe ein Bekannter von ihr Vermisstenanzeige bei der Polizei erstattet. Danach war die Frau über ihr Mobiltelefon nicht mehr erreichbar, möglicherweise wegen eines leeren Akkus. Die Helfer begannen mit den Suchmaßnahmen. Die 32-Jährige wurde schließlich am Dienstagmittag mittels einer Suchdrohne entdeckt und dann gerettet, wie die Polizei berichtete. Die geschwächte und dehydrierte 32-Jährige wurde in ein Krankenhaus gebracht.
Sirchinger Steige gesperrt
Aufgrund des langanhaltenden Regens am Wochenende, muss die L 249 Sirchinger Steige im Bereich Abzweig K 6708 Hanner Steige halbseitg gesperrt werden.
Einsatzkräfte ziehen erste Bilanz
Rund 1.000 Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) seien seit vergangenem Freitag in Baden-Württemberg aktiv gewesen, teilte der DRK-Landesverband am Dienstagmorgen mit. Schwerpunkte waren den Angaben zufolge der Ostalb- sowie der Rems-Murr-Kreis und der Landkreis Ludwigsburg.
Wasserstände an meisten Gewässern fallen
Die Wasserstände an den meisten Gewässern im Südwesten fallen der Hochwasservorhersagezentrale zufolge wieder. »Lediglich am Bodensee und am Oberrhein flussabwärts von Kehl sind noch steigende Tendenzen zu verzeichnen.«, hieß es am Nachmittag im Lagebericht. Die Schifffahrt, die wegen des Hochwassers seit einigen Tagen eingestellt ist, könne voraussichtlich aber erst am Freitagmittag wieder aufgenommen werden, wie eine Sprecherin sagte. Die Pegelstände gingen etwas langsamer zurück als erwartet.
Hangrutsch blockiert Buchbach in Mössingen
Der Belsener Rückhaltedamm hat erstmals eine Überflutung verhindert, aber im Ort droht ein Überlaufen. Wo es in Mössingen noch kritisch werden könnte lesen Sie hier.
Warum hat es soviel geregnet?
Am Wochenende erreichte ein Genua-Tief Baden-Württemberg und Bayern. Es bildete sich in der italienischen Stadt, zog über die Alpen in den Südwesten und weiter nach Tschechien und Polen. Am heftigsten war es über Bayern, danach verlor es an Stärke. Das ist ungewöhnlich: Normalerweise gelangen Genua-Tiefs nur im Winter nach Süddeutschland und bringen Schnee. Dass das Genua-Tief jetzt im Frühling mit Regen kam, liegt an der Abwesenheit von Hochdruckgebieten im Mai. Woher kommen die Wassermassen?
Zugausfälle auf zahlreichen Strecken
Wegen der Hochwasserlage in Teilen Baden-Württembergs und Bayerns kann die Deutsche Bahn einige Strecken im Nah- und Fernverkehr noch immer nicht anfahren. Auf vier Strecken komme es weiterhin zu Zugausfällen, teilte die Deutsche Bahn am Dienstag mit. Auf folgenden Strecken kommt es zu einzelnen Ausfällen und Verspätungen: München-Nürnberg-Erfurt-Berlin, Karlsruhe-Stuttgart-Ulm, Augsburg-München, Stuttgart-Mannheim-Frankfurt(M), München-Lindau-Bregenz-Zürich, Karlsruhe-Stuttgart-Crailsheim-Nürnberg, Augsburg-Kempten(Allgäu)-Oberstdorf, Nürnberg-Würzburg.
Nach Dauerregen ist Entspannung in Sicht
Licht am Ende des Tunnels und eine Entspannung der Lage sieht Wetterfrosch Roland Hummel: Die nächsten drei Tage soll es sonnig und warm werden, Regen ist nicht in Sicht. Am Wochenende bleibt es dann wohl zwar nicht überall komplett trocken, die kleineren lokalen Schauer und Gewitter stehen aber in keinem Verhältnis zu dem, was in den vergangenen Tagen los war. Auch eine vorsichtige Prognose für die Zeit danach wagt Hummel schon: »Es sieht nach ganz passablem Sommerwetter aus, in der ersten Juni-Hälfte bekommen wir zwar keine Hitze, aber Temperaturen um die 20 Grad.« Nach Dauerregen ist Entspannung in Sicht
DLRG aus Reutlingen hilft in Bayern
Das Land Baden-Württemberg schickt Dutzende Rettungskräfte und mehrere sogenannte Wasserrettungszüge ins Hochwassergebiet nach Bayern. Nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) sind derzeit 74 Einsatzkräfte im Freistaat im Einsatz. Darunter auch Wasserrettunsgzüge aus Reutlingen und Ulm. Bayern habe demnach am Sonntag ein Hilfeersuchen an das baden-württembergische Innenministerium gerichtet und Wasserrettungszüge angefordert, um lokale Kräfte zu unterstützen oder abzulösen. Ziel war laut DLRG das schwäbische Günzburg.
Montag, 3. Juni 2024
Lichtensteiner Feuerwehr: Belastungsgrenze längst ereicht
Auch bei der Feuerwehr Lichtensteins war die Belastungsgrenze am Wochenende längst erreicht. In der Nacht zu Montag war sie noch einmal gefordert worden. Zwischen 0 und 2 Uhr stieg der Pegel der Echaz um weitere 20 Zentimeter. Am katholischen Gemeindehaus in Unterhausen war das zu viel für die davor errichtete Barriere. Das Echazwasser strömte darüber, floss ein Stück zurück und flutete einen Neubau. Seit Montagmorgen hat Feuerwehrkommandant Andreas Daum noch 20 Helfer im Wechsel in Einsatz. Wie es in der Region weitergeht.
Reutlinger Feuerwehr zieht Bilanz
Nach einem Wochenende voller Regen hat der stellvertretende Abteilungsleiter der Reutlinger Feuerwehr, Hartmut Möck, eine gute Nachricht zu verkünden: »Der Scheitelpunkt ist erreicht, wir erwarten Entspannung im Laufe des Nachmittags. Wir können jetzt mit dem Aufräumen beginnen.« Die Pegel an den Gewässern werde man aber natürlich weiterhin im Auge behalten. Rund 300 Einsatzkräfte waren am Wochenende mit den Folgen des Dauerregens beschäftigt. Im gesamten Landkreis waren es 115 Einsatzstellen, im Reutlinger Stadtgebiet bis Sonntagabend 13. Die komplette Bilanz der Reutlinger Feuerwehr ist hier zu finden.
Hangrutsch an der Achalm
Der Weg von Eningen hoch zur Achalm musste wegen eines Erdrutsches gesperrt werden. Auch die Reutlinger Seite war ein wenig betroffen, aber von hier aus war das Achalmhotel weiterhin zu erreichen, der Betrieb konnte normal weitergehen, berichtet der stellvertretende Reutlinger Feuerwehrkommandant Hartmut Möck. In der Sonntagnacht wurde die Straße von der Feuerwehrabteilung Reutlingen kontrolliert und das Tiefbauamt informiert, das sich nun ein Bild von etwaigen Schäden machen wird. (GEA)
In Reutlingen und Region bleibt es vorerst trocken
Nach tagelangem Dauerregen gibt der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Montagmittag Entwarnung. Der Regen konzentriert sich heute hauptsächlich auf Oberschwaben, sagt Meteorologe Christian Ehrmann dem GEA. In Reutlingen und der Region Neckar-Alb bleibt es vorerst trocken. Vereinzelte, leichte Schauer sind am Dienstag auf der Alb nicht auszuschließen. Die Temperaturen dort erreichen in den nächsten Tagen bis zu 20 Grad, in Reutlingen und Tübingen wird es bis zu 22 Grad warm. Doch zum Wochenende hin ändert sich die Wetterlage laut DWD wieder. Vom Südwesten wird feuchte Luft erwartet, sodass es zu kräftigen Schauern und Gewittern kommen kann.
Hochwasserlage im Land weiter kritisch
Überflutungen und Hochwasser beschäftigen weiterhin die Einsatzkräfte in Baden-Württemberg. Im Fokus liegt dabei derzeit der Rems-Murr-Kreis, nordöstlich von Stuttgart. Hier hat sich die Hochwasserlage unerwartet verschärft. Das teilte das Landratsamt am Montagmorgen mit. Die Lage schien am Sonntagabend eigentlich bereits unter Kontrolle zu sein, wie die Behörde mitteilte. Nach dem extremen Starkregen in der Nacht habe man nun aber den Katastrophen-Voralarm ausgelöst. Auch im Ostalbkreis und im Kreis Göppingen ist die Situation dramatisch. Im Leintal im Ostalbkreis wurden Orte evakuiert. In Uhingen und Ebersbach im Kreis Göppingen gibt es massive Überflutungen. Auch dort sind mehrere Gebäude evakuiert worden. Wie sich die Lage in Baden-Württemberg weiter entwickelt: Hier ein Überblick.
Wasserstand des Neckars soll noch einmal ansteigen
Laut Hochwasservorhersagezentrale soll der Pegelstand des neckars am Messpunkt bei Kirchentellinsfurt im Laufe des Montagvormittags weiter ansteigen und am Mittag den Höchststand von etwa 5 Metern erreichen. Dann hätte er damit die Marke eines zweijährigen Hochwasses deutlich überschtitten. Danach soll der Pegel aber rasch wieder sinken. In der Nacht zum Dienstag soll das Wasserstand wieder unter den Hochwassermeldewert von 3,30 Metern fallen.
Pegel an mehreren Messpunkten sinken
Nach dem der Pegel der Echaz, die auch durch Reutlingen fließt, auch in Wannweil am Montagmorgen noch steil angestiegen war, sinkt er seit dem Vormittag deutlich. Ein zehnjähriges Hochwasser von 1,55 Metern war nicht erreicht worden. Am Wochenende war aber mehrfach ein fünfjähriges Hochwasser überschritten worden.
Sinkende Tendenz beim Pegel der Erms in Urach
Seit dem Sonntagmittag sinkt der Pegel der Erms, die sich am Wochenende als reißender Wildwasserbach präsentiert hatte. Der Pegel lag am Montagvormittag bei etwas über 1,20 und damit über einem zehnjährigen Hochwasser. Die Tendenz zeigt aber auf fallenden Wasserstand.
Sperrung der B28 aufgehoben
Die Bundesstraße 28, die wegen Überflutungen zwischen Tübingen und reutlingen am Morgen gesperrt worden war, ist seit kurz nach 8 Uhr wieder befahrbar.
B28 zwischen Tübingen und Reutlingen teilweise gesperrt
Wegen Überflutungen bleibt die B28 von Tübingen in Richtung Reutlingen ab dem Ortsende von Tübingen vorerst gesperrt. Das teilte am Morgen das Polizeipräsidium Reutlingen mit. Ebenfalls gesperrt sind die Auffahrten Kusterdingen und Jettenburg auf die B28 in Richtung Tübingen. Auch hier stehen die Fahrbahnen zum Teil noch unter Wasser. Komplett gesperrt ist auch die Landesstraße 394 bei Nehren. (rr)
Sonntag, 2. Juni 2024
Hangrutsch und Einsturzgefahr: Die Lage in Urach
In Bad Urach gibt es am Samstagabend die ersten Einsätze im Stadtgebiet: Vollgelaufene Keller oder Pumpen für Häuser am Hang, in deren Gärten plötzlich Quellen entspringen. Gegen 23 Uhr dann die Meldung, dass auf dem Gustav-Magenwirth-Weg Dreck die Straße runterkommt. »Zehn Minuten später wussten wir, dass wir wieder einen Erdrutsch haben«, sagt Bürgermeister Elmar Rebmann. Genau wie 2013, an fast der gleichen Stelle oberhalb von Magura. »Wir haben noch in der Nacht entschieden, das darunterliegende Gebäude in der Eckisstraße sicherheitshalber zu evakuieren«, so der Verwaltungs-Chef. Für die 25 Bewohner richtet die Verwaltung eine Notunterkunft in der Mensa der Barbara-Gonzaga-Gemeinschaftsschule ein, das DRK kümmert sich um die Verpflegung.
Betroffen vom Hangrutsch sind die rund 40 Menschen, die in der Straße »Am Samuelstein« wohnen. Sie können ihre Autos erst zur Mittagszeit über einen schmalen Spazierweg umparken. Der verschüttete Gustav-Magenwirth-Weg bleibt gesperrt, am Montag folgen weitere Untersuchungen.
Brenzlig wird es am Samstag dann auch auf dem Betriebsgelände von Sika: Weil der Ermskanal überläuft, wird ein Verwaltungsgebäude vom Wasser bedroht. Die Werksfeuerwehr pumpt zusammen mit der Uracher Feuerwehr das Wasser ab. Weitere Hilfe kommt von der Pfullinger Feuerwehr, die 1.500 Sandsäcke liefert. Um die Mittagszeit eine weitere alarmierende Meldung: Bei einem Gebäude in der Stuttgarter Straße hat die Erms die Grundmauern teilweise unterhöhlt – ein Teil bricht ab. Einsturzgefahr. »Wir haben dieses Haus deshalb auch geräumt«, sagt Kommandant Dörner. Positive Nachricht im Gegenzug: Die Bewohner des geräumten Gebäudes in der Eckisstraße dürfen zurückkommen, auch die Häuser oberhalb des Erdrutsches sind wieder »frei«.
Die zweite gute Nachricht: Die Feuerwehr hat die Lage am unterirdischen Pumpenhaus im Maisental wieder im Griff. Das soff ab, weil von unten das Grundwasser reindrückte und von oben das Wasser reinfloss. Der Brunnen ist wichtig für die Wasserversorgung am Vorwerk Güterstein und am Fohlenhof oben auf der Alb. Das große Hochwasser 2013 war noch schlimmer als das von diesem Wochenende: In der Baustelle zum Elsach-Center stürzte ein Arbeiter in die Elsach, wurde mitgerissen und ertrank. (and)
Lauter wird zum reißenden Fluss
Im Großen Lautertal zwischen Offenhausen und Unterwilzingen ist die eigentlich beschauliche Lauter zu einem reißenden Fluss geworden. Am Sonntagmorgen befindet sie sich größtenteils noch in ihrem bis zum Rand gefüllten Flussbett. Doch durch einen starken Gewitterregen am späteren Nachmittag hat sich die Lage schon von Gomadingen her deutlich zugespitzt. Kurzzeitig muss die Straße zwischen Wasserstetten und Dapfen wegen eines Feuerwehreinsatzes auf Höhe Ölmühle gesperrt werden, weil sie durch Wasser aus einem gegenüberliegenden Seitental unpassierbar ist. »Flächenwasser ist von oben an den tiefsten Punkt in die Ölmühle gelaufen. Wir haben den Strom abgeschaltet, die Kanalschächte frei gemacht und das Wasser abgepumpt«, so der stellvertretende Abteilungskommandant Dirk Holder.
Im gesamten Lautertal weicht der Fluss in Wiesen aus, so etwa rund um das Bootshaus in Bichishausen und am Spielplatz in Anhausen in Richtung Hoher Gießel. In diesem Bereich muss die Feuerwehrabteilung Indelhausen/Anhausen an diesem Nachmittag Vollalarm auslösen, um durch das Legen von Sandsäcken zu verhindern, dass Wasser von der Wiese die angrenzende Kläranlage flutet. »Überall talaufwärts müssen die Fallenstöcke geöffnet werden, so dass das ganze Wasser schließlich bei uns am Ende des Lautertals in großen Mengen ankommt. Wir müssen gerüstet sein«, sagt Karl-Josef Aßfalg. (in)
40 Einsätze in Lichtenstein bislang
Von Freitagabend 23.30 Uhr bis Sonntagnachmittag ist die Feuerwehr Lichtenstein zu 40 Einsätzen ausgerückt, viele davon präventiv. Das sagt der Pressesprecher der Gemeinde und der Feuerwehr, Kai Bitz. Am Bauhof, im Drossel- und Schwalbenweg, haben die Einsatzkräfte mobile Schutzwände angebracht. Ein besonderer Gefahrenbereich ist die Moltkestraße, derzeit besonders im Fokus weil sie auch noch Umleitungsstrecke für den Überlandverkehr ist. Der Pegel steht am Sonntagnachmittag am katholischen Gemeindehaus um 15 Uhr bei 1,44 Meter, normal ist etwa ein halber Meter. Er soll weiter steigen.
An der Brücke gab es ob der großen Wassermengen einen Rückstau. In Honau sperrte die Verwaltung die Schlösslessteige. Dort waren Bäume umgestürzt. In diesem Bereich gab es 2013 einen Hangrutsch nach einem Unwetter. Deshalb beobachtet der Verwaltungsstabs, dem Bürgermeister Peter Nußbaum, Bauamts- wie Bauhofleiter, Feuerwehr-Kommandant Andreas Daum sowie Pressesprecher Bitz angehören, diese Zone besonders. Ein Geologe wurde dafür am Samstag und Sonntag zu Rate gezogen. Der Austritt von Wasser aus dem Hang habe sich am Sonntagnachmittag zwar verstärkt, so der Bürgermeister »aber ohne Druck, eher wie ein Rinnsal«. Das ließ die Verantwortlichen hoffen, ein Hangrutsch sei in der derzeitigen Situation nicht zu befürchten. An drei Orten ist die Feuerwehr am Sonntagnachmittag im Einsatz. An der Lichtensteinhalle hat der Bauhof einen Container mit Sand aufgestellt, wo sich die Bevölkerung Sandsäcke abfüllen konnte.
Für den Bürgermeister haben sich die Maßnahmen, die nach dem Unwetter 2013 erfolgt sind, bislang bewährt. Gleichwohl schauen zur Mittagszeit am Sonntag alle mit kritischer Miene in den Himmel. Denn für den Abend sind wieder Gewitter angesagt. 50 Feuerwehrmänner und -frauen waren seit Freitagnacht im Einsatz. Am Samstag kam Überlandhilfe von der Metzinger Feuerwehr dazu. (diet)
Neckarpegel in Mittelstadt steigt
Gegen 15 Uhr ist der Neckar in Mittelstadt unterhalb der Wittumhalde über das Ufer getreten. Die Polizei hat sowohl den Radweg dort, als auch den Zugang zum Sportplatz des FC Mittelstadt abgesperrt. Zahlreiche Schaulustige verfolgen den Anstieg des Flusses, immer wieder kommt es sogar zu kleinen Verkehrsbehinderungen. Währendessen verdunkeln sich die Gesichter der unmittelbaren Fluss-Anlieger zunehmend. Sandsäcke werden aufgeschichtet. Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg hatte für den Sonntagmittag eigentlich einen sinkenden Pegel vorhergesagt. Nun steigt er bei Kirchentellinsfurt aber. Gegen 15.45 Uhr liegt er bei 4,17 Meter. (kk)
Kommandant Hermann: »Pegel teilweise kritisch«
Reutlingens Feuerwehr-Chef Stefan Hermann bilanziert im GEA-Gespräch am Sonntagmittag: »Die Pegel sind teilweise kritisch. Vor allem an der Echaz.« Man bleibe in Alarmbereitschaft. Feuerwehrleute und Mitarbeiter der Stadtentwässerung fahren aktuell »neuralgische Punkte« ab, so Hermann. Beispielsweise den Neckar in Altenburg und Mittelstadt. In Mittelstadt hat sich der Fluss in ein reißendes Gewässer verwandelt, das von zahlreichen Fußgängern und Radfahrern fasziniert beobachtet und fotografiert wird.
Die Reutlinger Feuerwehr habe erstmals »das neue Konzept Sonderlage hochgefahren«, so Hermann. Dabei sei die Stadt in vier Abschnitte unterteilt. In jedem Abschnitt gibt es Abschnittsleitungen, die mit den Feuerwehren vor Ort direkt Entscheidungen treffen. Alles läuft dezentraler - und schneller. »Das basiert auf Erkenntnissen aus vielen Unwetterlagen der letzten Jahre«, so Hermann. (kk)
Metzingen: »Mit einem blauen Auge davon gekommen«
»Das Wochenende war insgesamt sehr unruhig. Wir sind bislang aber mit einem blauen Auge davon gekommen.« Das ist die Bilanz von Metzingens Feuerwehr-Kommandant Hartmut Holder am Sonntag gegen 14 Uhr. Doch er blickt weiter mit bangem Blick auf den Unwetterradar. Der DWD hat für den Nachmittag nochmal schwere Gewitter prognostiziert. Rund 20 bis 25 Unwetter-Einsätze habe man im Metzinger Gebiet an diesem Wochenende gehabt, so Holder. Ein landwirtschaftliches Anwesen an der Erms habe man durch das Aufstellen eines mobilen Schutzdamms vor der sicheren Überflutung retten können. »An diesem Damm stand am Ende das Wasser 35 Zentimeter hoch«, so Holder.
Was Holder ärgert: »Das Unwetter war tagelang angekündigt. Und die Gebiete, die nun betroffen waren, waren auch schon bei anderen Unwetter-Ereignissen betroffen.« Einige Menschen hätten aber leider eine »Vollkaskomentalität, die rufen eben an, wenn das Wasser im Haus steht« - ohne vorzusorgen. (kk)
Riederich hatte bislang Glück
»Ich habe die Erms in dieser Fließgeschwindigkeit noch nie gesehen. Und ich bin jetzt seit knapp 23 Jahren Kommandant.« Riederichs Feuerwehr-Kommandant Harald Hacker berichtet, dass die Einsatzkräfte in seiner Gemeinde der Nacht von Samstag auf Sonntag alarmiert wurden. 2 Meter - das sei der kritische Pegelstand an der Erms. »Dann stößt sie an die Brücke beim Feuerwehrhaus und schwappt auch ein bisschen drüber.« Diese kritische Marke war eigentlich den ganzen Samstag erreicht, in der Nacht sei es nochmal knapp geworden - aber am Ende gut ausgegangen.
Schon in der Nacht von Freitag auf Samstag hätten er und seine Leute die Fußwege am Wasser abgesperrt. »Sonst hatten wir bislang Glück. Wir mussten keine Keller auspumpen.« Beim großen Hochwasser 2013 habe die Erms 2,24 Meter Pegel gehabt. (kk)
Sehr angespannte Lage in Lichtenstein
Als »sehr angespannt« bezeichnet Lichtensteins Feuerwehrkommandant Andreas Daum die Lage am Sonntagvormittag in Unterhausen. »Die Echaz ist noch einmal fünf Zentimeter gestiegen über Nacht«, berichtet er. Seit dem frühen Morgen sind die Einsatzkräfte wieder unterwegs, um Straßen und Gebäude vor Überflutung zu schützen. Besonders kritische Stellen sind das katholische Gemeindezentrum und der Drosselweg. Dort sind Hochwasserschutzbarrieren eingerichtet worden. Gesperrt ist in Unterhausen inzwischen die Bahnhofstraße in Richtung Bauhof. »Am Samstagmorgen gab es eine Geräuschkulisse im Bereich Gießstein«, schildert Daum, »wir befürchteten, dass eventuell der Hang dort in Bewegung geraten sein könnte.« Mithilfe der Drohnen wurde das betroffene Gebiet inspiziert, am Nachmittag wurde auch ein Geologe hinzugezogen. Der habe dann Entwarnung gegeben: Der Hang rutschte nicht. Lediglich an der Oberfläche hatten sich Felsteile gelockert, waren teilweise in Richtung Schlösslessteige abgerutscht und hatten Äste mitgerissen.
Hochwasserlage im Lautertal hält sich in Grenzen
Im Großen Lautertal zwischen Offenhausen und Unterwilzingen führt die Lauter nach den starken und langen Regenfällen der letzten Tage zwar überdurchschnittlich viel Wasser, größtenteils aber befindet sie sich noch in ihrem bis zum Rand gefüllten Flussbett. Nur an einigen Stellen, so etwa beim Bootshaus in Bichishausen oder am Spielplatz in Anhausen in Richtung Hoher Gießel, ist der Fluss über die Ufer getreten, das Wasser steht hier in den Wiesen, wo es keinen Schaden anrichten kann. Den direkten Anwohnern zur Lauter droht bisher keine Gefahr. Zum Glück ist der Regen am Sonntag weniger geworden. Bleibt es in den nächsten Tagen trocken, geht das Wasser erfahrungsgemäß an dem relativ kleinen, jetzt derzeit recht ordentlichen, teilweise reißenden Gewässer innerhalb einiger Tage wieder zurück. (in)
Einsatz auf der Alb nicht nötig
Die Albhochfläche im Landkreis Reutlingen hat übers vergangene Wochenende ebenfalls viel Wasser von oben abgekommen. Dort wurden aber keine schwerwiegenden Überschwemmungen der Gächinger Lauter, der Großen Lauter, des Schörzbachs, des Münsinger Stadtbachs oder der Lauchert gemeldet, informierte Kreisbrandmeister Wolfram Auch am Samstagabend auf Nachfrage. Auch am Sonntag gab es auf der Albhochfläche keine Behinderungen, teilte der stellvertretende Kreisbrandmeister Hartmut Holder dieser Zeitung mit. Die Feuerwehr Engstingen konnte deshalb in Pfullingen mithelfen, die dringend benötigten Sandsäcke zu befüllen, fügte er hinzu. (lejo)
Hohe Pegel an den Bächen in Eningen
In Eningen können die Einsatzkräfte der Feuerwehr am Sonntagvormittag durchschnaufen. »Die Lage ist momentan ruhig«, sagt Kommandant Heiko Seibold auf GEA-Nachfrage. Die Pegel an den Bächen seien hoch, einige Wege seien bereits überflutet, etwa der Weg zum Freibad. Dort wurden Sandsackbarrieren errichtet, »gerade noch rechtzeitig«, sagt Seibold, »sonst wäre das Vereinsheim der Modellflieger vollgelaufen«. Das Freibad selbst ist geschlossen.
25 Menschen werden in Bad Urach nach Erdrutsch evakuiert
Gegen 23 Uhr wurde am Samstag die Polizei alarmiert, dass es in Bad Urach zu einem Erdrutsch im Bereich Gustav-Magenwirth-Weg und Eckisstraße gekommen war. Zwei an dem Hang angrenzende Wohngebäude waren davon betroffen. 25 Menschen mussten evakuiert werden. Verletzt wurde laut Polizei niemand. Vor Ort war der die Feuerwehr mit sieben Fahrzeugen und 42 Einsatzkräften. Neben der Polizei waren noch das THW und der Rettungsdienst im Einsatz. Auslöser des Erdrutsches waren die starken Regenfälle, die den Hang unterspülten und Teile davon abrutschen ließen.
Kein Bahnfernverkehr zwischen Stuttgart und München
Nach einem Erdrutsch in Schwäbisch Gmünd gibt es derzeit keinen Bahnfernverkehr zwischen Stuttgart und München. Wie lange die Strecke unterbrochen sein würde, konnte ein Bahnsprecher am frühen Sonntagmorgen nicht abschätzen. Der Erdrutsch blockiert die Ausweichstrecke zwischen Aalen und Stuttgart, nachdem bereits zuvor zwischen Ulm und Augsburg kein Fernverkehr wegen des Hochwassers in Süddeutschland möglich war und Fernzüge umgeleitet werden mussten. Infolge des Erdrutsches waren zwei Waggons eines ICE bei Schwäbisch Gmünd entgleist. Schwäbisch Gmünd liegt etwa 50 Kilometer östlich von Stuttgart.
Samstag, 1. Juni 2024
Kreis Tübingen schickt Überlandhilfe nach Oberschwaben
Der Landkreis Ravensburg hat um Überlandhilfe bei der Bekämpfung des Unwetters gebeten. Am Samstagabend wurde der Hochwasserzug des Landkreises Tübingen alarmiert. Die Einheit besteht aus mehreren Einsatzfahrzeugen der Feuerwehren. Für die Hilfe im 90 Kilometer entfernten Bad Waldsee rückten ein Löschfahrzeug und ein Wechselladerfahrzeug mit dem Abrollbehälter Technische Rettung der Abteilung Stadtmitte Mössingen aus. Außerdem die Gerätewagen Hochwasser und Technik samt Führungsfahrzeug der Feuerwehr Bodelshausen. Den rund zwanzig freiwilligen Helfern werden vor Ort ihre Einsatzstellen zugeteilt.
Pfullingen schützt sich vor Überflutungen
Obwohl der Regen in den vergangenen Stunden nachgelassen hat, fehlt in Pfullingen nicht mehr viel, bis die Echaz über die Ufer tritt. Zudem steigen die Pegel in Unterhausen weiter. Das Wasser trifft mit einem Zeitversatz von zehn Stunden in Pfullingen ein. Um die tiefer liegenden Häuser in der Gönninger Straße vor einer möglichen Überflutung in der Nacht zu schützen, baut die Feuerwehr derzeit prophylaktisch eine Barriere aus Sandsäcken. (ps)
Feuerwehren im Land im Dauereinsatz
Regen ohne Ende in Baden-Württemberg. Mit Tausenden Sandsäcken kämpfen Einsatzkräfte gegen drohende Überflutungen. Einige Flüsse sind bereits über die Ufer getreten. Im Landkreis Göppingen hatte der Regen das Trinkwasser verunreinigt. Für eine Gemeinde gilt ein Abkochgebot. In Meckenbeuren wurde 1.300 Menschen geraten, ihr Zuhause zu verlassen. Die starken Regenfälle sorgten zudem für einen steigenden Wasserstand des Rheins. Die Hochwasservorhersagezentrale (HVZ) in Karlsruhe ging am Samstag davon aus, dass am Rhein-Pegel Maxau die kritische Marke von 7,50 Metern überschritten wird, mit der Folge, dass auf dem entsprechenden Rheinabschnitt bei Karlsruhe die Schiffe nicht mehr weiterfahren können. Mehr zur Lage im Land, lesen Sie hier.
Lauchert steckt Starkregen gut weg
Im Bereich der mittleren Alb hat die Lauchert den Starkregen gut weggesteckt. Die Lage stellt sich zwischen Willmandingen und Mägerkingen unkritisch dar. Trotzdem bildeten sich im Talbereich zahlreiche Seen und setzten Wiesenflächen und Äcker unter Wasser. In den beiden Quellorten der Lauchert an den Ortsenden von Melchingen und Willmandingen konnten die noch schmalen Bachbette nicht das gesamte Oberflächenwasser der umliegenden Hänge aufnehmen. Deshalb floss in beiden Dörfern das Wasser auch über die beiden Lauchertstraßen in die Dörfer hinein - ohne Schaden anzurichten. Zudem hat der erste Zulauf der Lauchert, die Woog sich. auf ihren sechs Fließkilometern zu einem Fluss entwickelt, der Wiesen und Feldweg flutete.(mey)
Eninger Feuerwehr seit Freitag mit 14 witterungsbedingten Einsätzen
Der Dauerregen hat auch die Eninger Feuerwehr auf Trab gehalten. Am Freitag kam es zu vier unwetterbedingten Einsätzen durch die Feuerwehr. »Hauptsächlich musste Oberflächenwasser umgeleitet sowie ein Wassereintritt in einem Gebäude beseitigt werden«, schreibt Stefan Göppinger von der Eninger Feuerwehr dem GEA. Seit Samstag seien zudem Bacheinläufe, Rechen und Rückhaltebecken kontrolliert worden. »Insgesamt sind heute Stand 16 Uhr zehn Einsatzstellen zu verzeichnen. Schwerpunkte sind die Bereiche Obtal sowie das Arbachtal zu nennen. In Spitzenzeiten waren 45 Einsatzkräfte der Feuerwehr beteiligt.«
Mega-Hochwasser im Echaztal vor genau elf Jahren
Heute vor genau elf Jahren kam es im Echaztal zu zahlreichen Überschwemmungen. In Unterhausen verlegte der Reißenbach seinen Lauf auf die Fahrbahn der Bundesstraße 312, die deshalb streckenweise nicht befahrbar war. In Pfullingen überflutete der Eierbach zeitweise die Schlossstraße. Teile der Kurt-App-Halle und die Sporthalle des Friedrich-Schiller-Gymnasiums liefen voll. Es kam zu Hangrutschen, die Feuerwehren waren im Dauereinsatz.
DWD setzt Warnstufe für die Region herunter
Seit Freitag galt laut Deutschem Wetterdienst (DWD) für die Landkreise Reutlingen und Tübingen die zweithöchste Warnstufe, bei Römerstein und in anderen Teilen Baden-Württembergs sogar die höchste. Um die Mittagszeit hat der DWD nun die Warnstufe für die Region Neckar-Alb gesenkt, kündigte aber gleichzeitig Gewitter mit teils mehrstündigem Regen an.
Radweg auf der Alb unter Wasser
Die Albhochfläche im Landkreis Reutlingen hat übers Wochenende ebenfalls viel Wasser von oben abgekommen. Dort wurden aber keine Überschwemmungen der Gächinger Lauter, der Großen Lauter, des Schörzbachs, des Münsinger Stadtbachs oder der Lauchert gemeldet, sagt Kreisbrandmeister Wolfram Auch am Samstagnachmittag auf Nachfrage des GEA. »Wir haben keine Einsatzstellen auf der Alb.« Der Radweg zwischen Gomadingen und Gächingen, der parallel zur Gächinger Lauter beziehungsweise der Landesstraße 249 verläuft, stand zeitweise unter Wasser. (lejo)
Ermstalbrücke in Riederich kurz vor Überflutung
Im Ermstal ist die Lage trotz Dauerregen entspannt, sagt Metzingens Feuerwehrkommandant Hartmut Holder dem GEA. »Die Erms ist am Anschlag, aber überschaubar.« Zwar sei der Fluss an einigen Stellen über die Ufer getreten, doch die Renaturierungsbecken hätten viel Wasser aufgefangen. »Die Präventivmaßnahmen haben viel Schaden vermieden.« Aktuell gebe es fünf bis zehn Einsatzstellen, weil Grundwasser in Gebäude eingedrungen sei. In Riederich sei die Ermsbrücke beim Feuerwehrhaus zwischenzeitlich »Zentimeter vor der Überflutung gestanden«.
Mobiler Schutzzaun in Lichtenstein
Die Feuerwehr Metzingen ist aktuell in Lichtenstein im Einsatz. »Wir sind mit drei Fahrzeugen vor Ort und bauen einen mobilen Schutzzaun auf«, so der Metzinger Feuerwehrkommandant Hartmut Holder auf GEA-Nachfrage. Die 30 Meter lange Barriere aus mit Wasser gefüllten Kunststoffbehältern soll verhindern, dass der Katholische Kindergarten in Unterhausen überflutet wird. Auch Sandsäcke werden gestapelt. Die Lichtensteiner Feuerwehr ist nach Angaben von Kommandant Andreas Daum bereits seit Freitag, 23 Uhr, im Einsatz, um vor allem vor Überschwemmungen vorzusorgen. Nach kurzer Pause von 4.30 bis 7 Uhr sind rund 40 Kräfte seither wieder auf den Beinen.
Drei-Achtel-Kanal in Pfullingen übergelaufen
»Wir hatten im Stadtgebiet Pfullingen einige kleine Einsatzstellen«, teilte der Pfullinger Feuerwehrkommandant Dietmar Rall dem GEA mit. So ist der Drei-Achtel-Kanal der Echaz in der Leonhardtstraße bereits übergelaufen und auch im Bereich Gönninger Straße/Klemmenstraße wurden bereits Sandsäcke benötigt. Kritisch sei die Lage auch schon an der Erms in Urach und Dettingen. Die Einsatzkräfte haben an der Echaz die Wasserstände ständig im Blick. »Die Pegel in Lichtenstein steigen weiter«, sagt Rall. Nach Erfahrungswerten dauere es etwa zwölf Stunden, bis die Wassermenge in Pfullingen ankomme. Genau vorhersagen lasse sich das aber nicht. (ps)
Feuerwehr Reutlingen: Lage unter Kontrolle, aber angespannt
Die Feuerwehr Reutlingen musste am Samstag zu mehreren witterungsbedingten Einsätzen ausrücken - nach Unterhausen, Honau, Pfullingen, Bad Urach, Eningen und ins Stadtgebiet Reutlingen. »Dort sind Keller vollgelaufen, flächenmäßige Überflutungen gibt es aktuell nicht«, sagte Feuerwehrkommandant Stefan Hermann dem GEA. Die Lage sei derzeit zwar unter Kontrolle, doch es gebe eine gewisse Anspannung. Nach Rücksprache mit einem Meteorologen des Deutschen Wetterdiensts rechne die Reutlinger Feuerwehr noch bis Montag mit weiteren erheblichen Niederschlägen.
Neckar und Echaz werden regelmäßig kontrolliert
»Reutlingen, Pfullingen und Dettingen bereiten sich organisatorisch auf Überflutungen vor.« Ob es dazu kommt, sei schwer zu sagen. »Das kommt darauf an, wie viel Regen auf einmal fällt und wie viel schon abgeflossen ist.« Um für den Ernstfall vorbereitet zu sein, kontrollieren Feuerwehr und Stadtentwässerung laut Hermann regelmäßig die Bereiche um Echaz und Neckar. Außerdem sei man dabei, die Sandsack-Reserven in Zusammenarbeit mit Pfullingen aufzufüllen. »Die Sandsack-Füllmaschine der Feuerwehr Reutlingen ist derzeit in Ostrach im Kreis Sigmaringen im Einsatz.« Dort hatte es massive Überflutungen gegeben.
Erdrutsch bei Gönningen - Straße gesperrt
Die Landstraße 383 im Landkreis Reutlingen ist wegen eines Erdrutsches halbseitig gesperrt worden. Die Sperrung zwischen Gönningen und Öschingen dauere nach Angaben der Polizei von Samstag bis zum Nachmittag an. Grund für den Erdrutsch war demnach der anhaltende Regen.
Sandsäcke bei der Feuerwehr Pfullingen
Stadt und Feuerwehr Pfullingen warnen auf Instagram vor erhöhten Wasserständen. »Die Freiwillige Feuerwehr und Teams der Stadtverwaltung sind bereits an mehreren Stellen im Ort im Einsatz bzw. behalten den Pegel der Echaz umsichtig im Auge«, heißt es in einem Posting. Mit Unterstützung der Kollegen aus Engstingen hat die Pfullinger Feuerwehr begonnen, Sandsäcke zu befüllen. »Wer sich mit Sandsäcken ausstatten möchte, kann diese im Feuerwehrhaus zu 50 Cent pro Stück erwerben. Diese sind leer und können dann bei der Firma Weiss Baustoffe in der Benzstraße 9 in Pfullingen aufgefüllt werden.«
Dauerregen hat Auswirkungen auf Amateurfußball
Die starken Regenfälle am Freitag und Samstag werden, haben auch Auswirkungen auf den Amateurfußball. Der Württembergische Fußballverband (WFV) hat den Funktionären auf Bezirksebene eine Vorgehensweise an die Hand gegeben. Im Bezirk Alb sind sämtliche Begegnungen der Bezirksliga, der Kreisliga A und der B-Liga für den heutigen Samstag terminiert. Ausgefallene Spiele mit einer Bedeutung für den Auf- oder Abstieg müssen nachgeholt werden, heißt es in dem Schreiben des WFV. Sie sollen am Dienstag, 4. Juni, oder Mittwoch, 5. Juni, ausgetragen werden. Wenn eine Partie keine Bedeutung im Auf- oder Abstiegskampf hat, kann das Spiel nachgeholt werden, muss aber nicht. Dann gibt es eine 0:3-Wertung für beide Teams. »Einige kritische Plätze gibt es«, befürchten der Bezirks-Vorsitzende Josef Haug und Bezirks-Spielleiter Wolfgang Rieker den einen oder anderen Ausfall. Das Heimspiel des SSV Reutlingen gegen den ATSV Mutschelbach wird nach GEA-Informationen stattfinden.
Wasserstand der Echaz bei Wannweil mehr als verdoppelt
Noch treten die Flüsse in der Region Neckar-Alb zwar noch nicht über die Ufer, wie auf der Pegelkarte der Hochwasservorhersagezentrale (HVZ) zu sehen ist, wurden zum Freitagabend hin jedoch diverse Werte überschritten. So hat beispielsweise die Echaz, die auch durch Reutlingen und Pfullingen fließt, am Messpunkt in Wannweil bereits einen Zweijahres-Höchstwert erreicht. Seit Freitagmorgen hat sich der Wasserstand fast verdoppelt - von rund 50 Zentimetern bis auf mehr als einen Meter. In der Nacht auf Samstag stieg das Wasser bis auf 1,40 Meter, sank dann im Laufe des Tages aber wieder auf 1,10 Meter.
Erms bei Bad Urach überschreitet 50-Jahres-Marke
Ähnlich zugelegt hatte am Wochenende die Erms bei Riederich: Am Freitagmittag zeigte der Pegel noch einen Wasserstand von 70 Zentimetern, am Abend waren es 1,30 Meter. Damit auch hier der Zweijahres-Höchstwert überschritten. Die Fünf- und die Zehnjahres-Marken wurden in der Nacht überschritten, der Höchststand betrug zeitweise 1,90 Meter. In Bad Urach führt die Erms laut HVZ so viel Wasser, wie sie es im Schnitt nur alle 50 Jahre tut.
Neckar bei Kirchentellinsfurt überschreitet Zweijahres-Hoch
Am Samstagmittag stand der Pegel des Neckars bei K'furt bei 3,80 Meter. Damit ist das Zweijahres-Hoch überschritten. Bis zum Montagmittag soll das Wasser laut HVZ-Voraussage noch bis auf 5 Meter ansteigen. Der Pegelstand bei der Steinlach in Tübingen war seit Freitag von 50 Zentimetern auf bis zu 1,50 Metern gestiegen. Die Lauchert bei Mägerkingen führt weiter mehr Wasser. Hier lag der Pegel am Samstagmittag bei etwa 1,40 Meter, Tendenz steigend.
Zweithöchste Warnstufe vor Dauerregen
Dauerregen und kein Ende in Sicht. Der Niederschlag soll laut Wetterbericht auch in Reutlingen und der Region Neckar-Alb bis Montag andauern. Bis zu 90 Liter pro Quadratmeter könnten vom Himmel fallen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rief bereits am Freitag für die Landkreise Reutlingen und Tübingen die zweithöchste Warnstufe aus, bei Römerstein und in anderen Teilen Baden-Württembergs sogar die höchste. Am Samstagvormittag blieb die Lage unverändert angespannt.
DWD: Gefahren für Leib und Leben
Bei der aktuellen Wetterlage warnt der DWD vor Gefahren für Leib und Leben durch Überflutungen von Straßen und Unterführungen sowie gewässernahen Gebäuden. Möglich seien auch Erdrutsche. Die Handlungsempfehlungen des Wetterdienstes lauten: Überflutete und gefährdete Abschnitte meiden, Verhalten im Straßenverkehr anpassen, Behinderungen auf Verkehrswegen einplanen und gegebenenfalls vorbeugend Hochwasser-Schutzmaßnahmen treffen. Bei drohender oder bereits bestehender Überflutung sollten Keller sofort verlassen werden. Wichtig sei auch, sich über die Hochwasserlage unter www.hochwasserzentralen.de zu informieren.
Jahrhunderthochwasser befürchtet
Deutlich schlimmer als die Region Neckar-Alb ist bislang der Osten und der Süden Baden-Württembergs von Hochwasser betroffen. Starker Dauerregen sorgt für steigende Pegelstände. Menschen unweit des Bodensees und in Oberschwaben sollten am Freitagabend ihre Häuser verlassen. Auch wenn es in der Nacht zunächst keine großflächigen Überflutungen gab, wird vielerorts ein Jahrhunderthochwasser befürchtet. Die Lage in Baden-Württemberg im Überblick.